Ken Follett - Sturz der Titanen / Fall of Giants

  • Ich habe leider nur von Follett "Die Säulen der Erde" und "Sturz der Titanen" gelesen

    Du solltest mal "World without end/Die Tore der Welt" lesen, da gibt es auch sehr unterschiedliche Frauenfiguren, jedoch meiner Erinnerung nach keine, die von ihrer Sexualität beherrscht wird. Das Bauernmädchen Gwenda setzt ihre Sexualität manchmal "geschickt" ein, da es für ein Mädchen ihres Standes wohl die einzige Möglichkeit einer Einflussnahme auf Männer war. Sie ist aber eine knallharte Frau, die man nicht unterschätzen sollte.
    Die zweite weibliche Hauptfigur, Caris, ist ziemlich emanzipiert für ihre Zeit und legt sich auch offen mit Männern an. Dass es solche Frauen immer gegeben hat (auch schon vor Alice Schwarzer :wink: ), sieht man, wenn man mal die Bücher zur Geschichte aus der Beck´schen Reihe (z.B. Frauen im Mittelalter ) liest.
    Es lohnt sich auf alle Fälle, sich durch Ken Folletts Homepage zu lesen. Da äußert er sich über die Art von Frauen, die er schätzt. Dazu gehört zum Beispiel Marguerite Porète , die wohl ein "Vorbild" für Caris ist. Ich habe jetzt nicht die Zeit, das Interview zu suchen, in dem er das gesagt hat, seine Homepage gibt aber jede Menge Informationen her.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Hm, so habe ich das ehrlich gesagt nicht gesehen. Es ist zwar sicherlich richtig, dass in diesem Buch die ein oder andere u.a. von dir genannte Frau herumläuft, mit deren Lebenseinstellung ich mich nicht identifizieren kann, aber es ist ja nun nicht so, als ob es solche Zeitgenossinnen früher wie damals nicht gäbe. Sexismus macht das in meinen Augen noch lange nicht aus. :scratch:


    Ich schließe mich hier an. Sexismus konnte ich auch nicht festmachen und sehe in diesem Roman auch keine Frau, die nur auf ihre Sexualität beschränkt werden.



    Generell könnte man sagen, dass Follett eine eher einfache Figurenzeichnung bevorzugt, die aber konsequent durchzieht, sich also nicht auf ein fragwürdiges Frauenbild stützt. Mich stört es jetzt so gar nicht, ich kann aber nachvollziehen, wenn einige Leser dies kritischer sehen als ich. :D


    Im Übrigen fand ich deinen Kommentar gar nicht schlecht oder so, ich freue mich immer, wenn solche Diskussionen im BT zustandekommen. :thumleft:

  • Im Übrigen fand ich deinen Kommentar gar nicht schlecht oder so, ich freue mich immer, wenn solche Diskussionen im BT zustandekommen. :thumleft:

    Das sehe ich auch so. :)

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Das sehe ich auch so. :)

    Ich fand es auch interessant zu lesen! :D Und ich möchte noch kurz sagen, dass ich finde, dass auch genug Männer in diesem Buch als ziemlich triebgesteuert beschrieben werden (wie oben schon genannt natürlich Lew, aber auch Fitz), wodurch das Argument, Follett ginge sexistisch vor, für mich verfällt. Aber dass jemand das etwas anders sieht, kann ich auch nachvollziehen.

    Gelesene Bücher 2011: 35 | 2012: 29 | 2013: 35 | 2014: 68, 2015: 52 | 2016: 66 | 2017: 53 (gehört: 05) | 2018: 43 (gehört: 06) | 2019: 17 (gehört: 3) | 2020: 07 (gehört: 03)

  • Insgesamt hat mir dieses Buch gut gefallen. Die umfangreiche Handlung um den ersten Weltkrieg wird ausführlich und verständlich erzählt. Die vielen, in die Geschichte involvierten, Charaktere sind gut beschrieben, so dass man als Leser schnell Sympathien entwickeln kann. Es macht Freude die verschiedenen Lebensumstände zu verfolgen und mit zu fiebern, wie wohl der weitere Weg aussieht.


    Besonders gut gefallen hat mir, dass die Geschichte in diversen, für den 1. Weltkrieg relevanten, Nationen erzählt wird. Die Wege der Akteure, von unterschiedlicher Herkunft, kreuzen sich auf verschiedene Weise und die Handlungsstränge sind gut durchdacht miteinander verstrickt.


    Mir persönlich hat jedoch das letzte Drittel weniger gefallen. Besonders auf den letzten 200 Seiten wurden mir die politischen Aspekte (Dispute) dieser Zeit zu ausführlich beschrieben. Es geht mehr um die Schlachten und das Kriegsgeschehen, als um die einzelnen Familiengeschichten und die persönlichen Schicksale der Akteure. Das hat mich in meinem Lese-Interesse etwas gebremst.


    Alles in allem handelt es sich aber um ein großartigen und umfangreichen historischen Roman. Ich bin schon gespannt, wie es in den nächsten Teilen weitergeht.


    Da mir aber andere Werke von Ken Follett besser gefallen haben, würde ich mit :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: Sternen bewerten.

  • Ich kann mich hier der großen mehrheit anschließen und muss sagen, dass mir das Buch sehr gut gefallen hat. Gerade zu Anfang hat es mich unheimlich gefesselt und ich wollte es immer wieder in die Hand nehmen.
    Die Hintergründe des Krieges und wie er überhaupt ausgelöst wurde, wurden in meinen Augen sehr gut dargestellt und hat mich an vieles wieder erinnert, was man ja doch nach einigen schulzeitfreien Jahren wieder vergisst :-,
    Die einzelnen Geshcichten haben mir gut gefallen und die Protagonisten waren unterschiedlich und interessant. Gut fand ich auch, wie sich einige Handlungsstränge der Familien überschnitten haben.
    Ich bin mehr als gespannt auf den zweiten Band, der hier schon bereit liegt und demnächst bestimmt angegangen wird


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Gerade zu Anfang hat es mich unheimlich gefesselt und ich wollte es immer wieder in die Hand nehmen.

    Das gibt mir den nötigen Anstoß, das Buch nun zu beginnen. Es liegt hier bereit und ich möchte es zufälligerweise gerade beginnen und bin glücklicherweise noch gerade auf deine Meinung gestoßen, die einem Mut macht, den dicken Wälzer endlich zur Hand zu nehmen. Und ich freue mich schon auf die Geschichte und hoffe, daß ich bei diesen vielen Familien und Protagonisten den Überblick nicht verlieren werde. 8-[

    "Neue Bücher rochen nach Druckerschwärze, nach Leim, nach Erwartungen. Alte Bücher dufteten nach Abenteuern, ihren eigenen und jenen, von denen sie erzählten. Und gute Bücher verströmten ein Aroma, in dem das alles steckte, und dazu noch ein Hauch von Magie."
    Kai Meyer


  • Und ich freue mich schon auf die Geschichte und hoffe, daß ich bei diesen vielen Familien und Protagonisten den Überblick nicht verlieren werde.


    Die Befürchtung hatte ich am Anfang auch, aber ich finde, dadurch, dass die einzelnen Geschichten so schön erzählt sind und jede Familie doch etwas anderes erlebt, macht es das Ganze einfacher. Ich hatte eher so ein paar kleine Probleme, abends vorm Einschlafen die ganzen politischen Zusammenhänge zu erfassen :-, Ging dann aber doch irgendwie :totlach:

  • Ich hatte eher so ein paar kleine Probleme, abends vorm Einschlafen die ganzen politischen Zusammenhänge zu erfassen Ging dann aber doch irgendwie

    :totlach: Aalso, hmm, ich denke, das wird auch mein größtes Problem sein. Ich möchte ja logischerweise alles verstehen können und hoffentlich werde ich mich nachts im Bett nicht schlaflos hin- und herschmeissen und mein Köpfchen zermatern, wie jetzt sämtliche Zusammenhänge richtig sein könnten.

    "Neue Bücher rochen nach Druckerschwärze, nach Leim, nach Erwartungen. Alte Bücher dufteten nach Abenteuern, ihren eigenen und jenen, von denen sie erzählten. Und gute Bücher verströmten ein Aroma, in dem das alles steckte, und dazu noch ein Hauch von Magie."
    Kai Meyer


  • pralaya schrieb:
    Ich hatte eher so ein paar kleine Probleme, abends vorm Einschlafen die ganzen politischen Zusammenhänge zu erfassen Ging dann aber doch irgendwie


    Aalso, hmm, ich denke, das wird auch mein größtes Problem sein. Ich möchte ja logischerweise alles verstehen können und hoffentlich werde ich mich nachts im Bett nicht schlaflos hin- und herschmeissen und mein Köpfchen zermatern, wie jetzt sämtliche Zusammenhänge richtig sein könnten.


    Ich muss zugeben, dass ich es mir schlimmer vorgestellt hatt, als es dann letztendlich war. Okay, manche Abschnitte musste ich tatsächlich zwei oder dreimal lesen, allerdings war das auch zu der Zeit in der mein Knirps noch unheimlich für Schlafmangel gesorgt hat. Jetzt hat sich das ganze etwas eingerenkt und mein hirn arbeitet (fast) wieder richtig :shock: Konzentriert lesen und nicht überfliegen sollte man dennoch, dann hat man sehr viel Freude an dem Buch :friends:

  • Jetzt hat sich das ganze etwas eingerenkt und mein hirn arbeitet (fast) wieder richtig

    :totlach:


    Konzentriert lesen und nicht überfliegen sollte man dennoch, dann hat man sehr viel Freude an dem Buch

    Okay, danke, ich werde mir deinen Rat zu Herzen nehmen und hoffentlich auch viel Freude am Buch haben. :friends:

    "Neue Bücher rochen nach Druckerschwärze, nach Leim, nach Erwartungen. Alte Bücher dufteten nach Abenteuern, ihren eigenen und jenen, von denen sie erzählten. Und gute Bücher verströmten ein Aroma, in dem das alles steckte, und dazu noch ein Hauch von Magie."
    Kai Meyer


  • Ich habe das Buch gestern beendet und schließe mich auch der Mehrheit an. Ich fand das Buch richtig gut, vor allem weil historische Romane bisher nicht so mein Beuteschema waren. Die Geschichte hat mich gefesselt und ich konnte es teilweise nicht mehr aus der Hand legen. Die Protagonisten waren gut dargestellt und auch wenn ich wohl in vielen Fällen anders Handeln würde, hat Follett für mich sehr schlüssig darstellen können, warum die Person, aufgrund ihrer Anschauungen, Lebenszielen und politischen Überzeugungen so gehandelt hat. Ich freue mich auf alle Fälle schon auf den 2. Teil. und vergebe :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Ken Follett erzählt in seinem ersten Band der Jahrhunderttrilogie die Geschichte des ersten Weltkrieges. Dabei bedient er sich der Perspektiven verschiedener Protagonisten aus beteiligten Ländern: Adeligen aus England und Deutschland, Bergleuten aus Wales, Fabrikarbeitern aus Russland, Oberschichtangehörigen aus den USA, Männern und Frauen. Erzählt wird über die Entstehung des Krieges, den Krieg selbst und über die Nachwirkungen des Krieges, das Buch ist daher auch in drei Teile eingeteilt.


    Der Roman ist in mehrfachem Sinne schwergewichtig, er ist nicht nur gute 1.000 Seiten dick, er ist auch sehr komplex, nicht nur wegen der hohen Anzahl an Charakteren (die am Anfang des Buches in einem Personenverzeichnis aufgelistet sind, welches auch hervorhebt, wer historische Persönlichkeit ist), sondern auch wegen dem sehr umfassenden historischen Hintergrund, der in den Roman einfließt. Wer nicht gerade Experte für den 1. Weltkrieg ist, wird einiges erfahren, was er noch nicht wusste, wird über die Zusammenhänge informiert, wird miterleben, wie nicht nur die Herrschenden, sondern vor allem auch „der kleine Mann“ das Geschehen erlebte und es wird auch nahe gebracht, was neben dem reinen Kriegsgeschehen in den einzelnen Ländern passierte, der Roman zeigt die gesellschaftlichen Verhältnisse und spart nicht mit sozialkritischen Äußerungen.


    Neben den Ereignissen rund um den 1. WK erfahren wir auch viel über das Leben der Protagonisten, ihre Wünsche, Träume und Ängste, ihre Gedanken und Gefühle (all das auch durch die Kriegsereignisse beeinflusst). Dadurch gelingt es Ken Follett auch sehr gut, dem Leser die Charaktere nahe zu bringen, sie wirken allesamt authentisch und werden tiefgehend gezeichnet. Beim Perspektivewechsel entstehen immer wieder kleine (und größere) Cliffhanger, die dazu beitragen, dass sich der Roman, trotz seiner Dicke, flüssig und flott lesen lässt. Interessant sind auch die Verknüpfungen zwischen den Protagonisten, die zum Teil schon zu Beginn vorhanden sind, sich teilweise aber auch erst später ergeben, so wird das Geschehen noch eingängiger und die Bedeutung, die der Krieg für den Einzelnen haben kann, noch deutlicher. Trotz seiner Dicke und des „schweren“ Themas, ist der Roman daher nie langweilig oder lässt sich gar langwierig lesen.


