Delphine de Vigan - No & ich / No & Moi

  • Kurzmeinung

    PotatoPeelPie
    Ich schließe mich Studentines Fazit an!
  • Kurzmeinung

    Studentine
    Sehr intensives Buch mit Figuren, die man einfach nur mag, mit denen man lacht, sich freut und auch leidet.
  • Klappentext:


    Für alle, die sich noch daran erinnern, wie wir selbst einmal die Welt verändern wollten - damals, gestern oder erst heute morgen.
    "Die Dinge sind, wie sie sind." Wenn uns zum Leben irgendwann nur noch diese Antwort einfällt - sind wir dann erwachsen? Lou ist 13, hochbegabt und eine Einzelgängerin: Am liebsten beobachtet sie die anderen, macht eigenwillige Experimente und stellt gewagte Theorien auf, um die Welt zu verstehen. Bis sie eines Tages auf die 18jährige No trifft, die mitten in Paris auf der Straße lebt. No mit ihren dreckigen Klamotten und ihrem müden Gesicht, No, deren Einsamkeit die Welt in Frage stellt. Und so stürzt sich Lou in ihr neues Projekt: Sie will No retten - und sich und der Welt beweisen, dass alles sich ändern lässt...


    Inhalt:


    Lous Eltern scheinen hinter einer undurchsichtigen Glocke zu leben: Die Mutter spricht nicht, nimmt weder am Familienleben teil noch an ihren eigenen wie es scheint. Der Vater tut dies zwar noch rudimentär, aber eine richtige Vaterrolle übernimmt er dennoch nicht. Lou hat eine Familie und wiederum doch nicht richtig.
    Vielleicht um sich zu beschäftigen oder nur um sich abzulenken, sammelt sie alle möglichen Dinge, analysiert, prüft und vergleicht sie und zieht Schlüsse aus ihnen.


    Eines Tages soll Lou in der Schule referieren, was für sie ein unüberwindbares Hindernis darstellt. Sie ist lieber für sich, hasst es, vor einer großen Gruppe zu sprechen. Als sie auf der Straße No trifft, kommt ihr eine Idee: Sie möchte sich mit auf der Straße lebenden Frauen beschäftigen: über ihr Leben, wie es dazu kam, wie sie damit klarkommen.


    No willigt ein und trifft sich mit Lou. Manchmal erzählt sie bereitwillig ein bisschen von sich. Manchmal hört das ganz plötzlich auf und No verschwindet. Es ist schwierig, an sie heranzukommen. Aber das haben sie ja beide gemein.


    Nach längerer Zeit fasst Lou den Entschluss, No mit zu sich nach Hause zu nehmen, ihr eine Bleibe und eine Familie zu bieten. Ihre Eltern willigen überaschender Weise ein. Und plötzlich ändert sich alles: Lous Mutter scheint vollends aufzublühen: Sie redet wieder, kocht, putzt, nimmt aktiv am Leben teil, dass fast wie bei einer richtigen Familien zu sein scheint.
    Das ist auch der Moment, in dem ein dunkles Familiengeheimnis gelüftet wird und erklärt, warum Lous Eltern so teilnahmslos und abseits von allem sind.
    Und auch No beginnt von ihrem tragischen Schicksal zu erzählen.


    Lou scheint in dieser ganzen Zeit sehr zu reifen, sie lernt viel über das Leben.
    Und ganz am Schluss, als alles so einfach scheint, kommt dann doch die große Erkenntnis, dass das Leben nicht immer ein Bilderbuch mit Happy End ist und dass manche Dinge sich auch mit dem allergrößten Willen dazu nicht ändern lassen.



