Georges Simenon - Maigret und die Keller des >Majestic< / Les caves du Majestic

  • Klappentext:
    Der Kaffeekoch eines Grandhotels steht früh auf, geweckt von seiner Freundin, die von der Nachtschicht zurückkehrt. Er trinkt einen Kaffee, steigt aufs Fahrrad und radelt zum Hotel. Dabei platzt ihm ein Reifen, und er kommt eine Viertelstunde zu spät. Eine verhängnisvolle Viertelstunde, denn genau in dieser Zeit ist ein Mord geschehen, und Prosper Donge hatte nicht nur Gelegenheit dazu, sondern auch ein Motiv.
    Ein phantastischer Ausflug in die labyrinthische Unterwelt eines Grandhotels, in dem ein Mörder umgeht wie das Phantom der Opfer.


    Rezi:
    Simenon strickt mit Worten dichte Atmosphären, die unter anderem das Leben des Servicepersonals beschreibt, das in den Kellern des Majestic schaltet und waltet. Das Buch erinnert bisweilen an Thomas Manns Beschreibungen des Lebens in dem Sanatorium aus dem Zauberberg. Das alles für sich genommen ist schon toll - ach ja, und dann ist da ja noch der Mord an einer Frau, der Gattin eines reichen Amerikaners. Je länger Maigret recherchiert, desto mehr erfährt er über die Vergangenheit der Toten, die an der Cote d'Azur als Animierdame arbeitete und findet überraschende Verbindungen zu Prosper Donge. Doch gibt es im Umfeld noch mehr Personen die davon wissen und Prosper Donge ist nicht der einzig betrogene.


    Vor diesem Buch hatte Simenon mehr als 5 Jahre keinen Maigret Krimi mehr geschrieben und nach dieser Pause den Kommissar wieder zum Leben erweckt. Die Pause hat wohl wohl getan, denn das ist der bisher vollkommenste Krimi aus der Reihe.

  • Dieser Fall gilt zwar als einer der Höhepunkte der Maigretreihe, wurde bislang sogar fünfmal verfilmt, aber ich fand die Geschichte zu konstruiert. Schon zu Beginn hat es mich verwundert, weshalb Maigret den Kaffeekoch Prosper Donge gar nicht verhören will und ihn "zappeln" lässt. Und ein zweiter Mord wäre auch nicht notwendig gewesen, denke ich. Mir kommt es so vor, als wäre er nachträglich noch irgendwie reingeschrieben worden, damit die Story spannender klingt. Schliesslich kommt die sonst so Maigret-typische psychologische Komponente etwas kurz. In den meisten Fällen erfährt man viel über den Täter, aus welchem Milieu er kommt, weshalb er das Verbrechen begehen musste, etc. - und häufig lässt Maigret in den frühen Romanen jedenfalls den Verbrecher auch wieder laufen. Hier erkenne ich den analysierenden, verständnisvollen Kommissar kaum wieder, wenn er am Schluss dem Täter auf der Polizeiwache mit Genugtuung ins Gesicht schlägt...
    Dieser Roman erschien erstmals auf deutsch unter dem Titel "Maigret im Luxushotel"
    Das französischsprachige Original erschien 1942 unter dem Titel "Les caves du Majestic"