Mario Vargas Llosa - Die geheimen Aufzeichnungen des Don Rigoberto

  • Originaltitel: Los cuardernos de don Rigoberto
    aus dem Spanischen übersetzt von Elke Wehr
    erstmals in Deutsch erschienen 1997 bei Suhrkamp
    470 Seiten in 9 Kapiteln + Epilog


    Inhalt (von der Verlagsseite kopiert):
    Bedingungslos und ohne Vorurteile zelebriert Don Rigoberto seine Sinnlichkeit. Nichts und niemand kann ihn davon abhalten, am wenigsten seine geordnete, gutbürgerliche Existenz. In der geheimen Welt, von der die Aufzeichnungen zeugen, lebt er äußerste Gewagtheiten und Abenteuer, erfindet erotische Szenen und lustvolle Beschreibungen jeglicher Art von körperlicher Lust und Fetischismus als einer »privilegierten Ausdrucksform der menschlichen Eigenart«. Die geheimen Aufzeichnungen des Don Rigoberto - ein erotischer Roman von ungewöhnlich raffinierter Konstruktion und Suggestivität, worin auch der Humor seine kräftige Stimme hat. Vor allem aber ist dieser vom Geist der Verführung erfüllte Roman das schönste Loblied auf die Phantasie, eigentliche Herrscherin im Reich der Sinnlichkeit. In seiner Vielschichtigkeit ist der Roman zugleich eine kluge Reflexion über Kunst, Freiheit und darüber, was »erotisch« am Ende des 20. Jahrhunderts heißen kann.


    Nach den Vorkommnissen, die im ersten Band Lob der Stiefmutter erzählt werden, hat sich Don Rigoberto trotz inniger Liebe von seiner zweiten Frau Lukretia getrennt. Das hindert ihn jedoch nicht, sich in wilden erotischen Phantasien zu ergehen, deren Mittelpunkt sie ist. In seinem Arbeitszimmer zwischen Bildern, Büchern und Heften verfasst der einsame Mann Briefe an Zeitgenossen, die er nicht abschickt, und Essays zu gesellschaftlichen Strömungen, denen immer wieder ein Thema zugrunde liegt: Erotik.
    Lukretia lebt zurückgezogen mit Hausmädchen Justiniana. Trotz der prekären Lage, in die Stiefsohn Fonchito sie brachte, ist er ständiger Gast bei ihr, und sie weiß bis heute nicht: Ist er Engel oder Teufel? Fonchito, der eine Kunstschule besucht, fühlt sich dem Wiener Skandalmaler Egon Schiele verwandt und verstrickt Lukretia immer wieder in erotisches Geplänkel.


    Erotik als eine Zutat (von mehreren) in einem Buch empfinde ich als prickelnd und sinnlich, wenn es aber ausschließlich um "das eine" geht, langweilt es mich. Sich wiederholende Beschreibungen und Lobpreisungen diverser weiblicher Körperteile und dessen, was man(n) mit ihnen macht, sind in dieser Häufung fad und eintönig. Auch wenn mir Mario Vargas Llosas einzigartige Erzählfreude wieder gefiel (der Grund, warum ich durchgehalten habe) und Rigobertos Aufzeichnungen mit Verweisen auf Kunst und Literatur gespickt, von Ironie und Humor durchzogen sind, hat mich das Buch insgesamt enttäuscht. Zwar ist auch "Lob der Stiefmutter" ein erotischer Roman und wurde von mir mit 4 Sternen bewertet, aber er hat erträgliche 200 Seiten und wartet mit einer großartigen Pointe auf.


    Mir fehlt eine große Hintergrundgeschichte, die in den anderen Büchern Llosas große Stärke ist.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)