Wolfgang Herrndorf - Tschick

  • Als ich das Buch 2010 zum ersten Mal las, gefiel es mir schon sehr. Die Sprache ist jugendlich, einfach und transportiert dennoch mit viel Humor sehr anschaulich, wie viel so ein Jugendlicher wahrnimmt und fühlt. Zum Beispiel wie bewegend so ein Gewittersturm auf dem Land sein kann. Oder wie herzlich und lecker das Mittagessen bei einer kinderreichen Familie, die auf den ersten Blick ziemlich schräg rüberkommt und nicht dem sogenannten Normalen entspricht.
    Der Erzähler Maik lernt bei dieser verrückten Reise:



    Und gesprochen, gibt's das ganze hier als Podcast: Tschick zum zweiten Mal gelesen.


    Nun habe ich Tschick auch ausgelesen.


    Eine abenteuerliche Reise zweier Jugendlicher irgendwo in Deutschland, die auf ihrem Trip allerlei skurrile Charaktere kennenlernen, vor Allem aber sich selbst.


    Maik und Tschick sinnieren mal lustig, mal ernsthaft über Leben und Tod, Insektengalaxien und "beige" Menschen (diesen Begriff werde ich nie wieder vergessen :totlach: )


    Die Textstelle oben ist auch bei mir im Gedächtnis geblieben, mir erging es bisher auf Reisen ebenfalls nicht anders.


    Zudem fand ich die Textstelle sehr interessant, wo Maik sich fragt, warum sich sein Eltern nicht scheiden lassen. Er schlussfolgert in etwa:



    Zitat

    Vielleicht mögen sie es, unglücklich zu sein.


    Ein Buch, das zum Nachdenken anregt und das man mit Sicherheit nicht vergisst.

  • Nachdem ich "Tschick" gestern beendet habe, hier wie immer meine Meinung dazu.


    Als die Cousine meines Lebensgefährten mir das Buch in die Hand drückte, meinte sie nur: "Ich habe es von Freundinnen geschenkt bekommen, aber das ist so gar nicht meins." Schon nach den ersten Seiten konnte ich mir das sehr gut vorstellen und mir wurde klar: "Tschick" ist anders.


    Zunächst lernt man Maik kennen, den kleinen unscheinbaren Langweiler. Zumindest sieht er selbst sich gern so, was mir unverständlich war, nachdem mir schon der erste Satz des Buches mit diesem Gesicht zurückließ: 8-[ . Man begleitet Maik also eine Runde, bevor der Namensgeber des Buches auftaucht: Tschick. Ich wusste lange Zeit nicht, ob ich ihn sympatisch finden sollte oder nicht. Tschick ist ein Charakter, wie er mir noch nie begegnet ist, weder im wahren Leben noch in einem anderen Buch. Der kommt auf der einen so ruhig und auf der anderen so rotzefrech daher, dass ich mal den Kopf geschüttelt und mal gegrinst hab. Was eine Type!


    Als die Reise von Maik und Tschick begann wusste ich gleich, dass das äußerst spannend werden konnte. Und das wurde es auch. Sehr bildhaft schildert Herrndorf das seltsame Pärchen in verschiedensten skurilen Situationen. Mein Kopfkino lief jedenfalls die ganze Zeit über auf Hochtouren und es hat mir sehr viel Spaß gemacht, den Jungens zuzusehen, wie sie die eine oder andere Lage meisterten.


    Die Art und Weise wie Herrndorf die Geschichte um Maik, Tschick und ihren Lada erzählt, erinnert mich so ein bisschen an einen verrückten Professor. Genie und Wahnsinn lagen hier mehr als dicht beieinander und mehr als einmal war ich mir unschlüssig, ob ich jetzt etwas gut oder total grausig finden sollte. Ich habe mich aber in den meisten Fällen für ersteres entschieden. Maik ist irgendwie charmant. Ich mag ihn. Vielleicht liegt es daran, dass er doch ziemlich natürlich rüberkommt, vielleicht aber auch daran, dass seine Gefühlswelt und Gedankengänge mich einfach oft zum Nachdenken gebracht haben. Ich hätte ihn manchmal einfach nur gern in den Arm genommen und gesagt: "Mensch, Junge! Komm, einmal drücken und dann machst du weiter." Mal hat er mit leid getan und mal hat er mich in den Wahnsinn getrieben. Auf jeden Fall aber waren er und Tschick immer wieder für eine Überraschung gut.


