Zeruya Shalev: Mann und Frau

  • "Rosenkrieg in Israel: Zeruya Shalev führt in Mann und Frau atemlos das Sterben einer Ehe vor. Vielleicht ist es ja nur ein einziger Moment, an dem das Leben sich entscheidet, von nun an auf der Stelle zu treten und stillzustehen. An dem es beginnt, sich gegen alle Veränderungen abzuschließen und allmählich bis zum Ende zu verhärten.In solch einem Moment findet Na'ama ihren Mann Udi morgens regungslos im Bett. Erst sind es die Beine, die er nicht mehr spürt, später den Oberkörper bis er schließlich nichts mehr bewegen kann. Noga, die eifersüchtige, um Liebe buhlende Tochter steht daneben und macht ein Gesicht, als hätte sie das schon immer gewusst. Gern würde sie mit ihrem Vater allein sein und seine Liebe für sich haben.
    Was also tut man in so einem Moment als kluge Ehefrau? Man nimmt sich zurück, sorgt zuerst für das Wohl aller anderen und denkt ganz zuletzt an seine eigenen Wünsche. Oder aber man steht auf und schreit und sagt endlich einmal, dass man so nicht mehr leben kann, und dass die anderen doch auch einmal an einen denken sollen und dass man, auch wenn man Ehefrau und Mutter ist, doch auch ein Recht auf sein Leben hat. Als Leser denkt man sich, dass hier alle Messen gesungen sind und dass auch diese Ehe den Weg alles Irdischen und damit ihrem guten Ende entgegen gehen wird. Alles ist, wo allein die Verletzungen übrig geblieben sind, nur noch eine Frage der Zeit und eigentlich gut bekannt."



    Zeruya Shalevs Roman ist eine sehr kluge und messerscharfe Analyse einer nicht funktionierenden Beziehung. Ich habe selten ein so einnehmendes, hartes und realistisches Buch gelesen. Stellenweise tut ihre Ehrlichkeit richtig weh.



  • Interessant..., danke!


    Elemente des Inhalts erinnerten mich an eine Ausgangssituation bei Atiq Rahimis "Stein der Geduld": Der Mann liegt apathisch darnieder und seine bislang stumme Frau nutzt die Gelegenheit, um nun alles auszusprechen, was auf ihrem Herzen lastet... Das Buch wurde hier besprochen:
    Atiq Rahimi – Syngué sabour/ Stein der Geduld

  • Ich lese den Roman gerade, und als Erstes fällt der ungewöhnliche Stil auf: Gedanken der Erzählerin, nicht gekennzeichnete Dialoge, Beschreibungen von Handlungen - all das geht nahtlos in durch Komma getrennten Satzteilen ineinander über. Das gibt dem Buch etwas Atemloses. Die Sprache ist gewählt und kraftvoll und hat mir sofort Bilder in den Kopf gepflanzt. Emotional sehr inetensiv und berührend, wenn man sich erstmal eingelesen hat. Die Geschichte berührt, aber ich glaube nicht, dass sie zu einem Happy-End führe wird, dafür ist der Inhalt bislang zu bitter. Auch ich empfinde den Roman als schmerzhaft ehrlich.