Muschg, Adolf - Sutters Glück

  • Gelegen hat dieses Büchlein schon länger auf meinem SuB (Stapel ungelesener Bücher), da mir der Klappentext einen Kriminalroman vorgaukelte >>Sutter … wird Abend für Abend und immer um dieselbe Zeit von einem anonymen Anrufer heimgesucht – und schließlich, bei einem Spaziergang, angeschossen.<< Als ich das Buch zu lesen begann, war ich zunächst sehr positiv überrascht wie tief psychologisch der Autor seine Figuren beschreibt und ihnen eine außergewöhnliche Geschichte einhaucht.
    Die Ehe von Sutter und Ruth ist sehr speziell, schon alleine aufgrund Tatbestand, dass Sutter seine krebskranke Frau, die sich nicht behandeln lässt und sich zum Schluss das Leben nimmt, so rührend begleitet ohne sie in irgendeiner Art und Weise zu beeinflussen, und ihren Entschluss akzeptiert, finde ich beachtenswert.


    Diese Geschichte hat mich richtig in ihren Bann gezogen und Gedanken wie:
    „Ruth wollte nicht wie eine Einheimische sterben, sondern wie eine Wildfremde geliebt werden, dieses Abenteuer verlangte sie von ihm.“
    „Man weint nicht aus Trauer, wie man glauben möchte und glauben macht. Man weint immer auch aus Wut, gekränkter Eitelkeit, überströmendem Selbstmitleid.“

    Ab dem zweiten Teil verlor sich dieses scharfsinnige Denken, die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Konventionen und individuellen Wünschen rutschte dann doch ein einen Kriminalfall ab. Nicht mehr das außergewöhnliche dieser Ehe stand im Mittelpunkt, sondern Sutters pathetische Selbstfindung …


    Adolf Muschg, 1934 in Zollikon in der Schweiz geboren, lebt bei Zürich. Sein umfangreiches Œuvre wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Hermann-Hesse-Preis und dem Büchner-Preis.