Seitenzahl: 558
Org. Titel: The House of Special Purpose
Inhalt (Klappentext):
Russland 1915: In einem kleinen Dorf verhindert der sechzehnjährige Bauernsohn Georgi ein Attentat auf ein Mitglied der Zarenfamilie. Zar Nikolaus II. ruft Georgi daraufhin nach St. Petersburg, wo er ihn zum Leibwächter seines einzigen Sohnes ernennt, der nicht nur als Thronfolger in ständiger Lebensgefahr schwebt. Georgi weicht dem kleinen Zaren fortan nicht mehr von der Seite - und findet in ihm einen Freund. In den prunkvollen Sälen des Winterpalais begegnet er auch der Zarentochter Anastasia. Sie verlieben sich, wohl wissend, dass diese Liebe nicht sein darf. Doch Georgi und Anastasia gelingt es, unentdeckt zu bleiben. Bis die Revolution ausbricht und Anastasia und ihre Familie an einen geheimen Ort verschleppt werden - ins "Haus zur besonderen Verwendung".
Autor:
Die Bücher von John Boyne, geboren 1971, wurden bisher in mehr als 40 Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Der internationale Durchbruch gelang Boyne mit seinem Roman "Der Junge im gestreiften Pyjama", der in vielen Ländern auf den Bestsellerlisten stand, für das Kino verfilmt und von der Kritik als "ein kleines Wunder" gefeiert wurde. John Boyne lebt in Dublin.
Meine Meinung und Bewertung:
Das Schicksal der letzten Zarenfamilie, insbesondere das von Anastasia, hat schon zahlreiche Autoren und Filmemacher inspiriert - nun auch John Boyne. Dennoch empfinde ich das Buch nicht als Abklatsch bereits Dargebotenem, denn es ist kein historischer Roman im klassischen Sinne, sondern eher eine historische Fiction. John Boyne schafft somit etwas Neues. Es erzählt die Lebensgeschichte von Georgi und seiner großen Liebe, eine Liebe, die im Normalfall keine Chance gehabt hätte, ein zauberhaftes, modernes Märchen. Dabei wechselt er ständig den zeitlichen Ablauf, erzählt von Freunden, vom Eheleben mit seiner Frau Soja, das nach der Flucht in Frankreich und England stattfindet. Das stört den Lesefluss keinesfalls, sondern gibt der Geschichte stets neue Impulse, verknüpft Vergangenheit mit dem Heute. Und sie endet auch nicht 1981 mit dem Tod von Soja, sondern bietet stattdessen eine heimliche Zukunft. Dabei versteckt er eine Pointe, deren Aufdeckung er sich bis zum Schluß aufhebt. Obgleich ich sie schon früher ahnte, ist sie eine Art zusätzlicher Kick .
Der Roman ist leicht und flüssig zu lesen, quält sich durch keine Längen, bietet immer wieder neue Perspektiven, ist aufregend, lebhaft und spannend bis zur letzten Seite. Historische Vorkenntnisse sind nützlich, aber kein Muß, denn John Boyne versteht es gekonnt den Leser in Zeit und Ort zu versetzen. Während vieles seiner Fantasie entspringt, verändert er keine historischen Daten.
Fazit: Eine wunderschöne Geschichte mit einem sympathischen "Akteur", gefühlvoll ohne schmierig zu werden, dramatisch und berührend zugleich. Ein Buch zum Träumen, perfektes Lesekino.
Meine Bewertung: von mir erhält das Buch begeisterte
Liebe Grüsse
Wirbelwind
Ralf Günther, Der Gartenkünstler