Inhaltsbeschreibung aus dem Buch:
Der Erzähler dieser Horrorgeschichte flieht in den Morgenstunden des 16. Juli 1927, von Grauen geschüttelt, Hals über Kopf aus der verschlafenen Hafenstadt Innsmouth; sein verzweifeltes Drängen führt zu einer behördlichen Untersuchung durch die Bundesregierung, zu zahlreichen Verhaftungen und zur Sprengung oder dem Niederbrennen einer Anzahl alter Häuser.
Erst lange nachdem alles vorbei ist, von quälenden Träumen geplagt, in denen irrwitzige alptraumhafte Lebewesen vorkommen wie die entsetzlichen Schoggothen, entschließt sich der Erzähler zu berichten, was er in jenem "von bösen Schatten erfüllten Hafen des Todes und der blasphemischen Abnormität" erlebte. Er wurde damals Zeuge einer ruchlosen Zeremonie des Anhänger des Fischgottes Dagon und des noch schrecklicheren Cthulhu.
Meine Meinung:
Als Horrorfan und nachdem ich mich nun schon 20 Jahre einer Musikrichtung verschrieben habe, bei der Howard Phillips Lovecraft der am meisten besungene Autor ist (u.a. von Metallica, Cradle Of Filth, Nile, The Vision Bleak, Mekong Delta), will ich nun eine Reise in die Vergangenheit dieses Genres vornehmen und mich endlich an eines seiner Werke wagen. "Schatten über Innsmouth" ist eine nur 120 Seiten lange Geschichte und ich habe sie fast in einem Rutsch durchgelesen.
Der Schreibstil von Lovecraft ist sehr bildhaft und man stößt natürlich, vor allem in der Beschreibung der Umgebung, in der schon 1937 veröffentlichen Geschichte auf einige Worte, denen man heute nicht mehr begegnet. Trotzdem hatte ich alles ganz klar vor Augen und das Gefühl, mich selbst in der Hafenstadt Innsmouth zu befinden. Auch im Spannungsaufbau gibt es große Unterschiede zur heutigen Literatur. Hektische, gehetzte Szenen gibt es nicht, vielmehr beschreibt uns Lovecraft auch die sogenannten Actionsequenzen in einer ruhigen Art und Weise, die dafür umso beängstigender rüberkommen. Unvergessen für mich wird die Szene im Hotel bleiben, bei der der Protagonist durch Verbindungstüren von Hotelzimmer zu Hotelzimmer eilt, während etwas oder jemand durch die Tür kommen will. Absolut großartig! Da man nicht weiß, was nun genau vor der Türe lauert, fällt hier besonders auf, dass sich vieles nur im Kopf des Lesers abspielt. Blutvergießen und Brutalität scheint nicht das Mittel von Lovecraft zu sein. Die verstörende Atmosphäre wird desöftern durch banale Dinge erzeugt wie z.B. das Beschreiben von Schmuckstücken, die anscheinend nicht von Menschanhand gefertigt sind. Der Kultautor schafft es wunderbar, dem Leser zu vermitteln, wie abartig und befremdlich diese aussehen mögen.
Im letzten Teil der Geschichte, in dem sich der Leser eigentlich wieder in Sicherheit wiegt, werden nochmals alle Register gezückt und wir werden auf schleichende und angsteinflößende Art und Weise ein zweites Mal mit dem Grauen konfrontiert.
Etwas schwierig zu lesen war für mich das Gespräch der Hauptperson mit dem Dorfsäufer, der ihm aus der Vergangenheit des Städtchens erzählt. Dieser alte Mann spricht anscheinend im Original mit einem Dialekt und dieser wurde auch in der Übersetzung übernommen. Hier musste ich sehr langsam lesen, um alles mitzubekommen und dieses Gespräch streckt sich auch über schätzungsweise 1/4 der Geschichte aus.
Die Höchstwertung möchte ich nicht ganz geben, aber 4 sehr gute Sternchen mit Tendenz nach oben sind absolut gerechtfertigt. Diese verstörende Geschichte hat bei mir große Lust geweckt, mich näher mit dem Schaffen dieses Autors zu beschäftigen.