Leena Lander - Die Unbeugsame

  • Originaltitel: Käsky
    Aus dem Finnischen übersetzt von Angela Plöger "Für die deutsche Ausgabe hat die Autorin den Text an einigen Stellen ergänzt oder geändert" (Klappentext)
    344 Seiten plus Nachwort der Autorin
    die Kapitel sind ohne Überschrift, werden eingeleitet von Abschnitten aus Sachbüchern, in denen es um Wölfe und die Jagd auf sie geht


    Klappentext:
    Finnland 1918. Der Bürgerkrieg ist beendet, die Weißen haben die Roten besiegt und in Lager gesperrt. Aaro Harjula von den Weißen erhält den Auftrag, Miina, eine rote Gefangene, in ein anderes Lager zu überführen, wo sie vor ein Standgericht gestellt werden soll. Das Gericht, das sich in einer ehemaligen Irrenanstalt befindet, ist nur über den Seeweg erreichbar. Über eine Woche vergeht, ehe die beiden ihr Ziel erreichen. Was ist in dieser Zeit geschehen? Sowohl Aaro als auch Miina hüllen sich in Schweigen. Richter Hallenberg, der nicht nur die Schuld der Angeklagten juristisch zu klären hat, sondern auch, was in dieser Woche vorgefallen ist, gerät immer mehr in den Bann dieser geheimnisvollen Frau.


    Die Autorin legt laut eigenen Aussagen hier eine fiktive Geschichte aus realen Vorbildern vor, verarbeitet u.a. das Leben ihres Großvaters.


    Auch wenn einige Nebenfiguren auftreten, ist es im Grund ein Drei-Personen-Stück, ein Beziehungsdiagramm mit drei Ecken. Die Geschichte beginnt mit Aaros und Miinas Ankunft im Lager und setzt sich unchronologisch fort mit Verhören des Richters, Miinas Erinnerungen und der beginnenden Freundschaft zwischen Aaro und Hallenberg. Daneben werden Versatzstücke einer zweiten Geschichte erzählt, der des 6jährigen elternlosen Eino, der bisher auf dem Bauernhof seines Großvaters aufgewachsen ist, nun aber in ein Kinderheim für Kriegswaisen gebracht werden soll.


    Der Krieg ist zwar zu Ende, aber Feindbilder stecken noch in den Köpfen und traumatische Kriegserlebnisse in den Herzen, und die Frage nach Schuld, nach richtigen und falschen Handlungen bestimmt Gedanken und Gespräche. Miina ist eine starke Frau, die um ihre Freiheit ringt und dem Richter Annehmlichkeiten abtrotzt. Er scheint den schwächsten Teil Part übernommen zu haben, denn auch Aaro bewahrt das Geheimnis, das er mit Miina teilt.


    Trotz der knappen präzisen Sprache der Autorin ist das Buch nicht leicht zu lesen. Zum einen wegen des ständigen Wechsels der Handlungsebenen, zum anderen wegen der diffizilen Gedankengänge der Personen. Dem Leser erschließt sich der Gesamtzusammenhang nur langsam und in kleinen Schritten. Das Ende ist sehr tragisch, dennoch endet das Buch versöhnlich.
    Es nutzt dem Verständnis, wenn man sich über den finnischen Bürgerkrieg am Anfang des 20. Jahrhunderts kundig macht.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)