Urbat - Die dunkle Gabe von Bree Despain
Kurzbeschreibung von amazon.de
Vor diesem Buch ist kein Mädchen sicher! Ein teuflisches Wesen. Eine gefährliche Liebe. Ein tödliches Geheimnis. Dunkle Romantik und übersinnliche Wendungen in einem packenden All-Age-Roman: Bree Despain fesselt ihre Leserinnen in dieser wunderbaren Liebesgeschichte mit der Frage nach Vergeltung und Vergebung. Eine überirdische Geschichte für unerschrockene Mädchen:»Ich bin der Tod oder das Leben. Ich bin Heil oder Zerstörung. Engel oder Dämon.« Grace Divine, die Tochter des Dorfpastors, wusste schon immer, dass etwas Furchtbares passiert sein musste in jener Nacht, in der Daniel verschwunden war. Voller Schrecken erinnert sie sich daran, wie sie ihren Bruder Jude blutverschmiert auf der Veranda gefunden hat. Als Daniel nach drei Jahren wiederauftaucht, fühlt sich Grace auf unerklärliche Weise zu ihm hingezogen, obwohl sie ihrem Bruder versprechen musste, sich von Daniel fernzuhalten. Was steckt hinter dem dunklen Geheimnis der beiden Jungen? Was schützt die Menschen, die wir lieben? Muss Grace für ihren Bruder und ihren Geliebten ein Opfer bringen, das größer ist als alles, was sie bislang kannte?
Anmerkung zum Buch
Versprechen, ein Wort, welches uns nicht selten mal zum Verhängnis werden kann und auch die Hauptcharakterin Grace sieht sich der Tücke dieses so harmlos wirkenden Wörtchens gegenüber. Unweigerlich fragt sie sich, ob Versprechen überhaupt dazu da sind, eingehalten zu werden, oder ob ihre Existenz einzig dafür gedacht ist, sie zu brechen.
Von der Ich-Erzählerin Grace durch das Buch geführt, bringt sie dem Leser das Leben einer Pastorenfamilie nahe und zeigt ihm, dass auch in der vorbildlichsten Tochter nur ein ganz normaler Teenager steckt. Hin- und hergerissen zwischen der Pflicht der Familie gegenüber und dem, was sie für richtig hält, findet sich das junge Mädchen bald inmitten eines Zwiespalts wider, auf dessen einer Seite die Werte und Regeln stehen, die sie im Laufe der Jahre von Zuhause mitbekommen hat und auf der anderen das Gefühl und der Wunsch, ihren eigenen Weg zu gehen.
In einer Geschichte, die Fantasyelemente und den christlichen Glauben miteinander vereint, ist es nicht verwunderlich, dass der Leser auch mit letzterem konfrontiert wird. So zieht sich zum Beispiel der Sinn des bekannten Bibelzitates „Bittet, so wird euch gegeben; klopfet an, so wird euch aufgetan“ durch das Buch und erinnert uns daran, dass wir nicht alleine auf dieser Welt sind und unsere Augen und Ohren nicht vor den Nöten unserer Mitmenschen verschließen sollten. Auch die Frage nach Loyalität, Gnade und nach Kraft, seinen eigenen Stolz herunterzuschlucken und zu verzeihen, zieht ihren Faden durch das Buch. Doch keine Angst vor der geballten Ladung an Botschaften und Werten, mit denen uns die Autorin Bree Despain hier, mit der Unterstützung der Religion, konfrontiert, denn das geschieht keinesfalls plump, oder aufdringlich, sondern vielmehr im wohldosiertem Maße, was durch die Tatsache, dass Grace die Tochter eines Pastors ist, authentisch und beinahe wie nebenbei erwähnt wirkt.
