Charlotte Brontë - Jane Eyre

  • Endlich habe ich die jüngste Verfilmung von Jane Eyre (2011) von Cary Fukunaga gesehen. Ein sehr moderner Film, das Paar Mia Wasikowska und Michael Fassbender gefiel mir gut, Judith Dench als Mrs Fairfax ist großartig. Die gute Idee bei dieser Verfilmung ist imho, dass Cary Fukunaga mit Janes Flucht aus Thornfield beginnt und die Teile in Gateshead und Lowood als Flash back filmt. Das gibt dem Film mehr Tempo, man verliert sich nicht in Janes Kindheit.


    Michael Fassbender spielt sehr überzeugend; die Nachtszenen mit Fassbender im historischen Pyjama habenetwas sehr eigenes... Die Dialoge sind zurückhaltend und modernisiert. Das könnte Puristen stören.


    Eine sehr angenehme moderne Verfilmung. Empfehlenswert!


  • Michael Fassbender spielt sehr überzeugend; die Nachtszenen mit Fassbender im historischen Pyjama habenetwas sehr eigenes... Die Dialoge sind zurückhaltend und modernisiert. Das könnte Puristen stören.

    Am allerbesten fand ich ihn am Klavier. Hach!


    Überhaupt eine sehr gelungene Verfilmung, die das Flair des Originals sehr gut einfängt. Mia Wasikowska als Jane hat mir sehr gefallen, genau so habe ich sie mir beim Lesen vorgestellt. Nicht auf den ersten Blick blendend schön, aber gescheit und mutig und auf ihre eigene Weise attraktiv.

  • Nun ja... was soll man sagen? Ich glaube, ich sollte mich einfach langsam von dieser Epoche der Literaturgeschichte verabschieden. Sie gibt mir schlichtweg nichts mehr.
    Im Vergleich zu Wuthering Heights sind hier alle Personen mehr oder minder zurechnungsfähig. Wobei der liebe Mr. Rochester für meinen Geschmack auch etwas arg eigen ist, aber nichts gegen einen Heathcliffe. :wink: Aber irgendwie liest sich das für meine Begriffe ein wenig wie die Fantasie einer durchschnittlichen 14jährigen, wie sie sich die Welt, das große Drama und die große Liebe vorstellt.
    Was man der Autorin mit Hinblick auf ihre eigene Geschichte nicht ankreiden kann und wie gesagt: das Buch passt in seine Zeit. Und irgendwie passe ich in diese einfach nicht mehr rein. Es gab Zeiten, da mochte ich solche Literatur. Heute möchte ich sie nur noch mögen, aber mehr als ein "eigentlich ganz gut, aaaaaber..." kommt dabei nicht mehr raus.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Im Vergleich zu Wuthering Heights sind hier alle Personen mehr oder minder zurechnungsfähig. Wobei der liebe Mr. Rochester für meinen Geschmack auch etwas arg eigen ist, aber nichts gegen einen Heathcliffe.

    Dem kann man nicht widersprechen. :wink:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • @moonrose
    Timothy Dalton ist für mich der einzig wahre Mr. Rochester! :wink:


    ***
    Aeria

    Für mich auch. Der war einfach wunderbar, alle anderen sind nur ein Abklatsch von ihm.
    Jane Eyre ist einer meiner Lieblingsklassiker. Das Taschenbuch ist total zerlesen und fällt auseinander, wird von mir immer wieder liebevoll zusammen geflickt. Möchte es auch nicht aus der Hand geben.

  • Es gibt jetzt eine Neuverfilmung von Jane Eyre, von der BBC als miniseries. Lief vor ein paar Wochen erst im britischen TV. Wunderwunderschön!! :cheers: Ruth Wilson und Toby Stephens als Jane Eyre bzw. Mr. Rochester sind einfach genial!

    Da ich diese Verfilmung auch als die beste des Stoffes betrachte, habe ich das Buch bisher nicht gelesen. Erst jetzt aus der Bücherei ausgeliehen, entfaltet sich die Schönheit des Schreibstils von Charlotte Bronte. Bin zwar erst am Anfang und erwarte als Fan der Verfilmung keine allzu großen Überraschungen mehr, aber über eine bin ich schon gestolpert: Helen! :love:

    Zu Helen: Tja, ich weiß ehrlich gesagt nicht so recht, wie ich ihre Demut einordnen soll... Ob sie einfach wirklich so naiv ist oder ob ihre Demut einfach nur ein Weg war, mit dem Leben im Internet irgendwie zurechtzukommen...

