Hallo liebe BücherTreffler!
Dieser Ladythriller fiel mir als Leseexemplar schon vor geraumer Zeit in die Hände, ich bin jedoch erst in der letzten Woche dazu gekommen, es zu lesen. Der Buchrücken verkündet - wie man es gewohnt ist - euphorische Ausrufe wie "Bester Frauenthriller aller Zeiten!", was mich grundsätzlich erstmal skeptisch macht
Inhaltlich geht es um die 32jährige Margot Heijne, die in den Niederlanden wohnt und sich gerade von ihrem langjährigen Freund getrennt hat, nachdem dieser - klassischerweise - mit ihrer besten Freundin fremdgegangen war. Margot fällt zunächst in ein tiefes Loch - sie nimmt zu und suhlt sich im Selbstmitleid. Aber sie zieht auch in eine neue Wohnung und versucht, ihr Leben neu zu ordnen...
Auf dem Weg nach London zu einem Wochenendtrip wird sie im Flugzeug von einem Mann angesprochen. Er steckt ihr spontan seine Handynummer zu und lädt sie ein, ihn doch anzurufen, wenn sie sich dieses Wochenende nach Gesellschaft sehnen sollte... Die beiden beginnen eine Affäre, die sie auch in den heimatlichen Niederlanden weiterführen. Es stellt sich heraus, dass Margots neuer Freund Leon Wagner, ein berühmter und entsprechend wohlhabender Kunstfotograf aus Amsterdam ist, der in exklusiven Restaurants diniert und nur in den teuersten Hotels nächtigt. Mit der Zeit nimmt dieser Mann immer mehr Einfluss auf Margots privates wie berufliches Leben und Margot merkt, dass sie sich ernsthaft in ihn verliebt hat... Doch dann findet die junge Frau etwas heraus, dass Leon ihr bislang verschwiegen hat: seine Exfreundin, die Margot auf unheimliche Weise sehr ähnelt, beging vor einigen Monaten Selbstmord...
Ich möchte nicht zu viel verraten, um euch nicht die Spannung zu nehmen, aber vielleicht noch so viel: der Leser weiß ab der ersten Seite, dass Ediths Ableben kein Selbstmord war...
Der Roman ist in recht handliche Kapitel unterteilt, die sowohl aus der Sicht Margots (Ich-Perspektive und Gegenwarts-Form), als auch des Mörders verfasst sind, was sich schnell aufgrund einer unterschiedlichen Schriftart identifizieren lässt und das Springen zwischen den (psychologischen) Welten erleichtert. Tatsächlich gelingt es der Autorin, ihren Leser in den Bann zu ziehen, sie spielt mit unseren Vermutungen und Befürchtungen und gibt dabei selbigen immer neuen Nährboden, durch subtil gestreute Hinweise. So wird Leon ganz und gar nicht als angenehmer Zeitgenosse dargestellt, es fiel mir schwer, eine Beziehung zu ihm aufzubauen, er bleibt verschlossen und geheimnisvoll. All das erhöht durchaus den Reiz am Lesen und es ist nicht leicht, dieses Buch zur Seite zu legen, weil man einfach wissen will, ob man die eigenen Ahnungen bestätigt finden wird.
Dennoch fand ich diesen Thriller nicht "überragend" und als den "besten Frauenthriller aller Zeiten" würde ich ihn auch beim besten Willen nicht bezeichnen wollen. Es ist eine kurzweilige und spannende Lektüre, die menschliche Abgründe aufzeigt und eine leichte Gänsehaut verursacht, ohne dabei viel blutiges Gemetzel anrichten zu müssen. Auf der anderen Seite konnte ich persönlich beispielsweise mit den vereinzelt eingestreuten Sex-Szenen nicht so viel anfangen, da habe ich schon Schöneres gelesen - aber das ist ja auch immer Geschmackssache!
Alles in allem ein gelungener Roman, den ich gern gelesen habe. Ich vergebe Sterne!