„(Zitat: Seite 215) In lehnte meinen Kopf gegen seine Brust und war erstaunt, dass ich sein Herz durch die dicke Jacke schlagen hörte. Seine Atemzüge waren tief und gleichmäßig, doch sein Herzschlag war irgendwie rätselhaft. Zu schnell, und doch gleichzeitig zu langsam, fast so, als schlügen zwei Herzen in seinem Inneren.“
Mit ihrem leichten, angenehmen Schreibstil, der wunderbar zu der Erzählerin passt, hat die Autorin eine Geschichte geschrieben, die von den Dämonen erzählt, die in unserem Inneren Leben, von dem unsichtbaren Band der Liebe, den Opfern, die wir täglich erbringen müssen, von dem Wert der Gnade und davon, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Unterstützung bekommt sie dabei von ihren Charakteren, die sie liebevoll und authentisch geformt hat. In erster Linie lernt der Leser natürlich die Hauptcharakterin Grace kennen, die sowohl wohlerzogen und vorbildlich ist, als auch ein normaler Teenager. Bemüht, sich an das zu halten, was von ihr erwartet wird und sich dabei der Tatsache, dass sie mit Argusaugen beobachtet wird, stets bewusst, versucht sie ihren Weg zu finden und lässt sich von ihrem Herzen leiten. Mit ihrer schüchternen und zeitweise auch impulsiven Freundin Alice setzt sich die Pastorentochter auch mit dem Thema Jungs auseinander und sorgt durch ihre authentische Art, ihren Humor und dem ständigen Versuch, Daniel gegenüber die Oberhand zu haben, für angenehmes Lesevergnügen. Neben Grace lernt man ihren männlichen Gegenpart, Daniel, am besten kennen. Dies geschieht zum einen durch Aussagen und Gesten, die die Autorin in die Geschichte eingebracht hat als auch durch Rückblenden, in denen Grace dem Leser immer wieder Geschehnisse aus ihrer Vergangenheit aufzeigt. In Daniel finden wir einen Charakter, der zerrissen, ja, sogar verloren scheint, der sich nach Liebe und Akzeptanz sehnt und dennoch daran zweifelt, dass er beides jemals bekommen wird und verdient hat. Anders als sein Gegenspieler Pete ist er nicht der nette Junge von nebenan, der von jedermann gern gesehen wird, sondern wirkt auf den ersten Blick arrogant, gleichgültig und doch weiß man bald, dass hinter der rauen Schale noch viel mehr steckt. Ein wenig schade finde ich, dass das Geheimnis um das Wesen -nein, ich sage hier nicht, um welches es sich handelt-, welches in Daniel lebt, ihn beeinflusst und das er so stark versucht zu verbergen, so schnell gelöst wurde - hier hätte ich mir gewünscht, die Autorin hätte ein paar mehr Geheimnisse darum gesponnen und den aufmerksamen Leser nicht schon so früh mit der Nase darauf gestoßen. Doch auch, wenn dieses Rätsel relativ bald gelöst war, wurde das Buch nicht langweilig, denn ungeklärte Fragen und die ein oder andere Überraschung gab es bis fast zum Schluss genug und besonders die Frage danach, wie dieses Fantasyelement mit dem Glauben vereinbart wird fand ich hier interessant und hat mich für das frühe Aufdecken des Geheimnisses entschädigt.
Besonders gefallen hat mir der Charakter Don Mooney. Er ist ein wenig zurückgeblieben, hat in seinem Leben nicht immer alles richtig gemacht, bei der Familie Divine Vergebung gefunden und machte es sich zum Ziel, seinen Vorfahren, die wahre Helden waren, alle Ehre zu machen – da ist einiges an Ärger vorprogrammiert. Doch auch der Pastor selbst, der die gute Seele der Gemeinde ist und sein Sohn Jude, der in seiner Arbeit für die Hilfsbedürftigen völlig aufgeht und mit Fortschreiten der Geschichte erkennen muss, dass ihn nicht nur diese eine Seite ausmacht, haben einen positiven Eindruck hinterlassen.
Fazit
„Urbat.Die dunkle Gabe" ist, trotz kleiner Schwächen, ein gelungenes Debüt einer Autorin, die hier oft gelesene Handlungsstränge durch neue Ideen zu einem Buch mit Wiedererkennungswert macht. Platz nach oben hat sie nach diesem ersten Band noch gelassen, sodass ich auf die Fortsetzung, die ich auf jeden Fall lesen werde, sehr gespannt bin.