Originaltitel: The Pig Scrolls
Fischer Taschenbuch Verlag, November 2006ISBN 3596806348
268 SeitenTaschenbuch; 6,95 Euro
Klappentext
Sind Schweine die wahren Helden?
Wie ungerecht! Alle reden von Homer, Odysseus und Troja – aber niemand von Gryllus, dem sprechenden Schwein. Dabei wäre die altgriechische Geschichte anders verlaufen, wäre Gryllus den verzweifelten Göttern nicht rettend zu Hilfe geeilt.
Witzig und umwerfend komisch erzählt Paul Shipton den Stoff der griechischen Mythen und Sagen – aus der Perspektive eines Schweins.
Aufbau
Die 268 Seiten sind aufgeteilt in (in chronologischer Reihenfolge) die Danksagung, die Anrufung (quasi der Prolog), 35 Bücher (=Kapitel), Epilog, Wörterverzeichnis, Anmerkung des Übersetzers (geschrieben von Paul Shipton) und das Inhaltsverzeichnis.
Hier sieht man schon, dass die Geschichte an sich nicht wirklich lang ist und die Kapitel auch sehr kurz.Geschrieben ist aus der Sicht des Schweins Gryllus, der sich auch an den Leser richtet.
Inhalt
Das sprechende Schwein gerät schon im ersten Kapitel in einen Hinterhalt und wird gefangen genommen. Bald findet ihn Sibylle, eine Jung-Seherin im Tempel des Apollon. Von ihr erfährt unser Held, dass sich kein Gott mehr zeigt und das alles sehr nach Gefahr aussieht. Die letzte Aufgabe, die Apollon Sibylle noch mitgeben konnte, lautete, das Schwein und einen Ziegenhirten zu finden und nach Delphi zu bringen.
Mit diesem Dreiergespann geht es nun quer durch die griechischen Wälder und sie erleben allerhand Abenteuer, finden aber auch den ersten Wissenschaftler der Welt, der sich den Magnetismus schon zu eigen gemacht und auch den Toaster erfand... und noch allerhand Wichtiges mehr.
Die großen Fragen sind nun: Warum schweigen die Götter, schaffen unsere Freunde es nach Delphi und was wollten so einige andere gefährliche Gestalten von unserem Helden?
Eigene Meinung
„Schein gehabt, Zeus!“ ist eins der lustigsten Bücher, die ich seit langer Zeit gelesen habe. Obwohl es eigentlich empfohlen ist für 10 – 11jährige, habe ich es nicht als Kinderbuch empfunden. Gryllus' zynische Art und Kommentare amüsieren wohl die Jüngeren und die „Älteren“.
Ich habe wirklich oft und herzlich gelacht. Das liegt auch daran, dass das Buch so geschrieben ist, wie ich einer Freundin etwas erzählen würde. Oft verzettelt sich der Erzähler dann auch in seinen Gedanken, endet mit „und so“ oder beschreibt wie folgt:
„Sibylle verstummte, bis ein paar Vorübergehende vorüber … äh … gegangen waren.“ oder „Ich würde euch die Gegend und die Bäume beschreiben, aber […] so etwas ist nicht gerade meine Stärke. Kennt man einen Baum, dann kennt man alle. [...] Was die Landschaft angeht, sie war irgendwie uneben, manchmal ging's bergauf und manchmal bergab. Reicht das für das geistige Auge?“ Ich fand diese Erzählweise unglaublich witzig. Normalerweise mag ich sowas nicht, aber zu Gryllus hätte nichts anderes gepasst.
Alle Personen sind sehr glaubhaft und gut durchdacht. Die Entscheidung, Handlung oder Gespräche waren immer entsprechend dexs jeweiligen Charakters. Gerade das Schwein war herzerfrischend. Ein wenig wehleidig, ein wenig feige, ein wenig egoistisch, aber doch unglaublich liebenswürdig. Doch auch alle anderen Personen habe ich entweder ins Herz geschlossen oder abgrundtief verabscheut. Also genau das, was man sich wünscht: eine emotionale Bindung zu ALLEN Figuren.
Besonders amüsant waren auch die Kapitelüberschriften. Sie gaben perfekt wieder was passiert, ohne etwas zu verraten. Sonst gucke ich mir die Überschriften ja nie genau an (warum auch, wenn da eh nur Kapitel 1/2/.../14 steht???), aber hier konnte ich so schon am Kapitelanfang schön lachen.
Es gibt nur eine einzige Sache, die ich als negativ empfunden habe. Bei etwa 2/3 des Buches hätte schon ein Ende sein können. Ein Kapitel endete sogar mit einem schönen Endsatz. Die meisten Fragen waren auch schon aufgelöst.
Dort schwand kurzzeitig der Drang weiterzulesen, da nur eine Frage ungelöst war, die empfand ich aber nicht wirklich als notwendig. Als ich dann weiterlas, kam raus, dass das Buch noch einmal richtig an Fahrt gewinnt und sogar wieder wirklich spannend wird.
Das Buch vermittelt auch gut die griechische Geschichte. Vieles wird angerissen oder es gibt einen Seitenhieb darauf: Der Trojanische Krieg, Zyklopen, die Abenteuer des Odysseus und einiges mehr. Hier wird auch nicht alles sarkastisch oder lustig beschrieben, sondern an diesen Stellen dachte ich oft „Stimmt, das hast du schon mal gehört. Das war aber wirklich schon weit hinten im Gehirn. Gut, dass das nochmal hervorgeholt wurde.“. Also das ist dann für Jüngere wirklich gut geeignet.
Alles in allem, ist „Schwein gehabt, Zeus!“, aber ein (für mich) grandioses Buch gewesen, das von mir Sterne bekommt!
Es gibt übrigens noch einen Nachfolger, der „Ein Schwein rettet die Welt“ heißt und 2008 erschien.