englischer Originaltitel: Feast of Souls
1. Teil einer Trilogie
Die künstlerische Gestaltung des ansprechenden Covers lässt auf den ersten Blick eher einen Vampirroman vermuten. „Die Seelenjägerin“ hat aber mit Vampiren gar nichts zu tun und die geflügelten Wesen im Hintergrund des Coverbildes sind keine Fledermäuse.
Es ist auch keine „Romantic Fantasy“-Lektüre. Ich würde es eher in den „Dark Fantasy“-Bereich stecken.
Das Buch ist im Piper-Verlag erschienen und umfasst 555 Seiten.
Erwähnenswert für alle diejenigen, die auch Wert auf eine schöne Gestaltung im Text von Büchern legen, ist vielleicht auch noch, dass das Buch in mehrere Teile gegliedert ist und die Teil-Titelseiten jeweils mit einem vielsagendem Symbol verziert sind.
Das Erscheinungsdatum des zweiten Teiles mit dem Titel „Die Seelenzauberin“ ist momentan für Oktober 2010 angekündigt.
Klappentext:
Der Preis der Magie ist der Tod… dies erfährt die junge Kamala am eigenen Leib, als sie in die Kaste der Magier aufgenommen wird. Jeder Zauber speist sich aus der Lebensenergie der Menschen, raubt ihrer Seele die Kraft und lässt sie in einem krankhaften Zustand der Schwäche verfallen. Unter dieser unheilbaren Schwundsucht leidet auch der Thronfolger, doch die Magister müssen dies um jeden Preis geheim halten. Denn die Wahrheit würde ihren Tod bedeuten. Kamala kommt der Verschwörung am Hof auf die Spur und stößt bald auf eine weitere Bedrohung: die Seelenfresser sind wieder erwacht, uralte Geschöpfe, die die Menschheit schon einmal in den Untergang rissen. Es obliegt Kamala, die Welt vor einer neuen Invasion zu bewahren… ///
Die Titelheldin ist Kamala, ein junge Frau, die in früher Jugend bereits miterlebte, wie eine Hexe vor ihren Augen durch ihre letzte gute Tat starb, weil diese ihr vorhandenes Seelenfeuer durch die Anwendung von Heilzaubern bereits gehörig reduziert hatte. Die letzte gute Tat der Hexe war die Heilung des an der Grünen Pest erkrankten Baby-Bruders von Kamala. Dieses Erlebnis zeigt dem ebenfalls magiebegabten Mädchen, dass die Hexen und Hexer für ihre Magiewirkung einen hohen Preis zahlen müssen, denn je öfter sie Magie anwenden, desto schneller wird das Seelenfeuer verbraucht und desto eher endet ihr Leben.
Dieses Problem haben die Magister nicht. Ein Magiebegabter kann sich durch das Bestehen einer Prüfung in den Rang eines Magisters befördern. Diese Prüfung besteht eigentlich aus dem Vorgang der ersten so genannten „Translatio“, bei der sich der Prüfling nachdem er sein eigenes Seelenfeuer aufgebraucht hat, durch Aufbietung starker Willenskraft und Konzentration in kürzester Zeit eine andere Seelenfeuer-Quelle sucht. Diese Quelle ist stets ein normaler Sterblicher, ein Morati. Die überaus mächtigen Magister können aufgrund ihrer nie versiegenden Zauberkräfte mit ein wenig Glück nahezu unsterblich werden, was aber nur funktioniert, wenn der Magister gegenüber seiner anonymen Seelenfeuer-Quelle kein Mitleid empfindet, sonst bricht der Kontakt auf unheilvolle Weise ab.
Die meisten Prüflinge bestehen diese Prüfung leider nicht, weil sie nicht stark genug sind. Daher gibt es nur sehr wenige Magister und dieser illustre Kreis besteht ausschließlich aus Männern, die sich untereinander nicht riechen können.
Wir begleiten auch einen dieser Magister durch die Geschichte. Sein Name ist Colivar, ein Magister, der sich in die Dienste eines Königs begeben hat (wie auch einige andere Magister) und zu einer Magisterversammlung an den Hof eines verfeindeten Königreiches gerufen wird. Dort stellen die Magister voller Entsetzen fest, dass der hiesige Prinz Andovan von einem unbekannten Magister per Zufall als Seelenfeuerquelle angezapft wurde, was zum fortschreitenden Siechtum des jungen Mannes geführt hat. Dies soll allerdings ein streng gehütetes Geheimnis bleiben, denn niemand außer den Magistern selbst weiß um deren parasitäres Dasein.
Colivar schmiedet auf eigene Faust im Geheimen zusammen mit dem jungen Prinzen einen Plan, um den mysteriösen Magister zu finden, der Andovan das Seelenfeuer entzieht. Besonders die Vermutung, dass es sich bei diesem Magister um eine Frau handelt, fasziniert Colivar. So etwas hat es bisher noch nie gegeben!