    Eigene Meinung:


    Die Sprache ist ganz zart, der Roman ist wunderbar einfühlsam erzählt. Es gibt traurige Momente genauso wie schöne.
    Lou ist im Prinzip noch ein Kind, doch die Gegebenheiten machen sie erwachsen. Man beobachtet eine Entwicklung in ihr und den Menschen um sie herum, die etwas Positives in einem weckt. Man ist stolz auf sie, wie sie Dinge meistert, die sie selbst in die Hand genommen hat, obwohl das in ihrem Alter eigentlich andere übernehmen sollten.
    Mich hat der Roman sehr berührt. Lou ist sehr lebensklug, trotz ihrer Naivität. Das ist manchmal irgendwie bedrückend bei einem Alter von dreizehn Jahren, aber dennoch auch erfrischend.
    Ich finde das Cover sehr passend und hübsch. Dieses Zarte und Schöne des Romans kommt ebenso zur Geltung wie die Einsamkeit und Kälte in ihm.
    Ich finde "No & ich" sehr lesenswert. Es ist zwar kein Jugendroman, ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass z.B. Leser von "Die Mitte der Welt" ebenso Zielgruppe sein könnten.

    Ich habe alles was ich brauche. Nur keinen Charakter. Und keinen Plan.


    Wir glauben nichts mehr, und weil wir nichts mehr glauben, glauben wir jeden Mist.
    (Lehnartz: Global Players)

  • Ich habe das Buch gerade beendet und es hat mir sehr gefallen.


    Lou, eine hoch begabte 13-jährige Schülerin muss ein Referat über Obdachlose halten. Sie lernt No, eine 18-jährige Obdachlose kennen und verabredet sich mit ihr, um sie zu interviewen. Zwischen den beiden entsteht eine Art Freundschaft.
    Seit dem Tod von Lou's kleiner Schwester Thais vegetiert ihre Mutter nur noch so dahin.
    Als Lou auf die Idee kommt, No daheim aufzunehmen und die Eltern es erlauben, verändert sich auch ihr Familienleben.
    Und auch No fängt an zu erzählen.


    Sprachlich hat mir das Buch gut gefallen - es spricht sicher Jugendliche, wie auch Erwachsene an. Delphine de Vigan schreibt leichthändig über ein ernstes Thema.
    Lou's Wunsch nach Veränderung kann man nachvollziehen - die Frage, ob der idealistische Wunsch automatisch scheitern muss, stellt sich sicherlich nicht nur Lou.


    Lucas, ein Mitschüler und Freund zu Lou sagt: " Du bist ganz klein, und du bist ganz groß, Krümel,..." - ja, dem kann man zustimmen.

  • Das Buch hatte ich auch schon in der Hand, aber im Augenblick gibt es so viele Bücher, die ich gerne lesen und besitzen möchte. :loool: Ich werde es auf jeden Fall positiv im Hinterkopf behalten. :)
    Ganz besonders gefällt mir das Cover. Wie Blätter im Wind - ja so fühlt man sich oft mit 13.


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind


    :study: János Székely, Der arme Swoboda

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Das Buch No & Ich ist leicht zu lesen und die Autorin hat, wie schon bereits erwähnt, einen jugentlichen Sprachstiel verwendet.
    Der Inhalt war mal etwas Neues, aber irgendwie hat es mich nicht mitgerissen und auch nicht gefesselt. Lou wirkt auf mich etwas naiv und weltfremd, doch im laufe des Buches macht sie eine Entwicklung durch die sie erwachsener werden lässt.
    Doch trotz des ernsten Themas, was ich gut gewählt finde, hat es mich nicht mitgerissen.
    Aber das Cover finde ich wirklich gut getroffen!!

  • Die dreizehnjährige Lou ist nicht nur Protagonistin des Buches, sondern zugleich Ich-Erzählerin. Mir als Leser ist sie sofort sympathisch und nimmt mich mit ihrem ernsten, aber hoffnungslos ehrlichen Erzählstil sofort gefangen. Der Autorin ist es gelungen, sie absolut authentisch und glaubwürdig zu zeichnen und die Tatsache, dass eine Dreizehnjährige sich wie eine Erwachsene äußert und verhält, stört überhaupt nicht, wird mit der Zeit sogar erwartet, denn Lou ist eben Lou und so mag ich als Leser sie.


