Jamie Freveletti: "Flieh"

  • Nach Jamie Frevelettis ersten und eher mittelmäßigen Thriller um die Protagonistin Emma Caldridge, „Lauf“, ist ihr mit „Flieh“ ein sehr spannender und interessanter Thriller gelungen, der auch wirklich ein Thriller ist.


    Nachdem, was in Kolumbien passiert ist, wurde Sumner verdeckt auf ein Kreuzfahrtschiff geschleust, damit er so weit weg wie nur möglich von möglichen Vergeltungsanschlägen gebracht wird. Doch wie das Leben es will, befindet sich anscheinend hochkarätige Ware auf dem Urlaubsschiff, das eigentlich keine Ware an Bord haben dürfte: Rizitin, eine chemische Waffe, die per Inhalation sofort Massen von Lebewesen töten kann. Auf diese Ware – und die Passagiere als Geiseln – haben es die Warlords, die somalischen Piraten abgesehen. Sie feuern und umzingeln das Schiff – und handeln im Auftrag des ‘Geiers’, der die Sicherheitsfirma Darkview unbedingt vernichten will. Darkview kennen wir schon aus „Lauf“: eine Sicherheitsfirma, die auch für das Verteidigungsministerium arbeitet, unter der Leitung von Banner und Stromeyer. Eben diese Firma hat Sumner auf das Schiff gebracht – und nun brauchen sie unbedingt noch jemanden, der sich auf das Schiff begibt, um das Rizitin zu vernichten. Wer wäre da besser geeignet als die Chemikerin Emma Caldridge? Während Stromeyer dagegen ist, Emma nach den Ereignissen in Kolumbien wieder einer solch großen Gefahr auszusetzen, entscheidet sich Emma sofort dafür, in das Krisengebiet Somalia zu fliegen und von dort auf das von Piraten umzingelte Schiff zu gelangen – und Sumner zu retten, wieder einmal.
    Währenddessen müssen jedoch Banner und Stromeyer feststellen, dass es nicht nur um das Schiff und dessen Ware geht, sondern um Darkview selbst. Es werden auffällige Spritzen verteilt, Telefone abgehört und plötzliche Durchsuchungen durchgeführt, bis Banner plötzlich übel zusammengeschlagen wird und man eine Leiche auffindet…


    Obwohl ich den Titel „Flieh“ nicht ganz nachvollziehen kann, ist die Handlung meiner Meinung nach im zweiten Band sehr abwechslungsreich und Frevelettis Schreibstil hat sich positiv verbessert. Statt einer vorrausschauenden Handlung finden wir hier Überraschungsmomente, Wendungen und mehr Action vor; kurzum, alles, was ich im ersten Band so vermisst habe. Aber nun würde ich liebend gern noch mehr von der Autorin und ihren Helden lesen – solange es so bleibt, wie hier. Denn „Flieh“ ist besser als „Lauf“ – und das findet man nicht oft, denn meistens ist ja doch der zweite Band schlechter als der Erste – hier aber nicht der Fall.


    Auch wenn die Aktualität im Hinblick auf die Piraterie in somalischen Gewässern rein zufällig ist (siehe Nachwort der Autorin), so gibt es der Handlung einen zusätzlichen Reiz, da man zum Erscheinungstermin des Buches mehr aus den Medien Bescheid weiß und man so manche Vorgänge in der Handlung sich besser vorstellen oder nachvollziehen kann.


    Die Leseprobe hat gehalten, was sie versprochen hat: Spannung, etwas nichtalltägliches, aber doch aktuelles und eine schlichtweg gute Story. Super.

