Unzählige Male ließ ich mir den Titel des Buches auf der Zunge zergehen – Scherbenmond. Das sollte also der heißersehnte Nachfolger von Splitterherz sein, den ich hier in meinen Händen hielt. Ganz klar, das Cover ist genau so wunderschön, wie das des Vorgängers, und da dieser mich vollkommen umgehauen hatte, waren meine Erwartungen natürlich auch dementsprechend hoch.
Die Autorin
Bettina Belitz, Jahrgang 1973, studierte Geschichte, Literatur- und Medienwissenschaft. Im Anschluss an ihr Studium arbeitete sie als Redakteurin und freie Journalistin. Heute lebt sie mit ihrer kleinen Familie im schönen Westerwald und schreibt dort zurzeit unter anderem an der Fortsetzung zu Splitterherz und Scherbenmond.
Kurzbeschreibung
Ellie, die immer noch an der Trennung von Colin, zu knabbern hat, fährt auf Anweisung ihres Vaters nach Hamburg zu ihrem Bruder um diesen zurück nach Hause zu holen. Doch Ellie merkt schnell, dass dies eine unmögliche Aufgabe zu sein scheint. Was ist überhaupt mit ihrem Bruder passiert? Warum führt er sein Medizinstudium nicht fort? Und wer ist überhaupt dieser übelgelaunte, herumkommandierende und ständig gestresste Typ, der die ganze Zeit um Paul herum scharwenzelt und Ellie komplett ignoriert? Eins ist ihr jedenfalls sofort klar: mit Paul stimmt irgendetwas nicht und sie muss wissen, was los ist.
Rezension
Scherbenmond ist derzeit eine der von mir am sehnsüchtigsten erwarteten Neuerscheinung. Gespannt hab ich gelesen und habe währenddessen so ziemlich alles an Gefühlen erlebt, die es gibt. Ich war gebannt vor Spannung, habe gelacht, mich gelangweilt, ein paar Tränchen verdrückt, habe mich mit Ellie gefürchtet und war stellenweise richtig genervt und wütend. Insgesamt also eine bunte Mischung.
Nachdem ich von Splitterherz so begeistert war, musste es natürlich genau so spektakulär weitergehen - doch scheinbar hatte ich mir da einfach zu viel erhofft, denn eine Steigerung zum Vorgänger gibt es nicht. Stattdessen dümpelt die Handlung stellenweise ganz schön vor sich hin, dieser Sog, der mich im ersten Teil noch mitgerissen hatte, den gab es hier einfach nicht. Ich hätte das Buch jederzeit beiseite legen oder tagelang eine Lesepause einlegen können, ohne dass es mich gestört hätte. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ich wollte doch einen Pageturner.
Der Schreibstil von Bettina Belitz ist recht locker, sodass es sich natürlich auch sehr flüssig lesen lässt, anderes ist man von ihr ja glücklicherweise nicht gewohnt. Die Handlung ist teilweise gerade für die Zielgruppe Teenager sehr ansprechend. Denn schließlich geht es hier auch um die üblichen Probleme der Jugendlichen: Freundschaft, Drogen, Sex(ualität). So direkt hat mich das persönlich alles aber leider nicht unbedingt angesprochen. Glücklicherweise ist es jedoch nicht sonderlich fatal, wenn man bereits einige Einzelheiten aus Splitterherz vergessen hat. Denn die Autorin greift die wichtigsten Details im Laufe des Buches erneut kurz auf.
Man erfährt nicht wirklich sehr viel mehr über die Personen, die man bereits kennt, stattdessen werden die neuen Charaktere auch nur recht oberflächlich angeschnitten. Ich hätte mir gewünscht, dass beispielsweise noch mehr Fakten über die Arbeit von Ellies Vater ans Licht gebracht werden, das hätte schließlich thematisch auch sehr gut gepasst. Doch auch hier gibt es nur vereinzelt ein paar wage Andeutungen, sonst nichts. Ein bisschen mehr Tiefgang hätten Ellie, Tillman & Co. sicherlich nicht geschadet. Auch wenn Tillmann eine tolle Rolle bekommen hat, manchmal hätte ihm ein wenig mehr Verstand trotzdem ganz gut getan. Auch hat mich Ellies Verhalten zum Ende hin sehr genervt. Bis zu einem gewissen Punkt konnte ich mich sehr gut in ihre Lage hineinversetzen, doch als es dann zum Showdown kam, fand ich es nur noch verwirrend und merkwürdig. Ihr Verhalten und ihre Eigenarten werden zwar zum Schluss noch erklärt, doch für mich ist das leider nicht genug. Ich hatte öfters das Verlang das Mädel bei den Schultern zu packen und sie wach zu rütteln um ihr dann zu sagen "Mensch Ellie, denk doch mal nach!".
Dennoch beschreibt Bettina Belitz die verschiedenen Szenen absolut authentisch, sodass man als Leser keinerlei Probleme hat in die Geschichte hinein zu finden.
Im Großen und Ganzen ist die Fortsetzung dennoch ganz gut gelungen, wenn eben auch nicht so grandios, wie Splitterherz. Allen Fans von Ellie und Colin rate ich, dieses Buch zu lesen. Wer vom ersten Teil schon nicht wirklich begeistert war, sollte auf diesen Band wohl lieber verzichten. Trotz allem freue ich mich schon sehr auf das große Finale mit Ellie, Colin und Tillmann. Ich hoffe, dass wir dann den großen Kampf zwischen Colin und Tessa erleben dürfen und Ellie endlich mehr über den Verbleib ihres Vaters in Erfahrung bringen kann.
Fazit
Scherbenmond liest sich im Ganzen recht nett und auch sehr flüssig am Stück, doch es macht eher den Eindruck eines leichten Unterhaltungsfilms mit zu knapp bemessenem Budget, in dem leider an den Spezialeffekten gespart wurde. Für begeisterte Anhänger des ersten Teils jedoch auf alle Fälle zu empfehlen!
von 5