Helene Luise Köppel - Die Ketzerin vom Montségur

  • Bertrand de Blanchefort ist erst sechzehn, als fanatisierte katholische Soldaten auf der Jagd nach vermeintlichen Ketzern die Burg seiner Eltern stürmen und er durch einen Geheimgang fliehen und die wichtigsten Familienpapiere retten kann. Seine Familie muss er zurücklassen, seinen besten Freund hat er schon verloren, als die wütenden Horden dessen Familie überfielen. Unterschlupf findet Bertrand bei den Tempelrittern, die ihn eines Tages in ihren Orden aufnehmen werden.


    Mit seinen Ordensbrüdern zieht Bertrand ins Heilige Land, doch zuvor hat er Esclarmonde de Foix kennengelernt, eine attraktive und kluge junge Adelige, die sich der Sache der Katharer verschrieben. Während Bertrand im Kampf gegen die Sarazenen in der Ferne weilt, lässt Esclarmonde mit einigen Getreuen die Katharerfestung Montségur auf einem steilen Felsen errichten.


    Obwohl ihn als Rittermönch und sie als "parfaite" der Katharer Keuschheitsgelübde binden, kann Bertrand sie einfach nicht vergessen und hält heimlich Kontakt mit ihr, was natürlich niemand erfahren darf, weil ihn so enge Verbindungen zu den verteufelten Ketzern Kopf und Kragen kosten könnten ...


    Tempelritter, Katharer und dazu noch Südfrankreich - klingt nach perfekter Ausgangslage für einen guten historischen Roman, wie ich ihn mag. So richtig überzeugt hat mich Helene Luise Köppel hier jedoch nicht, mir fiel es recht schwer, wirklich mit den Personen auf Tuchfühlung zu gehen, die Charakterisierung erschien mir oft ein wenig unscharf und die Sprache an manchen Stellen zu sehr auf "alt" getrimmt und doch gleichzeitig wieder zu modern.


    Vielleicht hängt dieses Gefühl auch damit zusammen, dass der Roman mit gut 400 Seiten für einen Historienschmöker relativ kurz ausgefallen ist. So vergehen auf wenigen Seiten mal schnell 10-12 Jahre - durch diese Raffung kommt natürlich eine richtige Entwicklung der Hauptfiguren etwas zu kurz und es entsteht das Gefühl, dass gewisse Punkte der Handlung einfach abgehakt werden.


    Ärgerlich auch, dass Bertrand de Blanchefort eine unfreiwillige Zeitreise gemacht hat, da er in Wirklichkeit deutlich früher gelebt hat, und darauf nicht zumindest in einem Vor- oder Nachwort eingegangen wird. Das kleine Verzeichnis von Menschen und Orten am Schluss war ansonsten aber ganz informativ.


    Gefallen hat mir die Geschichte an sich, die Verknüpfung zweier faszinierender, vom Glauben geprägter Lebensweisen: hier die sagenumwobenen Tempelritter, dort die legendären Katharer. In so manchem Streitgespräch gibt es recht spannende Einblicke in die Glaubensauffassung der Katharer, auch das Flair der Schauplätze ist gut eingefangen.


    Ich bin gespannt, ob die Autorin mich mit ihrem Roman um Rennes-le-Château noch mehr fesseln kann.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Danke für die Rezi, Katharer sind (für mich) immer ein interessantes Thema.

    dass der Roman mit gut 400 Seiten für einen Historienschmöker relativ kurz ausgefallen ist.

    "Die Kathedrale der Ketzerin" hat sogar knapp unter 400 Seiten, hier hat das aber gar nicht gestört.

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  • "Die Kathedrale der Ketzerin" hat sogar knapp unter 400 Seiten, hier hat das aber gar nicht gestört.


    Das muss ja auch kein Negativkriterium sein, im Gegenteil. Aber gerade bei den historischen Romanen sind die Schwarten häufig deutlich dicker.

  • Es ist schon ein paar Jährchen her, dass ich "Die Ketzerin von Montségur" gelesen habe, weiß aber noch, dass es mir sehr gut gefallen hat. Dass es nicht so dick ist wie die meisten anderen Mittelalterwälzer hat mich überhaupt nicht gestört.