    Was ich persönlich aber gar nicht leiden konnte, waren die doch sehr oft benutzten Kraftausdrücke. Mag sein, dass solch eine Wortwahl heute bei vielen genauso verwendet wird. Dennoch bin ich da irgendwie altmodisch und finde, dass man Kindern/Jugendlichen sowas dann nicht auch noch als "normal" anbieten muss. Aber das ist nur meine persönliche Meinung.


    Alles in allem habe ich "Tschick" ganz gern gelesen und vergebe :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: . Es war mal was anderes und obwohl die Geschichte recht kurz ist, ist sie doch aber auch sehr facettenreich. Dank Tschick und Maik weiß ich jetzt auf jeden Fall, dass Beige keine Farbe, sondern eine Lebenseinstellung ist und ich lieber bunt bleiben möchte.


    ~ Was mich im Alltag auffängt, ist die Möglichkeit, mich einfach mal fallen lassen zu können. ~

  • "Nachdem Herrndorf die Diagnose (HIrntumor - unheilbar) erhält, begreift er schnell, dass nur die Arbeit ihn vor der Sinnlosigkeit retten kann. Er fährt seinen Computer hoch, schaut sich alle Schreibprojekte an, an denen er in den vergangenen Jahren saß, und entscheidet sich angesichts der ungewissen Frist für das Manuskript des "Jugendromans", den er sechs Jahre vorher, eher spielerisch und übungshalber, angefangen und liegen gelassen hat. Er nimmt sich vor: jeden Tag ein Kapitel."
    aus: Die Zeit 11/2013


    Ein halbes Jahr nach Herrndorfs Tod lese ich diesen Roman als Beweis dafür, dass die Liebe stärker ist als der Tod: Herrndorfs Liebe zu seinen Lesern und unsere Liebe für Herrndorf.

  • Eine Bahnfahrt und einen halben Tag hielt diese Geschichte stand, dann habe ich schon die letzte Seite umblättern und die letzten Zeilen lesen müssen. "tschick" von Wolfgang Herrndorf ist eine abgedrehte, lustige und zugleich ernste Geschichte, genial und einfühlsam geschrieben. Ein perfekter Klein-Roman für warme Sommertage, denn schließlich ist auch die Geschichte eine des Sommers. Der Schreibstil einfach und fließend, nicht anstrengend. Man lacht und weint, hofft und fühlt mit den Protagonisten und Tschick und Maik wachsen einem mit jeder Seite mehr ans Herz. Ich war beinahe schon traurig, dass diese Geschichte nur so kurz gehalten ist, denn ich hätte ganz gerne mehr von den beiden Berliner Jungen gelesen. Dieser Roman ist um Welten besser als "Sand", ebenfalls von Herrndorf und unbedingt weiter zu empfehlen. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Eine surreale Abenteuergeschichte zweier Jugendlicher.


    Zwei Jugendliche brechen aus ihrem Leben aus und fahren mit einem gestohlenen Auto alleine durch die Gegend.


    Ich hatte mir das Buch gekauft, weil es auf der Bestsellerliste war und ich dementsprechend neugierig war.
    Aber:
    Die geschilderten Erlebnisse der beiden Jugendlichen werden im Verlaufe des Buches immer abenteuerlicher (und absurder).
    Die Sprache ist sehr einfach und wirkt wie aufgesetzter „Jugendslang“.
    Insgesamt wirkt der Roman im Laufe der Zeit immer aufgesetzter und unwirklicher (insbesondere die Begegnung mit dem Mädchen am Müllberg).


    Drei Sterne dann aber doch deshalb, da in dem Roman auch Themen angesprochen werden, die von erster Verliebtheit, Freundschaft, Einsamkeit und innerer Unsicherheit handeln.


    3 Sterne (von max. 5 Sternen)

  • So. Jetzt habe ich "Tschick" auch endlich gelesen, nachdem es mir jahrelang empfohlen wurde. Und ich muss sagen, ich verstehe nicht ganz, wieso.
    Es ist kein schlechtes Buch und es war nette Unterhaltung, aber ein Bestseller? Zum Glück hat man es recht schnell gelesen, denn mehr Seiten hätten dem Buch meiner Meinung nach auch nicht gut getan.
    Gestört hat mich oft die Sprache, die weder zu einem 14-Jährigen passt (finde ich) noch besonders angenehm zu lesen ist. Manche Stellen sind ganz witzig und der Autor hatte einige verrückte Einfälle, aber die Idee hätte Platz für mehr geboten. Ich habe immer wieder Absätze übersprungen, die mir einfach zu ausführlich beschrieben waren.
    Das Ende war mir zu offen.


    Ich nehme an, das Buch wurde eher für junge Männer geschrieben als für junge Frauen, daher bin ich vielleicht nicht die Zielgruppe. Ich jedenfalls hätte die Figuren gern noch ein bisschen mehr kennengelernt.


    Die Szene mit dem Anruf aus dem Krankenhaus hat mir allerdings sehr gut gefallen, die fand ich absolut gelungen.
    Trotzdem gibt's von mir nur :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: , weil ich mir mehr erwartet hab.

    "Ein Schiff, das im Hafen liegt, ist sicher. Aber dafür werden Schiffe nicht gebaut."

  • Ich habe "Tschick" gelesen, nachdem ich es im Buchladen bei den Bestsellern entdeckt habe. Meine Erwartungen waren einfach und nicht zu hoch: Ein unterhaltender Roman für Jugendliche. Ich wurde nicht enttäuscht. Das Buch war nicht mehr, aber auch nicht weniger. Eine Lektüre für zwischendurch, die unterhaltsam ist, aber auch zum Nachdenken anregt.


    Ich denke, hätten wir "Tschick" als Schullektüre gelesen, wäre ich früher richtig begeistert gewesen!


    Weiterempfehlen würde ich es, aber zu viel sollte man wirklich nicht erwarten.


    Von mir gibt es :bewertung1von5::bewertung1von5: :bewertung1von5: , weil ich Tschick und Maik gerne begleitet habe und nicht enttäuscht wurde.

  • "Tschick" ist ein sehr unterhaltsamer, kurzweiliger Roman. Da ich zur Zeit weniger Lust auf Schmöker mit tausend Seiten habe, war das Buch also genau das Richtige um das Lesejahr 2015 einzuläuten. Zudem habe ich es vor zwei Jahren von meinem Deutsch-Lehrer empfohlen bekommen, der uns im Unterricht bereits das erste Kapitel vorgelesen hat.


    Man beginnt das Buch zu lesen und ist sofort in der Geschichte drin. Es gibt nicht viel Vorgeplänkel, stattdessen erfährt man die Vorgeschichte erst im Nachhinein. Fast das ganze Buch besteht aus einer Rückblende, in der erzählt wird, wie es zu dem Szenario, das im ersten Kapitel beschrieben ist, gekommen ist. Der Aufbau hat mir sehr gut gefallen und hat auch keinerlei Spannung genommen. Während der Reise der 14-jährigen Schüler Maik und Tschick geschieht vieles, worüber man Schmunzeln und auch mal laut auflachen kann, aber auch einiges, was zum Nachdenken anregt oder sogar traurig ist.


    In jedem Fall nimmt einen das Buch von Anfang an mit, was vor allem an dem wunderbaren Schreibstil von Wolfgang Herrndorf liegt. Man hat wirklich das Gefühl, dass das Buch von einem 14-jährigen Jungen geschrieben sein könnte. Wörter wie "irgendwo", "irgendwie", "irgendwann", "oder so" oder auch "eigentlich wollte ich ja was ganz Anderes erzählen" kommen in dem Buch häufiger vor, sind aber alles andere als störend. Die Sprache ist direkt und verschönigt nichts. Es ist wunderbar erfrischend und einem Jungen in dem Alter des Ich-Erzählers angemessen.


    Die Szene mit dem Anruf aus dem Krankenhaus hat mir allerdings sehr gut gefallen, die fand ich absolut gelungen.


    Da musste ich so lachen! :totlach: Die Szene war wirklich wunderbar, sowohl wie der Mann am Ende der Leitung sich verhalten hat, als auch wie Maik darauf reagiert hat.


    Mir hat "Tschick" sehr gut gefallen. Am Ende hätte ich mir gewünscht, dass noch ein wenig direkter darauf eingegangen wird, was denn nun die Botschaft bzw. das Fazit des Buches sein soll. Hier wird etwas Freiheit zur Interpretation gelassen, was aber wohl so gewollt war. Von mir gibt es :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: Sterne.

  • Meine Meinung:


    Das Buch noch im letzten Jahr gelesen war auch eines meiner Jahreshighlights. Wieso ich das Buch so schön fande ist schwer zu erklären, wahrscheinlich weil es ein Buch über die Freiheit ist und über das Erwachsen werden, aber auch über Kindheit, Freundschaft und Liebe. Weil es irgendwie skurril ist und unvorstellbar. Weil es Aktionen sind die heutzutage kein Mensch erwartet von Kindern in dem Alter. Aber diese Kinder welche zu den Randgruppen und Außenseitern zählen brechen aus ihrem Leben aus und erleben etwas was andere nie in ihrem Leben erleben werden, das ist das faszinierende. Das Buch leider nicht so seitenstark ist leicht zu lesen und enthält viele Facetten des Lebens traurige wie lustige Episoden und witzig auch zumindest im Hinblick auf die jetzige Situation sind Gegebenheiten die mit Russland zu tun haben, das ist aber wahrscheinlich eher Zufall, aber dennoch als ich es gelesen habe war es noch zusätzlich ein Schmunzler wert.


    Fazit:


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: 13 Gebote (Mortimer Müller) 290 / 426 Seiten

    :study: Einfach Mensch sein (Sy Montgomery) 32 / 208 Seiten


    SUB: 857

  • Achtung, vielleicht nur lesen, wer das Buch kennt!


    So, am Dienstag war ich im Theaterstück von "Tschick" und ich kann sagen: Es war super :lechz: !


    Die Bühne bilden zwei schräge Wände, die man hier gut sieht. In der Szene auf dem Bild wird ein Gespräch von Maiks Eltern dargestellt. Die Eltern sind auf die Wände projiziert und sind riesig. Das soll die Übermacht der Eltern darstellen und wirkt sehr bedrückend. Insgesamt sind nur 3 Schauspieler auf der Bühne, also Maik, Tschick und Isa. Die Eltern werden nur durch Projektionen dargestellt.


    Die Geschichte beginnt mit Isa und Maik, die sich 10 Jahre später an dem Berg treffen, an dem sie damals ihre Kürzel eingeritzt haben. Maik erzählt die Geschichte, von seiner Reise mit Tschick. Während der Schauspieler erzählt, werden die Erinnerungen von den Schauspielern gespielt. Immer wieder wird zwischen der Erinnerung und der Gegenwart gewechselt. Im Laufe des Gesprächs kommt heraus, dass Tschick nicht kommen wird, weil er in der Zwischenzeit gestorben ist, doch Maik will das nicht akzeptieren.


    Die Badeszene im See fand ich sehr witzig umgesetzt. Auf der Bühne war es nur eine kleine Plastikwanne, aber die drei Schauspieler haben sich richtig reingeschmissen, mit dem Wasser gespritzt und alles sehr überzeugend dargestellt. Die Wände werden immer wieder eingesetzt: Mit Kreide werden Bilder darauf gemalt oder Dinge geschrieben.


    Richtig begeistert war ich von Tschick! Er war genauso, wie ich ihn mir im Buch vorgestellt habe! Nur Isa wurde meiner Meinung nach nicht sooo gut getroffen.


