Pearl S. Buck - Ostwind-Westwind

  • Originaltitel: Eastwind, Westwind
    Aus dem Englischen von Annie Polzer, Richard Hoffmann
    Taschenbuch: 192 Seiten


    Inhalt (Amazon)


    Die junge traditionell erzogene Chinesin Kuei-lan steht kurz vor der Hochzeit mit einem ihr unbekannten Bräutigam, der in den Vereinigten
    Staaten Medizin studiert hat. Zurück in seiner Heimat ist er bestrebt, in seiner Ehe die alten chinesischen Sitten und Gebräuche zu
    durchbrechen. Kuei-lan, verunsichert über den Wunsch ihres Mannes, aus ihr eine selbstbewußte und gleichberechtigte Partnerin zu machen,
    schildert ihre Ängste vor dem Unbekannten. Doch bald sieht sie die Chance einer großen Liebe.


    Pearl S. Buck schildert in farbenprächtigen Bildern das dramatische Aufeinanderprallen von
    östlichen Traditionen und westlichem Denken im China der 1930er Jahre.


    Autorin


    Pearl S. Buck, am 26. Juni 1892 in West-Virginia in den USA geboren, kam mit ihren Eltern im Alter von drei Monaten nach China, wo ihr Vater
    als Missionar tätig war. Dort verbrachte sie vierzig Jahre ihres Lebens, nur unterbrochen durch ihre Studienzeit in England. Mit ihren
    großen China-Romanen wurde sie weltberühmt und 1938 als erste amerikanische Frau mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Sie
    starb am 6. März 1973 in Danby in den USA.


    Persönliche Meinung


    Meine Oma, die schon mehrere Bücher von Pearl S. Buck gelesen hat, hat mir diesen Roman empfohlen. Genau wie sie hat mich das Buch sofort gefesselt und ich musste es innerhalb weniger Tage auslesen. Pearl S. Buck hat ein Talent dafür, das Gefühlsleben ihrer Hauptperson, die die Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt, auf einfühlsame Weise mit wenigen Worten zum Ausdruck zu bringen. Die gefühlvolle aber nicht zu detaillierte Beschreibung der Umgebung, erleichtert es dem Leser, sich in die Welt des Romans hineinzuversetzen. Es ist eine beeindruckende Beschreibung jener Zeit, als der Westen und die damit verbundene "Modernisierung" immer mehr in das damalige China eindrangen und auf alte chinesische Tradition und Wertvorstellungen prallten. Die Autorin, die ja selbst in China aufgewachsen ist und den Großteil ihres Lebens dort verbracht hat, hat sicherlich viel von ihrer eigenen Erfahrung in das Buch miteingearbeitet.


    Der Roman stellt dar, wie einzelne Individuen verschiedener Generationen diesen Wandel aufnehmen und damit umgehen. Besonders hervorgehoben werden die unterschiedlichen Einstellungen zur Beziehung zwischen Mann und Frau und zur Kindererziehung.
    Die Hauptfigur, die junge Chinesin Kuei-lan, steht sozusagen zwischen zwei Extremen: Auf der einen Seite steht ihre Mutter, die ihre Tochter nach den alten Traditionen erzogen hat und alles Westliche ablehnt, und auf der anderen ihr Ehemann, der gegen die alten Normen ankämpft und möchte, dass sich Kuei-Lan ebenfalls dieser neuen Lebensart öffnet.
    Doch wie soll jemand, der sein ganzes Leben lang im Sinne der traditionel chinesischen Wertvorstellungen erzogen worden ist, plötzliche die Rolle einer modernen, westlichen Ehefrau annehmen?
    Ich empfehle jedem, der sich für diese Themen interessiert, das Buch zu lesen und selbst herauszufinden, wie Kuei-lan diesen Sprung zwischen zwei Welten bewältigt. :thumright:


    Meine Wertung: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:


    Weitere Werke dieser Autorin (Auswahl)

    - Die gute Erde (hab ich selbst gelesen und kann ich auch weiterempfehlen :thumleft: )
    - Die Frauen des Hauses Wu
    - Die Mutter
    - Peony (auch ein toller Roman :thumleft: )
    - Das Mädchen Orchidee
    - Zurück in den Himmel
    - Die Frau des Missionars
    - Die Töchter der Madame Liang
    - Die Drachensaat

  • Hallo und danke Jingyuhai für die schöne Rezension, habe sehr interessiert eure Leserunde verfolgt, es ist bei mir auch schon ewig her, dass ich dieses Buch gelesen habe, aber ich habe es in guter Erinnerung. Bin zu Pearl S. Buck auch durch meine Grossmutter gekommen und finde ihren Stil sehr angenehm zu lesen. Zu "Die gute Erde" gibt es noch zwei Bände, es ist eine Trilogie, für die sie den Nobelpreis erhalten hat.


    Pearl Sydenstricker Buck * 26. Juni 1892 † 6. März 1973
    Das Haus der Erde
    01. Die gute Erde (1931) The Good Earth
    02. Söhne (1932) Sons
    03. Das geteilte Haus (1935) A House Divided


    seht auch hier:
    http://www.buechertreff.de/buc…ker-buck-reihenfolge.html


    Besonders interessant fand ich "Die Frauen des Hauses Wu" und "Das Mädchen Orchide" hier geht es um die letzte chinesische Kaiserin.


    Liebe Grüsse Mara

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Mara: Danke für den Hinweis auf die Triologie. Ich wusste davon gar nichts. Die zwei anderen Teile kommen jetzt definitiv auf meine Wunschliste! :mrgreen: Und nochmals danke für's
    Lesen meiner Rezi.

    :study: J.R.R. Tolkien - The Lord of the Rings: The Fellowship of the Ring

  • Ich hab das Buch jetzt auch durch und bin total angetan davon. Ich bin durch meine Mum auf das Buch gekommen, weil sie es sich vor Ewigkeiten von meiner Tante ausgeliehen hat, dann an eine Nachbarin weitergegeben hat und nie wieder gesehen hat. Also haben wir's auf eBay ersteigert, sie wollte es dann aber nicht lesen, weil es so nach altem Buch "stinkt" :roll: . Also hab ich's gelesen :mrgreen: .


    Das ist mein 1. Buch dieser Autorin, aber es wird sicher nicht das letzte sein. Besonders gefallen hat mir die unglaublich poetische Sprache. Allein deswegen war das Buch schon ein wahrer Genuss. Die Geschichte wird mit sehr viel Liebe zum Detail erzählt. Stellenweise war es richtig witzig, wenn Kuei-lan sich über die seltsamen Gewohnheiten der "Barbaren" gewundert hat :lol: . Es gab durchaus Figuren, die man hassen kann (so wie ihr Vater, ein schrecklicher Mensch, meiner Ansicht nach). Die wunderschöne Sprache hat es einem ermöglicht, mit der Protagonistin mitzufühlen und mitzuleiden. Ich finde die gesamte Erzählung wahnsinnig romantisch :love: .
    Wer jedoch große Gefühlsausbrüche, Drama und Action erwartet, ist hiermit falsch beraten. Es ist eine sehr ruhige Geschichte, die einen in den Bann zieht und nicht mehr so schnell loslässt. Von mir gibt's wohlverdiente :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: Sterne.
    @Jingyuhai: Tolle Rezi :wink: .

    "If you have never said "Excuse me" to a parking meter or bashed your shins on a fireplug, you are probably wasting too much valuable reading time."

    (Sherri Chasin Calvo)


    “I am not eccentric. It's just that I am more alive than most people. I am an unpopular electric eel set in a pond of catfish.” (Edith Sitwell)

  • Im Reich der Mitte – China um die Jahrhundertwende zum 20. Jh..


    Eine junge Chinesin steht davor ihren Verlobten zu heiraten, dem sie schon seit ihrer Geburt versprochen ist, ihr ganzes Leben wurde sie auf diesen Tag vorbereitet – doch dann möchte dieser von ihr eine Entscheidung: Er möchte sie nur heiraten, wenn sie sich der modernen Welt öffnen wird. Das heißt zum Beispiel als erstes, dass sie ihre geschnürten Füße aus ihren Umschlägen und Verbände befreien soll. Die Strapazen noch einmal erleben, den Schmerz, die Pein, die Qual über Wochen, um dann schrecklich große Füße zu besitzen. Da sie nicht weiß was eine eigene Meinung ist, weil sie sich gegen ihre Ahnen, Höheren und ihren versprochen Gatten nicht zur Wehr setzen kann, sie nur gedrillt ist auf Gehorchen – sagt sie diesem zu, ohne zu wissen worauf sie sich ein lässt.


    Sie findet durch dieses Versprechen ihr Glück, denn ihr Gatte hat sich auf die moderne westliche Welt eingelassen, hat in Amerika Medizin studiert und sich weitestgehend von seiner Familie und Tradition gelöst. Ihrem Bruder trifft das Schicksal bitterer …


    >>Es sind erbarmungslose Tage für die Alten. Kein Ausgleich ist möglich zwischen alt und jung. Sie sind so scharf getrennt, als ob ein neues Messer einen Zweig vom Baum geschnitten hätte.<<


    Die Sprache des Romans passt sich der alten Tradition an, ist verspielt, mit vielen Schnörkeln ausgeschmückt, und weicht dem Thema oft aus. Dadurch vermag man die kleinen Anspielungen wahrzunehmen und zu deuten – das Alte wird so perfekt transportiert.


    >>Aber ich kann nichts sagen, weil die Rede zwischen uns durchbrochen ist, von Worten die nicht verstanden werden.<<


    Mir hat dieses Buch der Nobelpreisträgerin Buck ganz gut gefallen, ganz gut nur weil die Sprache einem sukzessive einlullt, und dadurch verliert die Handlung an Dramatik, die ja vorhanden ist, obwohl der Stoff sehr prekär ist.


    Pearl S. Buck wurde 1892 in West-Virginia, USA, als Tochter eines Missionars geboren. Bis auf ihre Studienzeit in europa und Amerika verbrachte sie ihre Kindheit, Jugend und die ersten Jahre ihrer Ehe in China. Seit 1934 lebte sie auf ihrer Farm in Pennsylvania, wo sie 1973 verstarb.
    Ich habe die Lizenzausgabe des Zsolnay Verlag für Bertelsmann Buch Nr. 061069 gelesen. (Mehr Angaben gibt es nicht.)