Ich bin und bleibe es wahrscheinlich auch immer, ein Hunter Fan. Von Ihm zu lesen macht mir immer wieder Spaß bzw. ist es immer wieder so, von einem alten Bekannten zu hören/lesen. Beckett hat es geschafft mit dieser Buchfigur einen ganz wunderbaren, lebenden Charakter zu zeichnen. Man erfährt nie wirklich viel Privates über ihn, kennt ihn aber irgendwie doch. Man leidet mit ihm, man arbeitet mit ihm und vor allen Dingen zittert man immer wieder mit ihm mit.
Das kann ich voll und ganz unterschreiben. Wenn man genau überlegt hat Hunter, außer einem interessanten Beruf und dem üblichen Schicksalsschlag einer Hauptperson in einer Krimireihe, eigentlich nicht wirklich etwas Besonderes an sich. Und trotzdem mag ich ihn total gerne und kann eigentlich gar nicht sagen warum. Vielleicht ist es ja der Punkt, dass er kein hyperintelligenter, knallharter Supercop ist.
Ansonsten kann ich nur sagen: Simon Beckett hat (fast) wieder zu alter Stärke zurückgefunden! Ich hatte schon leichte Bedenken. "Die Chemie des Todes" und "Kalte Asche" gehörten zu den besten Thrillern, die ich in den letzten Jahren gelesen habe, aber "Leichenblässe" war für mich nicht mehr als Krimieinheitsbrei und sehr durchschnittlich. Ich habe schon befürchtet, dass dem Autoren die Ideen ausgegangen sind. Aber "Verwesung" hat wieder alle Stärken Becketts ausgespielt, auch wenn ich dieses Mal die forensischen Details vermisst habe. In erster Linie war für mich die tolle Atmosphäre fesselnd. Das gruselige Moor, das abgelegene Haus von Sophie, und dann läuft noch ein brutaler, fast übermenschlicher Serienkiller frei herum. Einfach genial! Auch den Fall mit der Verknüpfung in die Vergangenheit fand ich sehr spannend. Man ahnte von Anfang an, dass hier irgendetwas nicht so ist, wie es scheint. Ich hab gerätselt und gerätselt, aber ich bin nicht drauf gekommen, was es sein könnte. Die Auflösung war zwar nicht übermäßig spektakulär, aber für mich doch sehr überraschend.
Fazit: "Verwesung" war für mich eine sehr positive Überraschung und Beckett konnte von der Qualität her fast an die ersten beiden Teile seiner Hunter-Reihe anknüpfen.