    Hier ist noch ein Trailer von dem Theaterstück aus Stuttgart. Im Trailer ist eine andere Schauspielerin für Isa dabei.


    Ich kann es allen nur wärmstens weiterempfehlen. Ein Besuch lohnt sich :thumleft: !

  • Maik gehört zu den Unauffälligen in seiner Klasse, zu denen, die man nie so bewusst wahrnimmt - er hat nicht mal einen Spitznamen und auch keine richtigen Freunde. Somit ist er nicht gerade böse, als die Sommerferien anfangen, höchstens vielleicht wegen Tatjana, in die er total verknallt ist, die ihn aber kaum wahrzunehmen scheint. Seine Mutter entschwindet über die Ferien mal wieder auf die Schönheitsfarm (sprich, in den x-ten Alkoholentzug), sein Vater verreist alleine (sprich, mit seiner hübschen jungen Assistentin), und Maik darf/soll aufs Haus aufpassen, eine schicke Villa mit Pool und allem Drum und Dran.

    Als er eines Sommertages in stolzer Hausbesitzerpose den Rasen sprengt, taucht plötzlich Tschick auf, der Typ, der kurz vor den Ferien neu in seine Klasse gekommen ist, ein Russe mit einem unaussprechlichen Namen (weshalb ihn alle nur schlicht "Tschick" nennen), komischen Klamotten und einer Neigung, angesäuselt zum Unterricht zu erscheinen. Was man hier noch wissen sollte: er ist nicht zu Fuß oder mit dem Fahrrad da, sondern mit einem geklauten, äh, geliehenen uralten Lada. Und er schlägt Maik vor, mit dieser Klapperkiste in die Walachei zu fahren und dort seine Verwandtschaft zu besuchen.

    Nachdem endlich klar ist, dass es die Walachei nicht nur als Synonym für den AdW, sondern auch wirklich irgendwo in Rumänien gibt, ziehen die beiden los, so ungefähr in Richtung Osten, und natürlich haben sie sich innerhalb weniger Kilometer gnadenlos verfranst ... und beschließen, die Dinge von da an einfach mal auf sich zukommen zu lassen.

    Was für eine irrwitzige Räuberpistole! Der gesunde Menschenverstand des erwachsenen Lesers will die Hände überm Kopf zusammenschlagen angesichts der kriminellen Energie, die Tschick an den Tag legt, der verletzten Aufsichtspflicht sämtlicher Eltern und der totalen Naivität der beiden Nachwuchstouristen, lehnt sich dann aber doch mit einem nachsichtigen Grinsen zurück und lässt dem abenteuerlustigen Leser-Ich den Vortritt, das sich natürlich bestens unterhält und köstlich amüsiert. Ausreißergeschichten habe ich schon als Kind geliebt, obwohl (oder gerade weil?) ich mich das selber nie getraut hätte, und bin hier voll auf meine Kosten gekommen. (Spätestens bei der Erwähnung eines Pappkartons namens Karl-Heinz hatte Wolfgang Herrndorf mein Herz erobert.)

    Auch Maiks Perspektive hat mir sehr gut gefallen. Herrndorf findet genau den richtigen Ton für seinen vierzehnjährigen Erzähler, ohne dass es pseudojugendlich oder anbiedernd wirkt - mal rotzig, mal nachdenklich, mal lustig, mal rüpelhaft. Maiks Sicht der Dinge mochte ich sehr, und eine Passage hat mir so gut gefallen, dass ich sie einfach zitieren muss:

    Zitat

    Die Welt ist schlecht, und der Mensch ist auch schlecht. Das hatten mir meine Eltern erzählt, das hatten mir meine Lehrer erzählt, und das Fernsehen erzählte es auch: Der Mensch ist schlecht. Und vielleicht stimmte das ja auch, und der Mensch war zu 99 Prozent schlecht. Aber das Seltsame war, dass Tschick und ich auf unserer Reise fast ausschließlich dem einen Prozent begegneten, das nicht schlecht war.



