"Stolen" ist der erste Teen-Novel der Autorin Lucy Christopher. Die Übersetzung "Ich wünschte, ich könnte dich hassen" erscheint im Februar 2011.
Inhaltsbeschreibung von Amazon:
Sixteen year old Gemma is kidnapped from Bangkok airport and taken to the Australian Outback. This wild and desolate landscape becomes almost a character in the book, so vividly is it described. Ty, her captor, is no stereotype. He is young, fit and completely gorgeous. This new life in the wilderness has been years in the planning. He loves only her, wants only her. Under the hot glare of the Australian sun, cut off from the world outside, can the force of his love make Gemma love him back? The story takes the form of a letter, written by Gemma to Ty, reflecting on those strange and disturbing months in the outback. Months when the lines between love and obsession, and love and dependency, blur until they don't exist - almost.
Meine Meinung
Die 16-jährige Gemma befindet sich mit ihren Eltern auf dem Weg nach Vietnam. Am Flughafen in Bangkok legt die Familie einen Zwischenstopp ein. Gemma hat dort einen Streit mit ihren Eltern und lässt diese genervt in der Abflughalle zurück, um sich einen Kaffee zu holen. In der Kaffeebar trifft sie auf Ty, Mitte 20, der sie zugleich fasziniert und ängstigt. Ty lädt Gemma auf einen Kaffee ein und beide kommen ins Gespräch. Bereits zu diesem Zeitpunkt hat sie das ungewisse Gefühl, diesen jungen Mann zu kennen und gleichzeitig ihm ein wenig zu vertraut zu sein. Und da geschieht das Unfassbare: Ty schüttet Gemma heimlich ein Pulver in ihren Kaffee und schafft es so, sie zu entführen. Erst nach einigen Tagen wird dem Mädchen bewusst, wo sie sich befindet: mitten in der australischen Wüste.
Als ich den Klappentext des Buches las, dachte ich: "Wieder eine Geschichte über das Stockholmsyndrom", also das Syndrom, bei welchem die Geisel sich in den Geiselnehmer verliebt. Doch so einfach macht es Lucy Christopher ihren Lesern nicht - wer also einfach gestrickte Geschichten mit klaren Sympathieträgern und Bösewichten mag, wird hier nicht auf seine Kosten kommen. Denn nach und nach erfährt Gemma immer mehr über ihren Entführer Ty. Den kleinen Jungen, um den sich nie jemand gesorgt hat, der nie jemanden hatte, der nur für ihn ganz allein da war, der Trost in der Natur und den Sternen fand und nirgendwo wirklich hinzugehören schien. Wie Gemma wusste ich zu keiner Zeit, ob ich Ty hassen oder mögen sollte. Zumal man sich unweigerlich fragt: Kann man jemanden, der einfach einen anderen Menschen entführt, tatsächlich mögen?
"Stolen" ist ein Roman in Briefform, ein Brief, den Gemma rückblickend an Ty schreibt - ihren Entführer, den sie in ihren Schilderungen immer nur "you" nennt. Die Sprache des Romans weiß auf jeden Fall zu überzeugen. Die Sätze sind oft kurz und wirken aneinandergereiht; sie spiegeln Gemmas Emotionen wieder. "Stolen", so fühlt sie sich, gestohlen, entführt, eingesperrt, allein. Doch als sie erfährt, dass sie nicht zufällig Tys Opfer wurde, sondern dass er sie bereits seit Jahren beobachtet hat, ja sie besser zu kennen scheint, als sie sich selbst, da kommen ihr Zweifel. Ist sie tatsächlich so anders als alle in ihrer Umgebung? War sie wirklich so unglücklich mit ihren Eltern, die sich mehr für Geld und Ruhm als für die eigene Tochter interessierten? Oder mit ihren Freunden Anna und Ben, für die sie inzwischen nur noch das fünfte Rad am Wagen war? Gemma denkt nach, geht in sich und beginnt, der Schönheit Australiens und somit auch Ty eine Chance zu geben. Sie versucht alles mit seinen Augen zu sehen und auf einmal wird auch ihr Schreibstil ruhiger, die Sätze länger voller Ehrfurcht und Liebe zu dem, was sie um sich herum erlebt. Und genau in diesem Moment bietet sich ihr die Chance, die sie sich seit vielen Tagen wünscht: Ty ist bereit, Gemma tatsächlich gehen zu lassen. Wird sie es tun, kann sie es überhaupt noch? Und was wird dann aus ihr und Ty?
Ich will gar nicht zu viel über das Ende verraten, nur so viel: ich wusste schließlich selbst nicht mehr, was ich mir, was ich Gemma wünschen sollte. Man hofft in einem Roman eigentlich immer auf ein Happy End, das schien mir im Fall einer solchen Entführung aber unpassend. Die Einordnung in eine Kategorie ist mir ebenso schwer gefallen, Lucy Christopher bezeichnet ihr Buch als einen Teen-Novel. Das kann man eigentlich so stehen lassen, auch wenn ich ihn eher für Teens im Alter von 15 und aufwärts empfehlen würde.
Für mich ein Buch, das sowohl für Teenager als auch für Erwachsene geeignet ist und von mir glatte bekommt.