    Stilistisch wird das Bild, dass der Leser von Lou erhält, perfekt abgerundet: Die Sätze sind lang, auch Hauptsätze werden mit Kommas verbunden und drücken so den ungebändigten Äußerungsdrang von Lou aus. Zudem legt die Autorin ihrer Ich-Erzählerin sehr gewählte Worte in den Mund, Lou wirkt dadurch reif und gebildet. Und das ist sie ja schließlich auch.


    Toll fand ich die erste Begegnung zwischen Lou und No. Zum ersten Mal sind beide nicht allein, werden nicht als Außenstehende behandelt, sondern bieten sich gegenseitig Halt und Schutz. Das liegt vor allem daran, dass No völlig unvoreingenommen und offen auf Lou zugeht und diese so zu einer anderen Person macht: Eine Person, die aus sich heraus geht, sich anderen öffnet und nicht abseits von allem Geschehen mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt ist.


    Und auch No ist mir vom ersten Moment an sympathisch, obwohl sie ganz anders ist als Lou. Der Autorin gelingt es, dem Leser ihre Personen auch ohne ausschweifende Charakterisierungen nahe zu bringen. Auch Lous Eltern, die eine nicht unwesentliche Rolle für die Freundschaft zwischen den beiden Mädchen spielen, werden dem Leser allein durch ihre Geschichte und ihr Verhalten nahegebracht. Und das ist völlig ausreichend. Merkmale wie Alter, Haarfarbe, Augenfarbe sind in diesem Buch tatsächlich nur Nebensächlichkeiten, auf die der Leser keinen Wert legen muss.


    Sowohl No als auch Lou haben eine ganz eigene Geschichte zu erzählen und im ersten Moment prallen zwei verschiedene Welten aufeinander. Doch es gelingt ihnen, sich anzunähern, sich auf den anderen einzulassen, und eine Freundschaft aufzubauen. Doch wird es ihnen gelingen, die zwischen ihnen bestehenden Unterschiede zu beseitigen? Lassen sich zwei so unterschiedliche Welten tatsächlich miteinander verbinden?


    Die Autorin bedient sich einer sehr einfühlsamen, leisen Sprache. Dabei gelingt es ihr spielend, sowohl lustige als auch traurige oder dramatische Szenen mit der richtigen Stimmung zu untermalen. Der Leser kann also gar nicht anders, als sich den Gefühlen der Protagonisten anzupassen. Delphine de Vigan schafft eine ganz eigene und dichte Atmosphäre, die den Leser gefangen nimmt und ihn am Lesen hält, obwohl das Buch im eigentlichen Sinne nicht spannend ist. Es ist berührend und schonungslos ehrlich, dabei sehr charmant und wunderschön.


    Abschließend bewerte ich das Buch mit 4 von 5 Sternen. Ich habe dabei einen Stern für den Schluss des Buches abgezogen. Ohne zu viel verraten zu wollen, muss ich daran kritisieren, dass er mich als Leser nicht zufrieden gestellt hat. Er ist ohne Zweifel nachzuvollziehen und sicher auch sehr passend für den Verlauf der Geschichte. Aber ich kann das Buch nach dem Beenden nicht mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht schließen. Dabei erwarte ich gar nicht immer ein Happy End, sondern ich erwarte einfach einen Schluss, der keine Fragen offen lässt. Diese Erwartung meinerseits wurde hier leider nicht erfüllt. Deshalb der Punktabzug.


    Sehr gelungen und passend zum Buch finde das Cover auf dem Schutzumschlag. Es ist farblich sehr schön gestaltet und drückt aus, wie man sich als Jugendliche oft fühlt: Wie Blätter im Sturm, hilflos ausgeliefert, machtlos, hin und her gerissen.


    Auch wenn die Ich-Erzählerin des Buches eine Dreizehnjährige ist, ist das Buch kein Jugendbuch. Lou erwartet von den Lesern ihrer Geschichte viel Aufmerksamkeit. Das Buch liest sich nicht nebenbei, sondern man muss sich ihm widmen, ihm Interesse schenken. Jugendliche sind dem Schreibstil der Autorin wahrscheinlich einfach noch nicht gewachsen.


    :flower:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Alles Wichtige zu diesem Buch wurde schon gesagt und es würde keinen Sinn machen, wenn ich meine Vorredner Wort für Wort wiederhole, denn ich finde, diese haben meine Gefühle und meine Meinung sehr genau getroffen.


    Ein sehr einfühlsames Buch mit einer besonderen Art der Sprache. Eigentlich ist "No & ich" kein Roman in dem es um Spannung geht und trotzdem ist man während des lesens sehr angespannt und möchte wissen, wie es mit all den Charakteren weitergeht. Nolwenn und Lou sind zwar die Hauptcharaktere, aber ich finde, die Autorin hat noch einige andere Personen sehr gefühlvoll der Geschichte beigefügt, ohne die dieses Buch nur halb soviel wert wäre.


    Ich finde nicht, dass es ein Jugendbuch ist. Ich könnte mir vorstellen, dass es für Jugendliche zu "langsam" geschrieben ist, sie einige Gedankengänge nicht nachvollziehen können bzw. nicht interessiert sind. Wobei ich im Gegenzug sagen muss, dass sich Jugendliche gerne eine Scheibe von Lou und Lucas abschneiden könnten - und natürlich ist es auch ein Buch, dass Erwachsenen die Augen wieder fürs Wesentliche öffnet.


    Auf dem Cover steht ein Zitat von Brigitte:
    Ein Roman, der mich sehr berührt hat, weil ich plötzlich wieder wusste, wie sich das anfühlt: Die Welt verbessern wollen"


    ... sehr treffend. :thumright:


    Das Buch bekommt von mir sehr gute :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:


    Ein kleiner Wehmutstropfen (nur für die die es gelesen haben!)

  • Inhaltsangabe:


    Lou ist hochbegabt und eine Einzelgängerin. Am liebsten beobachtet sie die Menschen um sich herum und stellt dabei gewagte Theorien auf, um das zu verstehen, was tagtäglich mit uns geschieht. Bis sie auf die achtzehnjährige No trifft, die mitten in Paris auf der Straße lebt. No mit den dreckigen Klamotten und dem müden Gesicht. No, die jeden Tag um ein Essen und einen Schlafplatz kämpfenmuss. No, deren Einsamkeit die Welt in Frage stellt. Und Lou stürzt sich in ihr neues Projekt: Sie will No retten - und sich und der Welt beweisen, dass sich alles ändern lässt ...


    (Quelle = Amazon)


    Meine Meinung:
    Ich habe das Buch vor wenigen Tagen spontan gekauft, da mir die ersten paar Seiten sowohl von der Handlung als auch vom Erzählstil gefallen haben.
    Und mein Gefühl hat mich nicht betrogen.
    Die Geschichte um No und Lou hat mich sehr bewegt. Sie entwickelt sich in gutem Tempo und bleibt immer lebensnah und realistisch. Lou hat eine ganz besondere und eigenwillige Art die Welt zu betrachten und musste für ihr Alter auch schon einige schlechte/schlimme Erfahrungen machen. Umso mehr wird sie von dem Gedanken angetrieben, dass nicht alles schlecht und übel sein muss, dass man eben alles ändern kann.


    Ich habe dieses Buch mit den 250 Seiten in einem Rutsch durchgelesen, da es mir wirklich sehr gut gefallen hatte.
    Ich kann es wirklich nur weiter empfehlen.


    Deshalb gibt es von mir auch: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:


    Bücher gelesen 2012: 11
    Bücher gelesen 2011: 37
    Bücher gelesen 2010: 56

  • Es passiert zwar äußerst selten, aber hier haben mir wirklich die Worte gefehlt und ich hab wirklich lange überlegt, was ich zu dem Buch schreiben soll. Also bitte nicht wundern, wenn die Rezension etwas diffus daherkommt.


    Zu allererst kann ich sagen, dass das Buch ein absoluter Pageturner ist, ich hatte es in kürzester Zeit ausgelesen. Was mich selbst verwunderte, da die Sprache jetzt nicht so alltäglich ist wie in anderen Romanen [alle, die schon mal ein Buch im französischen Original oder eine Übersetzung davon gelesen haben, wissen, was ich meine :wink::wink: ]. Aber wie gesagt, die teilweise etwas wirren und komplexen Sätze tun dem Lesefluss absolut keinen Abbruch. Gegenüber der Hauptprotagonistin stellte sich bei mir sofort eine emotionale Reaktion ein – Delphine de Vigan hat es sehr gut verstanden, einem die kleine intellektuelle frühreife Lou näherzubringen: man bangt und leidet mit ihr, da sie sich absolut deplaziert und damit Abseits jeglicher Gruppierungen fühlt [wobei ich im Nachhinein überlege, ob sie mir mehr leid tut als sie sich selbst...]. Der Leser erhält mit No & ich Einblick in eine ganz besondere Freundschaft zwischen 2 Mädchen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, die jedoch sehr gut „zusammen können“.


    Der Haupttenor des Romans ist ein recht melancholischer, trauriger [was für mich irgendwie auch typisch französischer Literaturstil ist]. Zwar wird die triste und einsame Lebenssituation Nos von der Herzlichkeit, mit der Lous Eltern sie aufnehmen und des Gefühls, als könne noch gut werden, abgelöst, aber zumeist dominiert eine konstante Tristesse, die einen schon etwas „herunterziehen“ kann.


    Mit dem Ende bin ich nicht ganz so glücklich ich hätte es mir etwas abgerundeter gewünscht. Nichtsdestotrotz ein toller Roman über Freundschaft und einen kleinen Krümel (so wird Lou immer liebevoll von ihrem Mitschüler und Freund Lucas genannt), der mit seinen 13 Jahren schon erwachsener ist als er eigentlich sein sollte und der die Hoffnung, dass man die Welt ein Stück weit verändern kann, noch nicht aufgegeben hat.

  • No und Ich von Delphine de Vigan


    Kurzbeschreibung:
    Die wunderbare Welt der Lou Bertignac.
    Lou ist 13 Jahre alt, hochbegabt und eine Einzelgängerin. Als sie die 18-jährige No trifft, die mitten in Paris auf der Straße lebt, wagt sie ihr bis dahin größtes Projekt: No retten! No mit ihren dreckigen Klamotten und ihrem müden Gesicht. No, die bettelt und schier am Verhungern ist und zu viel trinkt. No, die für Lou ein Mensch ist, der ihre Welt auf den Kopf stellt. Ein berührender Roman über Freundschaft, Träume und das Erwachsenwerden - eine Weltverbesserergeschichte für jene, die nicht vergessen haben, was sie selbst alles ändern wollten. Damals, gestern oder erst heute Morgen.

    Meine Rezension:

    Delphine de Vigan beschreibt eindrucksvoll und emotional die Sichtweise und die teilweise naiven Gedankengänge der 13-jährigen Lou. Ihre teilweise absurden und gefährlichen Ideen werden besonders spannend und vielseitig geschildert. Die hingegen stumpfe und harte No stellt sie in einem ganz anderen Licht dar.
    Der Autorin ist es gelungen zwei völlig unterschiedliche Welten von jungen Leuten zu beleuchten und miteinander zu vereinen. Der Werdegang von beiden Hauptpersonen ist von einem Auf und Ab der Gefühle, wie in der Pubertät eben üblich, gekennzeichnet.
    Trotzdem löst sich das ernste Thema Obdachlosigkeit bei Jugendlichen nicht aus der Geschichte heraus.
    Delphine de Vigan regt zum NAchdenken an und besoricht parallel Probleme von Jugendlichen in allen Lebenslagen und sozialen Schichten.
    Es lohnt sich definitiv das Buch zu lesen, auch für Erwachsene schildert es eine andere Sichtweise und deckt verschiedene Hintergründe auf.


    Zur Autorin:
    Delphine de Vigan lebt in Frankeich und hat zwei Kinder. Sie wurde Mitte der 60ger Jahre geboren und arbeitet in einem Forschungsinstitut.
    Ihr Buch No und Ich wurde in 11 Sprachen übersetzt und erhielt mehrere Preise.


    LG Elif


    PS: Meine erste Rezension, wenn etwas fehlt bitte sagen, dann ergänze ich gern noch. Dankeschön

    Jeder Tag in meinem Leben gibt mir die Chance etwas großes zu bewegen =)

  • Die Charakterskizze der Lou Bertignac hat mich tief beeindruckt:
    Sie ist ein Mädchen von 13 Jahren, neugierig und voller Überschwang, will von der Welt mehr sehen, mehr wissen, mehr erforschen. Sie will nicht, dass die Dinge so sind, wie sie sind. Das ist in ihren Augen etwas für die Erwachsenen, die schon etwas abgestumpfter sind in ihrer Sicht auf die schönsten und furchtbarsten Dinge der Welt.
    Der Geist von Delphine de Vigans Protagonistin war großartig, mitreißend. Es hat mich berührt zu lesen, mit wieviel Energie und Hingabe sich Krümel - so der Spitzname ihres Schwarms Lucas für Lou - sich gegen die Zahnräder der Welt stemmt. Sie macht die Augen bewusst auf und hält sie offen, sieht sich das Elend am Rande der Gesellschaft an, an dem soviele andere nur mit niedergeschlagenen Augen vorbeieilen. Das Schönste an ihr ist, dass Lou im ganzen Romanverlauf so unheimlich konsequent bleibt, ihre Schritte sogar so weit tut, fast mit No auf die Straße zu gehen.
    Nur um zu beweisen, dass die Dinge nicht bleiben müssen, wie sie sind. Dabei wirkt sie in ihrem Elan und ihrer Intelligenz aber stets natürlich, einfach wie ein dreizehnjähriges Mädchen, das noch Mut und Kraft hat, Dinge zu verändern. Besonders berührt haben mich Lous Gedanken von Seite 81:


    Wir sind imstande, Überschallflugzeuge und Raketen ins All zu schicken, einen Verbrecher anhand eines Haars oder eines winzigen Hautpartikels zu identifizieren, eine Tomate zu züchten, die im Kühlschrank drei Monate lang völlig faltenfrei bleibt, und Milliarden von Informationen auf einem Mikrochip zu speichern. Wir sind imstande, die Leute auf der Straße sterben zu lassen.


    Neben einer bildschönen Umschlaggestaltung und einem so typisch-französischen Schreibstil - voller Melancholie, voller Poesie - hat mich der Charakter Lous einfach am stärksten mitgerissen, ihre Gedanken und die Grundessenz des Romans:


    Die Augen bewusst öffnen, um die Dinge verändern zu können. Denn was man umdrehen und besser machen will, muss man zuerst wahrnehmen, man muss es sehen. Kinderaugen sind da oft noch soviel unverklärter als ein Blick aus erwachsen gewordenen Augen.
    Auch das Ende fügt sich perfekt in die Geschichte ein, stimmt etwas traurig, bleibt nahe bei der Realität. Das Ende gibt einem mit auf den Weg, dass das Leben bei all der Willenskraft, bei all dem Mut und bei allen guten Vorsätzen manchmal dennoch nicht so mitspielt, wie wir es uns wünschen. Aber das ist okay, denn solange wir sehen und versuchen, die Dinge zu verändern, wird sie sich weiterdrehen.
    "Da begriff ich, dass unter all den Fragen, die ich mir stelle, die nach der Drehrichtung [...] nicht die wichtigste ist."


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

    merveille.


    It was that kind of a crazy afternoon, terrifically cold, and no sun out or anything,
    and you felt like you were disappearing every time you crossed a road.


    Catcher in the Rye. ♥

  • Dieses wunderbare Buch habe ich von Feli zum Geburtstag bekommen. Danke, danke, danke dafür! :friends:


    „No & Ich“ ist mein zweiter Roman von Delphine de Vigan und es ist ein Buch, das mich sehr nachdenklich gemacht und mich sehr berührt hat. No ist eine sehr glaubwürdige Figur, die einen als Leser sofort für sich einnimmt, trotz ihrer Art, bei der man gerade anfangs befürchtet, sie könnte der kleinen und durchaus zwart besaiteten Lou nicht gut tun. No und ihre Geschichte, die de Vigan schonungslos, aber trotzdem nicht brutal darstellt, hinterlassen einen bleibenden Eindruck – ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand dieses Buch lesen kann, ohne darüber nachzudenken. Gerade Lous Ausführungen nach dem Motto „Wir können dafür sorgen, dass eine Tomate auch nach drei Wochen im Kühlschrank nicht schrumpelig aussieht und wir können Menschen auf der Straße leben lassen“, haben mich schon sehr nachdenklich gestimmt.
    Lou ist eine sehr angenehme Erzählerin, sehr jung, aber doch sehr erwachsen. Sie ist besonders in ihrer Art und darin, dass sie einerseits so zerbrechlich wirkt, andererseits aber kämpft und sich für das einsetzt, was ihr wichtig ist. Das körperlich kleine Mädchen, das sich nicht traut, auf eine Party zu gehen, weil es nicht weiß, wie man tanzt, will einem anderen das Leben retten – Lou beeindruckt mich. Sie ist eine der tollsten Ich-Erzählerinnen, die ich „kenne“.
    Die kurzen Kapitel in diesem Roman unterstützen den Erzählstil der Autorin. Es ist so, dass man nach jedem dieser Kapitel auch unwillkürlich innehält und das „verdauen“ muss, was man gerade gelesen hat.
    Beim Lesen sehnt man sich nach einem Happyend, auch wenn gleich klar ist, diese Art von Roman ist das nicht. De Vigans Erzählung liest sich schwermütig, aber nicht hoffnungslos, ein Buch voller Facetten von Angst, Hoffnung, Verzweiflung, Vertrauen, Liebe und Freundschaft. Es hat mir gut gefallen und mich mitgerissen – ich konnte es einfach nicht aus der Hand legen. Für mich ein Lesehighlight in diesem Jahr, definitiv.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Zitat

    Wir sind imstande, Überschallflugzeuge und Raketen ins All zu schicken, einen Verbrecher anhand eines Haars oder eines winzigen Hautpartikels zu identifizieren, eine Tomate zu züchten, die im Kühlschrank drei Monate lang völlig faltenfrei bleibt, und Milliarden von Informationen auf einem Mikrochip zu speichern. Wir sind imstande, die Leute auf der Straße sterben zu lassen.


    Diese und ähnliche Sätze haben mich sehr bewegt und nachdenklich gemacht.


    Eigentlich ist der Aufsatz über eine Obdachlose eigentlich eine Notlösung für Lou, der hochbegabten Schülerin, die zwei Klassen übersprungen hat. Lou, die gerne am Bahnhof steht und wegen der Gefühlsbewegungen der Menschen die abfahrenden Züge beobachtet.
    Erwischt ihr Lehrer sie doch einmal unvorbereitet, weil sie sich noch nicht in die Referatsliste eingetragen hat. Sehr unangenehm findet sie es, so im Mittelpunkt zu stehen, weshalb sie schnell ein Thema erfindet. Obdachlose. Das Leben, die Geschichte einer obdachlosen jungen Frau soll ihr Referatsthema sein
    Doch dann trifft Lou auf No und will beweisen, dass es möglich ist, einen Menschen von der Straße zu retten. Wenn nur jeder einen Obdachlosen bei sich aufnehmen würde, müsste niemand mehr auf der Strasse leben.


    Es ist ein ruhiges Buch, diese Geschichte um Lou und No, ruhig und eindringlich. Und dabei sehr kraftvoll. Der Schreibstil hat mir gut gefallen und die begabte, junge und etwas naive Lou war sehr gut beschrieben. Auch No war als Charakter überzeugend,


    Zitat

    Manche Leute sagen, Menschen, die auf der Straße leben, wären kaputt. Nach einiger Zeit könnten sie nicht mehr normal leben.


    Und obwohl sich No alle Mühe gibt, sich Arbeit sucht, versucht ein geregeltes Leben zu führen, kann sie nicht aus ihrer Haut.
    Gerade das, diese Realitätsnähe, macht dieses Buch zu etwas besonderem.
    Vier Sterne für ein wirklich schönes Buch und ein tolles Leseerlebnis.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • Ich lese dieses Buch grade und finde es bis jetzt sehr gut. Ich werde mich aber wieder melden, wenn ich es beendet habe, um meine abschließende Meinung abzugeben.


    Viele liebe Grüße
    Änita :winken:

    In jeder Minute, die du im Ärger verbringst, versäumst du 60 glückliche Sekunden deines Lebens. (Albert Einstein)

  • Dieses Buch habe ich mit gemischten Gefühlen gelesen und am Ende geschlossen.
    Auf der einen Seite gefällt mir der einfühlsame Sprachstil der Autorin, der sich ausserdem sehr angenehm lesen läßt, sehr gut.
    Ich kann mir dadurch also durchaus vorstellen, weitere Bücher von ihr zu lesen, wenn mir denn die Protagonisten in diesen Büchern eher nahe sind. Denn leider ist es mir schwergefallen, zu No einen Bezug aufzubauen. Ich kam mit der Beschreibung ihrer Art nicht klar, konnte trotz der tollen, einfühlsamen Charakterbeschreibungen, ihre Gedanken und ihr Handeln nur sehr schwer greifen und verstehen. Auch zu ihren "Guten Zeiten" war sie mir fern und distanziert.
    Lou hingegen konnte ich eher ins Herz schließen. Ihr wunderschön ausgefeilter Charakter nimmt einen schnell ein und man möchte gerne mehr über ihr Handeln und besonders über ihre Gedanken erfahren, wie sie am Bahnhof Menschen beobachtet und versucht, ins Schicksal von No einzugreifen, um sie zu retten.
    Diese ruhige und doch sehr emotionale Geschichte läßt einen sehr nachdenklich zurück.
    Im Großen und Genzen kann ich sagen, daß mich dieser Roman überzeugt hat, auch wenn ich mich mit No nicht so ganz anfreunden konnte und sie es mir an manchen Stellen etwas schwergemacht hat.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    "Neue Bücher rochen nach Druckerschwärze, nach Leim, nach Erwartungen. Alte Bücher dufteten nach Abenteuern, ihren eigenen und jenen, von denen sie erzählten. Und gute Bücher verströmten ein Aroma, in dem das alles steckte, und dazu noch ein Hauch von Magie."
    Kai Meyer


  • @ Engel:


    Freut mich, dass dir das Buch insgesamt doch ganz gut gefallen hat. No ist sicher kein "einfacher" Charakter, obwohl ich mit ihr ganz gut klargekommen bin. Hab grad noch mal meine Rezi gelesen und festgestellt, dass ich einen Stern für das Ende abgezogen habe. Mh, leider kann ich mich an das Ende gar nicht mehr erinnern. :-s Wenn du noch ein Buch der Autorin lesen möchtest, kann ich dir "Ich hatte vergessen, dass ich verwundbar bin" auf jeden Fall empfehlen. :thumleft:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • gaensebluemche: Stimmt ja, zum Ende wollte ich auch noch kurz etwas schreiben, doch da muß man immer vorsichtig sein, um nicht zuviel preiszugeben. Das Ende hat mich etwas unzufrieden zurückgelassen und ich denke mit gemischten Gefühlen an diese Zeilen zurück. Ich spoiler nochmal kurz das Ende und welche Tatsachen mich etwas gestört haben:


    Aber danke für den Tipp bezüglich des anderen Romans. Werde es gleich mal auf die Wunschliste packen. :)

    "Neue Bücher rochen nach Druckerschwärze, nach Leim, nach Erwartungen. Alte Bücher dufteten nach Abenteuern, ihren eigenen und jenen, von denen sie erzählten. Und gute Bücher verströmten ein Aroma, in dem das alles steckte, und dazu noch ein Hauch von Magie."
    Kai Meyer