John Boyne - Der Schiffsjunge / Mutiny on the Bounty

  • @FreakLikeMe Ich hab mal zwei Spoiler in Deine Rezension gesetzt, damit nicht zu viel verraten wird. Zwar wird dieser Sachverhalt in anderen Posts auch angedeutet, aber eben nicht explizit genannt. :wink:

  • @Squirrel: Okay. Ganz glücklich bin ich mit dem ersten Spoiler nicht - Trigger-Warnungen halte ich in diesem Fall für angebracht, da viele traumatisierte Menschen derartige Inhalte aus gutem Grund nicht lesen und schon gar nicht davon überrascht werden möchten. Eben genau darum habe ich es explizit genannt.
    Aber das erinnert mich immerhin daran, warum ich mich in diesem Forum mit Rezensionen zurückhalte.

    "Selber lesen macht kluch."


    If you're going to say what you want to say, you're going to hear what you don't want to hear.
    Roberto Bolaño

  • Trigger-Warnungen halte ich in diesem Fall für angebracht, da viele traumatisierte Menschen derartige Inhalte aus gutem Grund nicht lesen und schon gar nicht davon überrascht werden möchten.

    Der Begriff war mir in diesem Zusammenhang nicht bekannt - ich nehme ihn aus dem Spoiler raus und setz ihn wieder als Warnung vorne dran, so dass er in Deinem Sinn platziert ist.

  • Der Begriff war mir in diesem Zusammenhang nicht bekannt - ich nehme ihn aus dem Spoiler raus und setz ihn wieder als Warnung vorne dran, so dass er in Deinem Sinn platziert ist.

    Danke schön :)

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    Roberto Bolaño

  • Mir hat dieses Buch äußerst gut gefallen :thumleft:


    Ich war zuvor mit der Geschichte der Bounty nicht vertraut, fand die Geschichte jedoch sehr interessant.

    John Jacob Turnstile mochte ich von der ersten Seite an, und seine oft humorvolle Sprache hat mir gefallen. Gleichzeitig hat jedoch gerade das am Ende zum Punktabzug für mich geführt, denn als die Story gefährlich und brenzlig wird, ging durch eben diese Erzählweise für mich sehr viel Spannung verloren und ich als Leser musste mir immer wieder den Ernst der Lage vor Augen führen. Gerade in Hinblick darauf, dass es eine wahre Geschichte ist, finde ich das sehr schade und irgendwie auch unpassend.

    Der Rest gefiel aber sehr gut, auch das Ende, auch wenn es vielleicht ein wenig zu perfekt war für Turnstile.


    Ich habe das Buch jedenfalls sehr gern gelesen und musste an einigen Stellen schmunzeln. Von gibt's :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • ... Beim Lesen dieser Rückblicke habe ich oft eine Gänsehaut bekommen und obwohl John Boyne hier vieles nur andeutet, ist doch offensichtlich, worauf er anspielt. Ich hoffe, dass jüngere Leser mit diesen Szenen umgehen können, da das Buch ja als historisches Jugendbuch eingeordnet wird. ...

    Als ich das Buch gelesen habe, habe ich es nicht als Jugendbuch eingeordnet. Es hat über 600 Seiten und wurde von Fischer für Leser ab 12 vermarktet. Dass die Hauptfigur ein Jugendlicher ist, genügt nicht zur Einstufung als Jugendbuch. Sprache und Wortschatz müssen zur Altersgruppe passen, um auch Leser einzufangen, die bis dahin eher ungern gelesen haben. Ein wichtiges Merkmal wäre, dass die jugendliche Hauptfigur Probleme allein oder mit Gleichaltrigen löst. Das ist bei einem historischen Hintergrund eher schwierig. Die Einordnung als Jugendbuch kann aber auch erfolgt sein, weil der Stoff gerade mal wieder verfilmt wurde und deshalb bei Jugendlichen auf Interesse stoßen könnte.


