Kurzbeschreibung: So hatten sich das die Retter an Bord der Armorica nicht vorgestellt: Statt sich evakuieren zu lassen, fordern die Schiffbrüchigen der Vilm van der Oosterbrijk, dass ihr Planet als unabhängige Welt anerkannt wird. Damit lösen sie eine diplomatische Krise aus, denn der wenig attraktive Regenplanet weckt unerklärbare Begehrlichkeiten: beim Flottenkommando auf Atibon Legba, der Goldenen Bruderschaft, den Päpsten von Vatikan, bei Versicherungskonzernen und Journalisten. Die Vilmer, deren ganzer Reichtum aus einer riesigen Schutthalde besteht, scheinen all dem hilflos ausgeliefert. Aber sie bringen ihre Widersacher immer wieder ins Grübeln, nicht zuletzt über die Frage, ob Vilmer überhaupt noch Menschen sind.
Meine Meinung: In der Fortsetzung zu “Der Regenplanet” wird die Entdeckung der Gestrandeten auf Vilm nach Jahrzehnten beschrieben. Nach den anfänglichen Anpassungsschwierigkeiten der Älteren, haben sie sich nun inzwischen an den Planeten gewöhnt und niemand möchte gerettet werden; keiner will die neue Heimat verlassen. Schon gar nicht die Vilmer/Eingesichter. Aus den Menschen auf Vilm ist etwas geworden, dass den Rettern unheimlich vorkommen muss, aber davon möchte ich nichts weiter verraten. Einfach selbst lesen! Die “Eingeborenen” fordern die Anerkennung ihres Planeten und streben die Unabhängigkeit an, was nicht wenige diplomatische und politische Verwicklungen mit sich bringt.
Wie schon bei dem ersten Teil besteht das Buch aus kleinen Episoden oder Kurzgeschichten, die immer einen Bezug zueinander haben und aufeinander aufbauen. Die einzelnen Geschichten schließen sich entweder direkt an oder sie spielen Jahre später. Und es rücken dabei weniger Personen in den Vordergrund, als im Vorgängerband, was das ganze etwas persönlicher erscheinen lässt. Der Autor hat in diesen zwei Romanen ganz wundervolle Ideen umgesetzt. Zum Beispiel die Verbindung zwischen Mensch und Eingesicht oder die Fähigkeiten, die manche der Früchte auf Vilm in den Kindern freisetzen, auch die Goldene Bruderschaft, deren Mitglieder immer nackt in Erscheinung treten oder die Idee mit den Päpsten. Karsten Kruschel beschreibt die Handlungen der dualen Wesen sehr anschaulich und der Leser bekommt eine fremdartige und faszinierende Gedankenwelt präsentiert, in die man sich gut hineinversetzen kann.
Die offenen Fragen des letzten Teiles, wie etwa das Rätsel um den Absturz der VILM VAN DER OOSTERBRIJK, wurden nur teilweise aufgeklärt. Die wahre Ursache des Absturzes hat mich dann doch ziemlich überrascht. Aber leider keine Erklärung zu den “Regendrachen”. Gibt es sie wirklich oder sind sie nur eine Legende auf Vilm? Und man weiß immer noch nicht was das “Epsilonische Raumschiff” ist. Fragen über Fragen… Leider gibt es keinen 3. Teil, denn ich fände es interessant zu erfahren, welche neuen Fähigkeiten die nächste Generation der Vilmer noch haben werden.
Ich kann die beiden Romane “Der Regenplanet” und “Die Eingeborenen” guten Gewissens allen empfehlen, die Science-Fiction mögen, aber auch denen, die einen kleinen Abstecher in dieses Genre wagen wollen und nicht wissen, womit sie anfangen sollen.