    Am Ende des Romans wirft der nächste Weltkrieg schon seine Schatten voraus, damit beschäftigt sich dann der nächsten Band, den ich bald beginnen möchte, ich bin schon gespannt, ob und wie wir die Akteure aus „Sturz der Titanen“ wieder treffen.


    Absolut lesenswerter historischer Roman, der die Zeit und vor allem die Geschehnisse rund um den ersten Weltkrieg anschaulich begreifbar macht, allen sehr zu empfehlen! Für mich ein absolutes Lesehighlight.

  • Gestern habe ich das Buch nun endlich beendet, nachdem sich einige andere Bücher vorgedrängelt hatten. Schon bezeichnend, denn hätte mich 'Sturz der Titanen' so gefesselt wie erhofft, hätten die anderen Bücher keine Chance gehabt.
    Während des Lesens gab es immer wieder Augenblicke, in denen ich kurz davor war, das Buch abzubrechen. Das lag nicht daran, dass die Story nicht interessant war, nein, interessant war sie auf jeden Fall. Und dass Ken Follett gut schreiben und beschreiben kann, muss ich auch nicht extra betonen.
    Dass der Funke nicht überspringen wollte, lag zum größten Teil an der Unmenge stellenweise unglaublich trockener Informationen, zum anderen an den Sprüngen zwischen den einzelnen Charakteren. Kaum hatte man sich reingelesen und fieberte mit einem Protagonisten mit, gab's einen Cut, und der nächste war dran. Einzig die Geschichte von Maud und Walter ragte heraus.
    Mein Fazit:
    Für ein Sachbuch ist zu viel Roman enthalten, für einen Roman zu viel Sachbuch.
    Ich gebe eine eingeschränkte Leseempfehlung für alle Politikinteressierte, speziell 1. Weltkrieg und Große Sozialistische Oktoberrevolution, die jedes auch noch so winzige Detail über diese Zeit wissen möchten und sich nicht von den rund 1020 Seiten abschrecken lassen.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Nach den Beiträgen oben scheint es ja wirklich ein gutes Buch zu sein. Allerdings scheinen mir die meisten Schreibenden Fans von Follett zu sein. ich habe damals die Säulen der Erde gelesen und fand es nur schrecklich: oberflächlich, streckenweise kitschig, redundant und schlecht recheriert. ich wusste nach der Lektüre praktisch kein bisschen mehr über Domarchitektur als vorher.
    Deshalb bin ich nun sehr skeptisch. andererseits wurde mir das Buch mehrmals empfohlen. Daher ganz konkret die Frage: Ist es auch ein gutes Buch für Leute, die Follett nicht mögen?

  • Es kann ein gutes Buch auch für Skeptiker sein, man muss ihm aber auch eine ernste Chance geben und versuchen möglichst unvoreingenommen/ neutral ranzugehen. Mir haben besonders im ersten Teil der Trilogie die verschiedenen Familie und ihre Schicksale gefallen, die sich nach und nach miteinander verweben.

    ~Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.~
    - Heinrich Heine -

  • Jetzt habe ich es gelesen und bin positiv überrascht. Das Lesen hat Spaß gemacht und neues Wissen vermittelt, bzw. mich dazu gebracht, mir neues Wissen anzueignen. Das ist ja schon mal eine ganze Menge!
    Mir hat gut gefallen, wie er die verschiedenen Handlungsstränge und -orte miteinander verbunden hat, das ergab ein sehr schönes Puzzle über die halbe Welt. Die Figuren waren glaubhaft und interessant und wiesen eine gewisse Tiefe auf. Follett blieb distanziert und zeigte dennoch eine recht klare Haltung. Die Dialoge waren ebenfalls glaubhaft und wirkten nie hölzern. (Im Gegensatz zu einigen hier fand ich übrigens die sexuellen Schilderungen nie als störend und das Sexualverhalten der Frauen als durchaus normal. )
    Die Schilderungen der Kriegsereignisse fand ich meist viel zu distanziert Der Schrecken des Krieges, z.B. der Gaskrieg, blieb mir fast immer zu weit weg, da fehlte definitiv etwas. Überhaupt hatte ich etwas den Eindruck, der Leser sollte da etwas geschont werden. Aber das passt dann nicht zum Thema.
    Ich werde den zweiten Teil der Trilogie jedenfalls auch lesen und bin sehr gespannt, wie er das angehen wird.


    Ich gab Follett eine zweite Chance und er hat sie genutzt! :pale:

  • Freut mich! :wink:


    Was die Kriegshandlungen angeht, habe ich auch schon Eindringlicheres gelesen, aber das würde in diesem eh schon dicken Wälzer wahrscheinlich zu weit führen.