    Ich erinnere mich hier nur noch daran, dass ich die Figur in ihrem Alter und ihrem gesellschaftlichen Stand nicht glaubwürdig fand, weil sie zu modern sprach und dachte. Bei historischen Stoffen muss man sich fragen: woher hat die Person ihre Einsichten? Es gab ja noch kein Buch- oder Faktenwissen der Moderne, sondern man lernte von Vorbildern und Ausbildern. Wenn im 18. Jahrhundert jemand schwer verletzt wurde, hatten einfache Menschen Erfahrungswissen darüber, ob in ihrem Umfeld schon einmal jemand diese Verletzung überlebte und welche Pflege das Überleben gefördert haben könnte. Ein Laie würde z. B. nicht sagen: Der Maat hatte einen Oberschenkelhalsbruch. Wenn dem Autor der Perspektivwechsel in die Figur in ihrer Zeit nicht gelingt, nützt auch der gefälligste Stil und das beste Marketing nichts.

    :study: -- Damasio - Gegenwind

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    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Angenommen, ein englischer Straßenjunge aus Portsmouth würde bei einem Taschendiebstahl geschnappt, verurteilt und statt zu einer Gefängnisstrafe zum Dienst auf der Bounty gepresst. Diesen John Jacob Turnstile lässt John Boyne die Geschichte der Meuterei auf der Bounty aus neuer Perspektive erzählen. Boynes Icherzähler wurde von der mehr als zweifelhaften Gestalt des Mr Lewis von der Straße aufgelesen und als Taschendieb und Strichjunge zum Anschaffen gezwungen. Für John Jacob könnte der Dienst auf der Bounty als persönlicher Diener Kapitän Blighs die Chance zu einem ganz neuen Leben sein. John Jacob hätte sich nicht so lange auf Portsmouth' Straßen durchschlagen können, wäre er nicht clever und anpassungsfähig. Kapitän Bligh wird die Chance gleich beim Schopf gepackt haben, diesen Jungen, der Augen und Ohren überall zu haben scheint, als Informanten einzusetzen und über die Stimmung an Bord auszufragen.


    Lebenserinnerungen eines Icherzählers nehmen ja erfreulicherweise die Rettung aus der Not vorweg. - Die Hauptfigur muss überlebt haben, sonst könnte sie uns ihre Geschichte nicht erzählen. Die Rolle, die John Jacob an Bord spielt, wo alle Dienstgrade über ihm stehen und ihn nach Kräften herumschubsen, ist Boyne gut gelungen. John Jacobs für einen Straßenjungen sehr elitäre und oft auch zu moderne Ausdrucksweise macht es dem Leser allerdings schwer, ihm seine Herkunft und sein Schicksal abzunehmen, was Boynes Roman nicht sehr glaubwürdig wirken lässt. "Der Schiffsjunge" lässt sich als umfangreicher Abenteuerroman leicht wegschmökern und richtet sich an Leser, die keinen besonderen Wert auf historische Detailtreue legen. Boyne hält bei der Gestaltung seiner Figuren die Perspektive nicht konsequent ein und lässt nicht nur John Jacob sich zu Dingen äußern, die der Betreffende aufgrund eigener Erfahrungen und in seinem Jahrhundert noch nicht wissen kann. Die Figuren denken und handeln mit dem Wissen des Autors in der Gegenwart und überzeugen nicht als Kinder ihrer Epoche. Als Jugendroman sehe ich das Buch nicht, das für Leser ab 12 angeboten wird, sondern eher als Unterhaltung erwachsener Leser mit maritimen Interessen.


    (13.12.2013)


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

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  • @Squirrel: Okay. Ganz glücklich bin ich mit dem ersten Spoiler nicht - Trigger-Warnungen halte ich in diesem Fall für angebracht, da viele traumatisierte Menschen derartige Inhalte aus gutem Grund nicht lesen und schon gar nicht davon überrascht werden möchten. Eben genau darum habe ich es explizit genannt.
    Aber das erinnert mich immerhin daran, warum ich mich in diesem Forum mit Rezensionen zurückhalte.

    In diesem Fall wurde das Buch für Kinder ab 12 angeboten. Einen Hinweis auf Gewaltdarstellungen finde ich deshalb angemessen und wünschenswert, auch weil Buchkäufer, die ein Buch als Geschenk kaufen, meist sehr genau Vorstellungen haben, was sie Kindern zumuten möchten.

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