  • Emma nimmt an einem Ultramarathon teil. Auf der Hälfte der Strecke explodiert eine Bombe, und jemand injiziert Emma ein Medikament, das stark leistungs- und angstfördernd wirkt. Zur gleichen Zeit befindet sich Sumner auf einem Kreuzfahrtschiff- eigentlich, um ihn aus der Schusslinie zu halten. Doch gerade dieses Schiff hat versteckte chemische Waffen an Bord und wird von Piraten angegriffen. In den USA hat Banner gerade alle Hände voll zu tun: jemand will Darkview ausschalten und nimmt sich systematisch jede einzelne Schwachstelle vor- angefangen beim Pipeline-Debakel in Kolumbien. Als er erfährt, dass Sumner in Gefahr ist, will er Emma an Bord schleusen, damit diese den Kampfstoff finden und vernichten kann. Doch das Schiff steht unter Dauerbeschuss, die Amerikaner sind weit entfernt, und es gibt Verräter an Bord…
    Stilistisch würde ich sagen, hat sich Autorin seit dem ersten Teil verbessert. Das Buch liest sich sehr viel runder und flüssiger. Emma ist allerdings immer noch die absolute Überheldin: weiß alles, kann alles, traut sich als Weiße alleine ist das gefährlichste Land Afrikas, hat noch nie geschossen und lernt es sofort…
    Vieles an der Handlung ist absolut unglaubwürdig, zB dass sie auf tosender See unter Beschuss auf einer Leiter an der Bordwand hochklettert… die ganze Quallengeschichte war auch eher abstrus. Die Handlung wird sehr in die Länge gezogen, erst das letzte Drittel nimmt wirklich Fahrt auf, und das große Finale nimmt vielleicht 10 Seiten in Anspruch. Außerdem waren Banners Entscheidungen fragwürdig: er will kein Aufsehen erregen, und deshalb schickt er eine vollkommen unerfahrene Zivilistin, an die sich jeder erinnert; anstatt um militärische Hilfe zu bitten? Obwohl hochgefährliche Waffen an Bord sind? Insgesamt hat mich das Buch nicht überzeugt.

  • Irgendwie habe ich in der letzten Zeit wieder einmal eine Krimi- und Thriller Lesephase gehabt. Obwohl das Bücherregal voll von ungelesenen Büchern unterschiedlichster Genres ist, griff ich regelmäßig nach Auslesen eines Buches wieder in die Ecke mit den Exemplaren, die mir Spannung und den Kampf gegen böse Buben versprachen. So kam auch „Flieh“ von Jamie Freveletti, eine meiner letzten Neuanschaffungen, recht schnell an die Reihe.


    Der Klappentext


    „Nervenkitzel pur: Emma Caldridge im Kampf gegen moderne Piraten
    Golf von Aden. Die Biochemikerin Emma Caldridge wird im Auftrag der amerikanischen Regierung auf ein Passagierschiff geschleust, das von schwerbewaffneten Piraten bedroht wird. An Bord: Einhundert Menschen, Special Agent Cameron Sumner – und eine geheimnisvolle chemische Waffe. Emma muss die Waffe entschärfen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. „


    Aufmerksam wurde ich auf dieses Buch durch eine Leseprobe, die vor einiger Zeit auf einer meiner Lieblingsseiten im Netz noch vor dem Erscheinen veröffentlicht wurde. Mit einem Vorableseexemplar klappte es leider nicht. Aber das was ich im Vorfeld erschnuppern durfte, zog mich in seinen Bann und so kam das Buch auf meine Merkliste.


    Da mich die Leseprobe wirklich gefesselt hat, recherchierte ich dann auch noch ein bisschen im Netz und merkte dabei, dass ich eben doch nicht mehr die Jüngste bin ;o) Aber immerhin kam die Erinnerung ja zurück.


    Vor geraumer Zeit hatte ich nämlich schon mal Rezensionen zum Debüt-Thriller und Serienauftakt „Lauf“ der Autorin Jamie Freveletti gelesen. Damals wollte ich mir „Lauf“ sogar auf die Merkliste setzen, aber irgendwie war das wohl unter gegangen. Deshalb wurde es gleich gekauft. So erfuhr ich was in Kolumbien geschehen war und die Hauptfiguren Emma Caldrige, Cameron Sumner, Edward Banner und dessen Stellvertreterin Carol Stromeyer waren dann schon zu Beginn von „Flieh“ für mich wie gute alte Bekannte. Kurze Zeit nach dem Erscheinen erwarb ich letzteres nämlich ebenfalls.


    Mit Emma an politischen Brennpunkten


    Die Chemikerin Emma Caldridge nimmt am Comrades Ultramarathon teil, einem Marathon über 89 km zwischen Durban und Pietermaritzburg. Gerade als sie bei km 55 ist, explodiert neben ihr ein Fahrzeug und sie wird von den Beinen gerissen. Doch der Mann, den sie in ihrem benommenen Zustand wahr nimmt, will ihr nicht helfen, sondern injiziert ihr etwas. Etwas, wahrscheinlich eine leistungssteigernde Droge, dass sie dazu bringt, das Rennen in einer ungewöhnlich rasanten Geschwindigkeit zu beenden.