    Meiner Meinung nach hat ihre Demut nichts mit Naivität zu tun, sondern mit philosophischer Weisheit. Helens Figur wurde an Charlottes früh verstorbener Schwester angelehnt, die lange krank war. In jenen Zeiten und vielleicht vor allem in Pfarrersfamilien - zu denen die Brontes ja bekanntlich gehörten - war der Glaube eine reale Erfahrung und fester Bestandteil des Alltags. Helen erklärt Jane auf sehr schöne Weise, was für sie der Glaube ausmacht und verurteilt darum niemanden, der anderer Meinung ist. Aber sie sagt klar, dass man ein besseres Leben ohne Ärger und Wut führen kann, denn im Prinzip sind Rachegelüste verschwendete Energie und machen einem das Leben schwer, da sie selten erfüllt werden; und falls doch, weiß man tief im Inneren, dass es nicht richtig war, Rache genommen zu haben. Hass und Zorn auf Ungerechtigkeit führen zu nichts, höchstens zu Verbitterung, da sie demselben Gedanken entspringen wie das Unrecht, das einem zugefügt wurde. Für mich ist Helen eine erstaunlich starke und kluge Person.


    Schade, dass die Szenen mit ihr in der Verfilmung stark gekürzt wurden bzw. der Schere zum Opfer fielen und in der neueren Kinoversion von 2011 plakativ esoterisch abgehandelt werden.

  • Meine Meinung:


    Die Geschichte "Jane Eyre" zog mich direkt von der ersten Seite an in ihren Bann. :drunken: Jane's Lebensweg hat mich tief berührt und Bronte legt meiner Meinung nach eine besondere psychologische Raffinesse an den Tag. Die Art und Weise, wie die Autorin die teils schwierigen Beziehungen der Charaktere untereinander zeichnet ist beeindruckend. Auch der Schreibstil ist wunderschön, die Landschaftsbeschreibungen laden dazu ein, sich in die Welt von Jane Eyre entführen zu lassen. Die Protagonstin Jane hat es mir ganz besonders angetan, sie ist eine sehr anständige, mutige und gläubige junge Frau, welche man nur zu gerne auf ihrem Weg begleitet.


    Nicht selten war ich sehr begeistert von ihren klugen Gedanken und Worten und habe viele Zitate von ihr notiert. Mr. Rochester hingegen war für mich kein Sympathieträger, immer wieder musste ich bei seinem Verhalten vor Unverständnis oder Empörung den Kopf schütteln. Doch dies hat meinen Lesegenuss nicht getrübt. Ganz im Gegenteil. Für mich war es keine typische Liebesgeschichte und das hat das Ganze für mich besonders gemacht. Die gruseligen Elemente haben den positiven Eindruck nur noch unterstützt. Nie hätte ich mit derart spannenden, düsteren Handlungsabschnitten gerechnet.


    Die Geschichte war spannend, düster, romantisch, unheimlich und mitreißend. Kurzum: Ein purer Lesegenuss und eine Geschichte, die mich sehr berührt hat. Ich kann diesen Roman uneingeschränkt empfehlen. "Jane Eyre" gehört von nun an zu meinen absoluten Lieblingsbüchern. :thumleft:


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: Sterne von mir. :pray:

    Für mich ist Helen eine erstaunlich starke und kluge Person.

    Dem kann ich nur beipflichten. Helen gehört - neben Jane - zu meinen liebsten Personen in dieser Geschichte. Sie hat einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen und ich habe ihren Glauben und ihre Stärke sehr bewundert.

    "Herr, in mir ist es finster, aber bei dir ist das Licht. Ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht. Ich bin kleinmütig, aber bei dir ist Hilfe. Ich bin unruhig, aber bei dir ist der Friede. Ich verstehe deine Wege nicht, aber du weisst den Weg für mich." (Dietrich Bonhoeffer) :love:


    "Don't look to the left or the right, look up to the throne of God."


    :study: "Die Bibel - AT und NT" + Kommentare von William MacDonald (Langzeitprojekt) :flower:

    :study: "Das Geisterhaus - Isabell Allende" (Minileserunde)



  • Meinung

    2 Drittel des Buches haben es zu einem der tollsten Bücher gemacht die ich je gelesen habe. Das letzte Drittel hat mir dann nicht mehr so gut gefallen, schmälert etwas das Leseerlebnis, tut aber keinen Abbruch daran, dass es ein tolles Buch ist.

    Jane ist eine sehr interessante Buchfigur die viele Dinge erlebt, viele schlimme Dinge und daran wächst. Sie gibt nie auf und richtet sich oft an ihrem Glauben auf. Oft wird ja in den sozialen Medien gefragt, welchen Buchckarakter man gern mal treffen würde. Und da steht von nun an Jane Eyre ziemlich weit oben auf der Liste. Ich konnte aus diesem Buch einige positive Dinge mitnehmen. Ein Buch, das jeder mal gelesen haben sollte und ich denke wir können uns an Jane alle ein Beispiel nehmen. Sie kämpft für sich und ihre Überzeugungen und das ist doch ein großer teil dessen, was jeder für sich tun sollte.

    Wer keine Fehler macht, macht wahrscheinlich auch sonst nicht viel.

  • Da ich ebenfalls Teilnehmerin der sehr interessanten Leserunde war, möchte ich auch einen kurzen Eindruck des Buches wiedergeben.


    Zur Handlung selbst sage ich nicht viel; Überraschendes hat sich mir in Bezug auf den Verlauf von Jane Eyres dramatischer Biografie nicht geboten, die ich durch die Verfilmung bereits in groben Zügen kannte. Trotzdem war der Roman alles andere als öde. Bücher haben den Vorteil, dass sie detailreicher und aus der Perspektive der Protagonisten erzählt werden und nicht dem Zeitlimit von Spielfilm-Länge unterliegen. Das macht sie automatisch auch persönlicher.


    Und persönliche Ansichten hat Jane so einige. Sie war mir nicht immer sympathisch, manchmal etwas blasiert und herablassend sogar und schnell mit ihrem Urteil, aber zu Recht ist sie eine der bemerkenswertesten und stärksten Frauenfiguren in der Literatur. Besonders beeindruckt hat mich ihr unerschütterlicher Glaube an Gott, der immer stärker wird und an dem sie festhält in stürmischen Zeiten und auch, wenn ihre Entscheidung gefragt ist, die nicht immer so ausfällt wie ihr eigener Wille. Oder wenn das Glück bzw. ihr Gebieter und geliebter Rochester zum Greifen nah ist und doch so fern.


    Als Leser spürt man deutlich die Entwicklung, die mit der Freundschaft zu der gläubigen Helen Burns ihren Anfang nimmt und später zur Sicherheit und Konstante in Janes turbulentem Leben wird. Ihre Entscheidungen trifft erst oft die Vernunft vor dem Herzen; das erfährt Rochester auf schmerzhafte Weise. Obwohl er sie überall sucht und suchen lässt und sich verzweifelt nach ihr sehnt, bleibt Jane über ein Jahr unauffindbar.


    Zuflucht findet sie währenddessen bei St. John Rivers und seinen Schwestern, die sich als Cousin und Cousinen von Jane herausstellen. Hier hat es Charlotte Bronte meiner Ansicht nach ein bisschen zu gut gemeint mit den schicksalhaften "Zufällen", doch ich glaube, das ist mein einziger Kritikpunkt - gemeinsam mit dem, dass mir in diesen Kapiteln der feurige, impulsive Rochester gefehlt hat und stattdessen mit seinem krassen Pendant in der schönen, aber eisigen Gestalt von St. John "ersetzt" wurde, der Jane ebenfalls gerne als Gefährtin und Ehefrau hätte - zu gänzlich anderen Zwecken als Rochester.


    Wirklich romantisch ist das Verhältnis Rochster / Eyre vordergründig nicht; zumindest nicht bis vor der geplanten Hochzeit. Aber gerade das hat mir gut gefallen. Ihre Liebe ist nicht rosarot, keine Wolke Sieben, und dennoch spüren beide, dass sie ohne den anderen nicht sein können.


    Fazit: Ein schöner, anspruchsvoller und dichter Roman mit interessanten Charakteren. Für heutige Verhältnisse vielleicht etwas altmodisch und *fromm*, aber für mich enthält "Jane Eyre" viel Wahrheit und war gerade in Bezug auf die Liebesbeziehung realistischer als viele andere Bücher. Nicht zuletzt hat er mich und mehrere andere Leserinnen rätseln lassen, gut unterhalten und zum Nachdenken gebracht.


    Bewertung: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: