Covertext:
Thilo Sarrazin analysiert die drängendsten Probleme in Deutschland und zeigt, welche Wege aus der Krise des Sozialstaates führen könnten. Er beschreibt die dramtischen demografischen Verschiebungen der letzten Jahrzehnte; er warnt vor einem Sozialsystem, das keine Anreize bietet, ein selbstbestimmtes Leben zu führen; er setzt sich mit der Migrationsproblematik auseinander und legt dar, wie die deutsche Bildungspolitik die Situation eher verschlimmert als löst. Mit seinem Buch stößt Thilo Sarrazin erneut eine wichtige Debatte zu den brennenden gesellschaftlichen Fragen unserer Zeit an.
Autor:
Thilo Sarrazin ist einer der profiliertesten politischen Köpfe der Republik. Als Fachökonom war er Spitzenbeamter und Politiker, er war verantwortlich für Konzeption und Durchführung der deutschen Währungsunion, er baute die Rechts- und Fachaufsicht über die Treuhandanstalt im Bundesministerium der Finanzen auf und saß im Vorstand der Deutschen Bahn Netz AG. Von 2002 bis 2009 war er Finanzsenator in BErlin, seit 2009 ist er Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank.
Zum Buch:
[Diese Rezension bezieht sich auf die neue Auflage des Buches vom September 2010] In neun Kapiteln beschreibt Thilo Sarrazin, was aus seiner Sicht und nach seiner doch schon umfänglichen Erfahrung in Deutschland heutzutage im Argen liegt, und wohin das in der Zukunft (bis 2100) führen könnte. Dabei nimmt er sich in erster Linie des Systems der Transferleistungen, der Bildungspolitik (besonders im Norden der Republik) und der Integrationspolitik an. Er untersucht mit Hilfe umfänglichen Datenmaterials den status quo, den status quo ante und versucht sich in Prognosen über die weiteren Entwicklungen. Und die sieht er zunächst einmal aus demografischer Sicht für Deutschland ziemlich negativ. Daran haben nach seiner Meinung verschiedene Leute Schuld, von denen ja auch in den letzten Monaten viele herbe Kritik an ihm übten (andere stimmten ihn umso vollmundiger zu. Auch aus den Reihen, der von ihm Angegriffenen).
Bei der von ihm oft geübten Kritik an den muslimischen Migranten beruft er sich auf sehr unterschiedliche Quellen, wie auch etwa auf Necla Kelek, die nicht umsonst eine Professur in diesem Bereich hat und auch bereits einige Bücher zu dieser Thematik veröffentlichte. Diese hatte das Buch auch ursprünglich mit vorgestellt, wie man immer noch auf YouTube bewundern kann.
Doch Herr Sarrazin kritisiert eben nicht nur muslimische Migration, sondern auch diejenigen, die diese in diesem Land in seinen Augen falsch verwaltet haben - und auch die Sozialgesetzgebung und die Bildung. Für all dies gibt er mögliche Lösungen, die er aber - genau wie seine Prognosen - sehr häufig vorsichtig im Konjunktiv formuliert.
Am Ende finden sich zwei satirisch überhöhte Szenarien, wie Deutshcland in einigen Jahren aussehen könnte - ein möglicher Albtraum und ein Wunschtraum. Er kündigt dies als Satire an und anders ist es auch kaum zu verstehen. Und wie Tucholsky sagte: "Satire muss alles!"
Fazit:
Ein Buch, das die allgemeine Diskussion zu verschiedenen Themen in Deutschland stark befördert hat – und bei gründlicher Lektüre auch noch mehr befördern wird. Die darin enthaltenen Angriffe auf viele Politiker und Gesellschaftsgestalter dürften die heftige Kritik gerade dieser Personengruppen gegen dieses Buch zum Teil erklären – noch dazu, da sie ja gewissermaßen aus ihrer eigenen Mitte kommen, was Herrn Sarrazin zu einer Art Netzbeschmutzer macht. Ob Herr Sarrazin mit Allem Recht hat – oder auch nur mit dem Meisten – sei dahin gestellt, wie er es gelegentlich an einigen Punkten selbst tut. Aber man sollte es wirklich sehr gründlich lesen – und auch die dazugehörigen weiterführenden Quellen – bevor man sich in die ein oder andere Richtung ein Urteil dazu erlaubt.