    Inzwischen verfolgt Emma, den sich auf dem Kreuzfahrtschiff Kaiser Franz befindlichen, Special Agent Cameron Sumner in seinen Träumen, während Khalil Ibrahim Mungabe - ein moderner Pirat - gerade von einem ominösen Geschäftsmann mit dem Spitznamen "der Geier" angeheuert wird, das luxuriöseste Kreuzfahrtschiff der Welt "aufzubringen".


    Mungabe hat bei seinem Piratengeschäft derzeit ein riesiges Problem mit einer amerikanischen Sicherheitsfirma namens Darkview und Emma versucht unmittelbar nach dem Marathon bei Edward Banner, Präsident und CEO von Darkview, anzurufen, der in dem Moment wegen der Ereignisse in Kolumbien vor Gericht steht...


    Rasanter Politthriller


    Auch die 2. Geschichte um die Erlebnisse der Biochemikerin und Extremsportlerin Emma Caldrige ist flüssig, bildhaft und unheimlich temporeich geschrieben. Sie fesselte mich damit von Anfang an. Die Autorin verwendet verschiedene Handlungsstränge, erst einmal in unterschiedlichen Teilen der Welt spielten. Dass sie trotzdem miteinander zu tun haben, wird dem aufmerksamen Leser jedoch durch diverse kleine eingeflochtene Hinweise sehr schnell klar. In ihnen stellt sie ihre Protagonisten hauptsächlich durch Dialoge vor. Natürlich liefert sie auch Beschreibungen und Erklärungen dazu, diese sind aber kurz und keineswegs zu ausschweifend.


    Die Leseprobe von „Flieh“ hatte ich ja noch ohne die Vorkenntnisse aus „Lauf“ gelesen. Da das Buch einen neuen und eigenständigen Plot aufweist, kann es durchaus auch als erstes gelesen werden. Sicher werden die Ereignisse in Kolumbien hin und wieder erwähnt. Dies geschieht aber immer so, dass man dann eher neugierig wird und wissen möchte was da geschehen ist.


    Die Story an sich war so zusammengestrickt, dass ich ihr jederzeit problemlos folgen konnte und mir keine nennenswerten Ungereimtheiten auffielen. Die Autorin greift mit den Themen Piraten, Pharmaprodukte und chemische Waffen aktuelle Themen aus der Weltpolitik auf und spinnt daraus eine spannende Handlung, die im Großen und Ganzen von den Protagonisten als Sympathieträger getragen wird.


    Realpolitische Hintergründe werden zwar immer wieder mit angerissen, aber nicht tiefgründig erläutert. Allerdings hätte das wahrscheinlich auch den Rahmen gesprengt und wäre der Spannung nicht unbedingt zuträglich gewesen. Immerhin handelt es sich ja hier auch um ein Werk, welches in allererster Linie unterhalten soll. Und das ist der Autorin damit in jedem Fall gelungen.


    Interessant ist, dass im Anhang noch einige Bemerkungen der Autorin zu ihrer Geschichte zu finden sind, in der sie verrät welche Aspekte ihrer Geschichte auf Tatsachen beruhen und was davon ihrer Fantasie entspringt.


    Jamie Freveletti


    betreibt die Schriftstellerei bislang nur nebenberuflich. Hauptberuflich arbeitet sie als Anwältin in einer Kanzlei in Chicago. In ihrer Freizeit betreibt sie noch zahlreiche Kampfsportarten und ist selbst Langstreckenläuferin. Nach ihrem Thrillerdebüt „Lauf“ hat sie mit „Flieh“ eine fast noch gelungenere Fortsetzung geschaffen. Ich denke, dass es auch noch weitere Fortsetzungen geben wird, denn nach wie vor ist ja sowohl zwischen Emma und Cameron, als auch zwischen Edward und Carol noch nicht alles gesagt ;o) Ich werde das in jedem Fall mal im Auge behalten und eine weitere Fortsetzung in jedem Fall lesen.


    Wer einen Thriller mit richtig hohem Anspruch sucht, möglichst etwas, was man in ähnlicher Form noch nie gelesen hat, der sollte „Flieh“, den Vorgänger „Lauf“ und viele andere amerikanische Thriller im Regal stehen lassen. Ist man jedoch einfach nur auf eine fesselnde Unterhaltungsliteratur mit hohem Spannungswert und sympathischen Hauptfiguren aus, dann lohnt sich der Griff zu dem Buch in jedem Fall.



    Übersetzung: Sybille Uplegger
    393 Seiten


    Ihr möchtet mal rein lesen? Eine Leseprobe ist auf der Verlagsseite zu finden. Hier der Link:
    http://www.ullsteinbuchverlage.de/media/0000464892.pdf

  • Inhalt:


    Zu Beginn des Romans befindet sich Emma Caldridge in Südafrika und macht beim Comrades, einem Ultramarathon mit. Der größte Teil der Strecke ist schon überstanden und Emma sowie die anderen Läufer werden immer erschöpfter. Als Emma an einem am Straßenrand geparkten Auto vorbei läuft, explodiert dieses und Emma wird von der Wucht der Explosion weggeschleudert. Als sie noch bewegungsunfähig am Boden liegt, kommt ein ihr unbekannter Afrikaner und verpasst ihr eine Injektion mit einem EpiPen. Nach dieser erholt sie sie plötzlich und kann schneller und ausdauernder weiter laufen. Zudem hat sie jedoch noch Angszustände und leidet plötzlich an Verfolgungswahn. Angetreten ist sie im Team von Price Pharmaceuticals und in deren Lager angekommen lässt sie sofort ihr Blut testen.


    Zur gleichen Zeit befindet sich Cameron Sumner auf der Kaiser Franz einem deutschen Kreutzfahrschiff, welche sich grade in der Nähe somalischer Gewässer befindet. Da der Verdacht bestand, dass sich Drogen bzw. Drogendeal und Konsumenten an Bord der Kaiser Franz befinden, wurde Sumner an Bord geschickt. Während Sumner sich grade an Deck befindet, wird die Kaiser Franz von somalischen Piraten angegriffen.


    Außerdem erhält man einen Einblick in eine Verhadlung zwischen einem Europäer, welcher nur unter dem Namen "Der Geier" bekannt ist und einem Somalier namens Mungabe. Diese handeln aus, zu welchem Preis die Piraten Mungabes die Kaiser Franz und ihre gesamt Besatzung sowie Ladung in ihren Besitz bringen. Interessanter Weise scheint der Geier jedoch nur an auf dem Schiff befindlichen Medikamenten interessiert zu sein.


    Darkview hat zur selben Zeit mit Anfeindungen und Verfahren in Bezug auf die Geschehnisse in Kolumbien zu kämpfen und wird zudem auch noch abgehört. Dies alles bringt Banner und Strohmeyer in große Bedrängnis. Zudem wissen sie, dass sich auf der Kaiser Franz gefährliche Kampfstoffe befinden sollen und suchen nach jemandem, den sie mit diesem Auftrag betreuen können, da sich die Kaiser Franz unter Attacke der Piraten befindet. Als sich Emma bei ihnen wegen des Vorfalls mit dem EpiPen meldet, nimmt sie sich dieser Aufgabe an, da sie Sumner unbedingt helfen möchte und macht sich auf den Weg ins gefährliche Somalia.



    Stil:


    Der Schreibstil des Romans gefällt mir, genauso wie bei seinem Vorgänger sehr gut. Er ist sehr leicht zu lesen, schön fließend und beschreibt viele der Situationen sehr detailliert und bildhaft. Alles in allem finde ich es auch sehr gut, wie Freveletti die Beziehungen zwischen den unterschiedlichen Charakteren, insbesondere zwischen Banner und Strohmeyer sowie zwischen Caldridge und Sumner, beschreibt. Auch die Darstellungen der Kämpfe auf offenem Meer und die vielen chemischen Gegebenheiten, die sie erläutert sind sehr interessant. Zudem vermittelt sie auf eine sehr angenehme Weise ein so aktuelles Thema, wie die somalischen Piratenangriffe und stellt auch sehr gut die landestypischen Gegebenheiten in und um Somalia dar.


    An dem Aufbau des Romans finde ich unter anderm auch sehr gut, dass es so viele parallele Hnadlungen gibt, die nach und nach immer mehr miteinander verwoben werden, bis sie zum Schluss auf einen einzelnen Handlungsstrang zusammenlaufen. Denn durch dieses stilistische Mittel werden Romane im allgemeinen immer spannender und auch Freveletti gelingt es sehr gut, durch dieses Mittel eine große Spannung aufzubauen.



    Alles in allem finde ich den Roman noch ein kleines bisschen besser als seinen Vorgänger und würde ihn als einen sehr gelungenen Roman mit einem sehr aktuellen Thema bezeichnen.

    Furcht ist der Pfad zur dunklen Seite. Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass, Hass führt zu unsäglichem Leid.