Wir verfolgen die Geschichte also nicht nur aus der Perspektive von Kamala, die durch ihre extrem harte Jugend zu einer jungen Frau herangereift ist, die einen eisernen Willen entwickelt hat, sich der Prüfung zum Magister bei ihrem Einsiedler-Magister-Lehrer gewachsen zeigt und nun versucht trotz ihrer situationsbedingten Isolation ihren eigenen Weg durch ihr noch fremdartiges Magisterleben zu finden.
Wir begleiten auch Colivar bei seinen politischen Ränkespielen sowie den sympathischen Prinz Andovan auf seiner abenteuerlichen Suche nach seiner Seelenfeuer-Entzieherin.
Außerdem lernen wir Andovan´s Mutter, die Königin Gwynofar kennen, die in ihrer Eigenschaft als Protektorin des Reiches ahnt, dass uralte dämonische Mächte das Land erneut heimsuchen werden und am Hofe ihres mittlerweile von eben diesen Dämonen kontrollierten Gemahls verzweifelt darum bemüht ist, den bösartig gewordenen König aus den Klauen seines neuen üblen Magisters Kostas zu befreien.
Und da ist noch die wunderschöne Hexenkönigin Siderea, die durch ihre Verführungskünste über oberflächlich gesehen extrem gute Beziehungen zu den Magistern verfügt und sich dadurch gewisse Vorteile sichern kann, wobei sie für die Magister als Nachrichtenzentrale dient. Aber auch sie kommt in immense Schwierigkeiten und muss scharfsichtig taktieren.
Eigene Meinung:
Um es gleich vorwegzunehmen: ich bin begeistert von diesem außergewöhnlichen ersten Teil einer wirklich vielversprechenden und düsteren Trilogie!
Die Autorin nimmt sich Zeit, die Figuren und ihre jeweilige Hintergrundgeschichten einprägsam darzustellen, was ich sehr schätze. Auf diese Weise findet man gut in die Story hinein und kann sich perfekt in die Protagonisten einfühlen.
Ich bin ein Fan von starken Figuren, die vielschichtig angelegt sind und somit relativ unberechenbar bleiben in ihren Handlungen. Damit wurde ich bei „Der Seelenjägerin“ sehr gut bedient, denn weder Kamala noch Colivar sind eindeutig gut oder böse gezeichnet. Jeder hat seine Schattenseiten, wirkt aber generell doch sympathisch. So wirkt Colivar bei seinen Gängen durch die Stadt willkürlich Gutes an diversen Passanten, aber welchen Preis seine anonyme Quelle dafür bezahlen muss, kümmert ihn nicht. Wohingegen Kamala noch ernsthafte Probleme hat, hinsichtlich des Schicksals ihrer Quelle kühl zu bleiben, obwohl die junge Frau eine beinharte, düstere Seite besitzt, die ihr eine entsetzliche Jugend beschert hat.
Auch Andovan, der ein eher sonniges, erfolgsgewöhntes Gemüt besitzt, ergreift eine drastische Maßnahme, um sich auf die Suche nach seiner Zerstörerin begeben zu können.
Aber ich muss vorsichtig sein und darf nicht zuviel verraten, denn ich will der Geschichte für die geneigten Rezi-Leser(innen) auf keinen Fall die Spannung nehmen, die Celia Friedmann in ihrem Roman so meisterhaft aufbaut.
Ich bin in dem Buch regelrecht versunken, weil es mich so mitgerissen hat. Nur soviel sei gesagt: die Hauptpersonen treffen durchaus noch aufeinander, es geht nicht für jeden gut aus und es gibt auch eine kleine aber feine Liebesgeschichte. Und der Showdown am Schluss lässt nichts zu wünschen übrig, obwohl die Geschichte in den Folgebänden noch weitergeht.
Im Schreibstil gibt es keine Brüche, nichts stört. Der Leser wird geschmeidig in die Mechanismen des Magiewirkens und der Verhältnisse zwischen Magistern, Hexen, Sterblichen und Königen eingeführt. Man versteht zum Beispiel sehr gut die Wechselwirkung zwischen Königen und ihren Magistern bzw. den jeweiligen Vorteilen/Nachteilen, die der eine durch den anderen hat und somit auch die Abhängigkeiten zwischen diesen Ständen.
Wer also seine Freude an spannender, charakterorientierter, eher düsterer Fantasy hat, die jedoch nicht ins Horrorgenre abdriftet, und auch verwischte Grenzen zwischen Gut und Böse akzeptieren kann, dem kann ich „Die Seelenjägerin“ wärmstens empfehlen!
Von mir gibt es dafür satte 5 Sterne
Hier noch eine kurze Info zur Autorin, die mir bisher unbekannt war:
Celia Friedman arbeitete zwanzig Jahre lang als Kostümdesignerin, bevor sie den Beruf an den Nagel hängte, um nur noch zu schreiben. Ihre Dark-Fantasy-Romane wurden mit zahlreichen Publikumspreisen ausgezeichnet. Celia Friedman lebt mit mehreren Katzen im nördlichen Virginia.