    Das ist für mich die Botschaft dieses Buches (wenn man denn unbedingt eine finden will). Das, und die Erkenntnis, dass sich ein Blick hinter die Fassade ganz häufig lohnt, wie Maik und Tschick bei vielen Begegnungen auf ihrer Reise feststellen.

    Schön, wenn sich ein einigermaßen "gehyptes" Buch als des Hypes würdig erweist!

  • Kurzbeschreibung:
    Mutter in der Entzugsklinik, Vater mit Assistentin auf Geschäftsreise: Maik Klingenberg wird die großen Ferien allein am Pool der elterlichen Villa verbringen. Doch dann kreuzt Tschick auf. Tschick, eigentlich Andrej Tschichatschow, kommt aus einem der Asi-Hochhäuser in Hellersdorf, hat es von der Förderschule irgendwie bis aufs Gymnasium geschafft und wirkt doch nicht gerade wie das Musterbeispiel der Integration. Außerdem hat er einen geklauten Wagen zur Hand. Und damit beginnt eine Reise ohne Karte und Kompass durch die sommerglühende deutsche Provinz.


    Was bei „Tschick“ als erstes auffällt, ist die flapsige, jugendliche Sprache und im ersten Moment war ich mir nicht ganz sicher, ob ich das mag. Nach wenigen Seiten jedoch war ich eingelesen und habe mich damit nicht nur abgefunden, sondern angefreundet.


    „Tschick“ erzählt die Geschichte von zwei 14jährigen Außenseitern, die durch Umwege zueinander finden.


    Maik, der in einer zwar reichen, aber nicht gerade glücklichen Familie aufwächst, unglücklich in die Klassenschöne, Tatjana, verliebt ist, keine richtigen Freunde hat und nicht so recht weiß, was er mit seinem jungen Leben anfangen soll, muss zwei Wochen der Sommerferien alleine zuHause verbringen.


    Tschick, neuerdings Maiks Schulkollege, ist unnahbar, asozial und kommt regelmäßig betrunken zum Unterricht.


    Als er an einem heißen Tag an Maiks Haus vorbeikommt, beschließen die beiden, Tschicks Onkel zu besuchen. Sie machen sich mit einem geklauten („geliehenen“) Auto auf den Weg und es entwickelt sich eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden. Sie erleben tausend verrückte Abenteuer: landen auf einer Müllkippe, im Krankenhaus und beim Esstisch einer Bilderbuchfamilie; es wird auf sie geschossen; sie treffen ein sehr schräges Mädchen, dass sich ihnen für kurze Zeit anschließt und sie sehen viele schöne und weniger schöne Teile Deutschlands auf ihrer plan- und kartenlosen Reise.


    Die ganze Geschichte ist aus der Sicht Maiks (des Icherzählers) geschrieben und auch in genau der Sprache, die dieser anwenden würde. Sehr authentisch, sehe humorvoll aber durchaus auch tiefgründig. Für mich ein echtes Überraschungshighlight. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Ich habe das Buch nun im Urlaub auch endlich gelesen und es hat mich aus meiner Leseflaute geholt.


    Der Text lässt sich wirklich sehr flüssig lesen und die Seiten flogen nur so dahin. Ich war anfangs wirklich sehr angetan von diesem Buch. Freundschaft, Vertrauen und Zusammenhalt, all dies vereint diese Geschichte, aber trotz des tollen Einstiegs verließ mich das ganze zum Ende hin etwas. Viele Ereignisse kamen mir total unrealistisch und komisch vor, dass ich es nicht mehr ganz ernst nehmen konnte und so verlor die Geschichte für mich irgendwie an Tiefgründigkeit.


    Trotzdem, ein kurzweiliger Roman, mit vielen Höhen, den man nur schwer wieder aus der Hand legen kann.

  • Huhu,


    wir haben das Buch in der Schule gelesen und ich muss sagen ich fand es sehr gut aber auch etwas schräg.

    Wer sich noch nicht sicher ist kann sie auf dieser Seite eine gute Zusammenfassung durchlesen.

    Also ich kann dieses Buch nur sehr empfehlen.


    Liebe Grüße