Hamid, Mohsin - Der Fundamentalist, der keiner sein wollte

  • Originalitel: The Reluctant Fundamentalist (Booker Man Shortlist 2007)


    In der Altstadt Lahores:
    ein junger Mann spricht einen amerikanischen Touristen an und offenbart diesem sein Leben, seine Erfahrungen und Handlungsgrundsätze. Ein junger Pakistani, der dank eines Stipendiums in Princeton studieren kann, dort als einer der besten seines Jahrgangs abschließt und einen hochangesehenen Job erreicht. Seine berufliche Karriere in New York beginnt vielversprechend, er ist angesehen, trotz seines Ehrgeizes beliebt und erarbeitet sich dank seiner Disziplin eine vielversprechende Zukunft. Eine Romanze mit der bezaubernden Erica macht sein Leben noch aufregender.


    Doch dann verändern die Terroranschläge des 11.9. die Welt und somit auch die Lebenseinstellung des Protagonisten. Während er in New York weiterhin prosperiert, sieht er die aufziehende Gefahr, die seine Familie in Form eines Kriegs zwischen Indien und Pakistans bedroht. Es erscheint ihm falsch, dass in der gefährdeten Region die Schwachen und Fanatiker zurückbleiben, während die junge Elite ihrer Pflicht, das Land zu verteidigen, den Rücken zuwendet.


    Zunehmend verändert sich sein Innenleben und die Art in der er sich präsentiert. Er stößt auf immer mehr Verwunderung und Ablehnung bis ein Geschäftsprojekt in Chile zu einer Katharsis führt, die ihn radikalisiert.



    Der Roman liest sich flüssig und hypnotisiert in seiner Intensität und der weichen poetischen Sprache voller Metaphern und Höflichkeit. Doch man stellt sich auch Fragen: was veranlasst den Mann, einem Fremden seine Geschichte zu erzählen und diesen stundenlang an sich zu binden? Warum hört der Tourist zu? Worauf wird das Ganze hinsteuern?


    Die ersten 2/3 des Romans sind sehr bestechend, doch zum Schluss flacht es ab. Die Beweggründe bleiben etwas schwammig und obwohl Einzelmotive geliefert werden, wurden mir die letztendlichen Ambitionen nicht klar.


    Insgesamt aber durchaus sehr empfehlenswert, wenn man lange Monologe mag. Dem Zuhörer wird keine Gelegenheit gegeben sich zu äussern. Doch kleine Beobachtungen des Erzählers lassen das Gespräch lebendig und vielschichtig wirken. Und zum Schluss waren meine drei Fragen geklärt.

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +