Matthias P. Gibert - Schmuddelkinder

  • Innerhalb eines Tages werden zwei ehemalige Erzieher des Jugendheimes Karlshof in Nordhessen ermordet aufgefunden. Beide Opfer starben durch einen Schlag auf den siebten Halswirbel. Die Polizei geht von einem Serientäter aus, muss diese Theorie aber bald wieder fallenlassen, da beide Opfer beinahe zur gleichen Zeit ermordet wurden. Nur kurz nach der Tat wird ein Mann festgenommen, der ein riesiges Messer bei sich trägt. Ist er der Täter? Doch dann muss ihn die Polizei wieder laufen lassen, da der Mann durch seine Freundin entlastet wird. Die Polizei steht wieder am Beginn ihrer Ermittlungen und im Zuge dieser Ermittlungen müssen die Beamten immer weiter zurück in die Vergangenheit gehen. Aber Hauptkommissar Paul Lenz muss nicht nur dieses dienstliche Problem lösen, nein, auch massive persönliche Probleme harren einer Lösung. Maria, die Frau des Oberbürgermeisters von Kassel, mit der Lenz bereits seit acht Jahren ein Verhältnis hat, verlässt ihren Mann und zieht kurzerhand bei Paul Lenz ein. Der bekommt nun Druck von allen Seiten, auch seine Vorgesetzten drohen ihm mehr oder weniger unverhohlen.


    Mit „Schmuddelkinder“ legt Matthias P. Gibert nun schon seinen sechsten Roman um den Hauptkommissar Paul Lenz vor. Und auch bei diesem sechsten Krimi stellen sich keine Abnutzungserscheinungen ein. Der Autor schafft es, dem Leser die Person des Paul Lenz menschlich sehr nahe zu bringen. Hier wird ein Mensch beschrieben, der neben seinen dienstlichen Pflichten eben auch noch ein ganz normales Privatleben hat, ein Privatleben das zwar normal aber auch turbulent ist.


    Sehr anschaulich wird die Situation in einem Jugendheim vor rund dreißig Jahren beschrieben. Die jugendlichen Insassen wurden weggeschlossen und verwahrt, niemand bereitete sie auf ihr späteres Erwachsenendasein vor. Willkür und Drangsalierungen waren an der Tagesordnung. All das wird vom Autor sehr authentisch geschildert, offenbar wurde ihr auch eigenes Erlebtes verarbeitet.


    Matthias P. Gibert hat einen sehr lesenswerten Kriminalroman geschrieben. Ein Krimi, der auch ein klein wenig über den „kriminalistischen Tellerrand“ schaut.

  • Das Bch ist gleich auf meiner Wunschliste gelandet. Ich habe alle 5 Vorgänger gelesen und freue mich schon auf den neuen Fall.

    :flower: Das Leben findet immer einen Weg und blüht pötzlich da wieder auf, wo man es am wenigsten erwartet.

  • In Kassel werden ein Mann und eine Frau zur selben Zeit brutal niedergestreckt und erstochen. Beide waren in den siebziger Jahren als Erzieher in einem Heim für Kinder und Jugendliche tätig. Kommissar Paul Lenz, der sich auch privat mit einigen Turbulenzen auseinandersetzen muss, begibt sich mit seinem Team auf Spurensuche und versucht eventuelle Zusammenhänge aufzudecken.


    "Schmuddelkinder" ist Lenz' sechster Fall, für mich war es der erste. Obwohl mir die Personen und das bis dato stattgefundene Privatleben des Kommissars fremd waren, habe ich mich schnell in das Geschehen eingefunden. Paul Lenz wirkt sympathisch und menschlich. In dieser Geschichte erlebt er einschneidende und folgenschwere private Veränderungen, deren ausführliche Schilderungen mich allerdings zunehmend gestört haben.
    Die Handlung des eigentlichen Kriminalfalls ist klar und logisch durchstrukturiert und führt in ein Kinder- und Jugendwohnheim der siebziger Jahre. Der Leser erhält einen interessanten Einblick in Erziehungsmethoden und -ziele von damals, die sich zwar eindeutig von den heutigen unterscheiden, die aber dennoch nicht an Aktualität verloren haben. Die dargestellten Figuren erscheinen glaubhaft und realistisch. Bei der Aufklärung der Morde kommen immer neue Aspekte hinzu und Überraschungsmomente fließen ein, so dass die Spannung kontinuierlich steigt und die Lösung bis kurz vor dem Ende offen bleibt.


    Matthias P. Gibert ist mit "Schmuddelkinder" gute Krimi-Unterhaltung gelungen, die sich leicht lesen lässt, und die auf weitere Fälle des Kommissars neugierig macht.