Klappentext:
"Dies ist unsere Geschichte, wie man sie uns gelehrt hat. Das ist unsere Genesis."
Ein Land, abgeschnitten vom Rest der Welt, am Ende des 21. Jahrhunderts: Anax steht vor der Prüfungskommission der Akademie. Fünf Stunden hat sie Zeit, um zu beweisen, dass sie würdig ist, in diese mächtige Institution aufgenommen zu werden. Ihr Prüfungsthema kennst sie so gut wie ihre eigene Geschichte: Adam Forde ist der Held ihrer Kindheit, der Mann, dessen Rebellion ihr Land für immer prägte. Doch Anax weiß längst nicht alles über die Rolle, die Adam gespielt hat. Sie muss einsehen, dass alles, was sie über die Vergangenheit weiß, eine Lüge ist. Und dass die Akademie nicht ist, was sie scheint.
Über den Autor (Information aus dem Buch):
Bernard Beckett, geboren 1967, ist einer der bekanntesten neuseeländischen Autoren. Seit 1999 hat er acht Romane veröffentlicht, die mit den wichtigsten Literaturpreisen Neuseelands ausgezeichnet wurden. "Das neue Buch Genesis" entstand, während Beckett als Stipendiat der Royal Society of New Zealand DNA-Mutationen im südpazifischen Raum erforschte. Heute lebt er mit seiner Frau Clare in Wellington und unterrichtet Mathematik und Englisch an einer Highschool.
Inhalt:
Wir befinden uns in einer anfangs noch unbekannten Zukunft. Eine Frau namens Anaximander möchte in die "Akademie" aufgenommen werden und steht kurz vor der fünfstundigen Prüfung. Nur ein verschwindend geringer Anteil der Menschheit besteht selbige. Anaximander hat sich, zusammen mit ihrem Tutor Perikles, hervorragend auf ihr Spezialgebiet "Das Leben und die Zeit von Adam Forde, 2058 bis 2077" vorbereitet. Nach und nach erfahren wir, dass Adam Forde so etwas wie ein Nationalheld in der Welt, in der wir uns befinden, ist. Das Buch besteht im Grunde genommen nur aus der Prüfung, die durch eine knallharte Kommission durchgeführt wird. Durch die Erzählungen von Anax, wie sie abgekürzt genannt wird, entsteht aber eine "Geschichte in der Geschichte". Wir erfahren, dass die Erde in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts bedingt durch Kriege, Klimawandel und Ängste im Begriff war, kein gutes Ende zu nehmen. Ein reicher Mann namens Platon erkennt die drohende Gefahr, zieht sich mit Gefolgsleuten und den modernsten Kriegsabwehrtechniken auf die Insel Aotearoa zurück, errichtet um die Insel einen Zaun, und schottet sich komplett gegenüber dem Rest der Welt ab. Bedingt durch eine Seuche erreicht die Insel nicht viel später auch das letzte Signal von außerhalb. "Platons Republik" wird eine faschistoider, totalitäre Diktatur mit strengen Regeln. Verhaltensauffällige Kleinkinder werden getötet und Flüchtlinge, die mit einem Boot ankommen, umgehend beseitigt. Hier stoßen wir dann auch auf Adam Forde, der momentan seinen Dienst als Wache verrichtet. Als ein Boot mit einem zerlumpt aussehenden Mädchen ankommt, verweigert er seine Pflicht und rettet sie. Um seiner Hinrichtung zu entgehen, willigt er ein, ein Testobjekt für eine neu entwickelte Künstliche Intelligenz zu werden und seine Zeit in der Zelle mit einem geistig hochentwickelten Roboter zu verbringen und deren Gespräche zu Forschungszwecken mitschneiden zu lassen. Einige Zeit vor Fortes Tod enden diese Aufzeichnungen, die Anax für die Prüfung zur Verfügung standen. Schon bald merkt sie, dass vielleicht mehr dahintersteckt als die offizielle Version wie es zu Fortes Ableben kam...
Meine Meinung:
Von Anfang an hat mich das Buch in seinen Bann gezogen. Auch wenn sich die Geschichte liest wie ein Geschichtskurs im Schnelldurchlauf und in einem Interview- bzw. Drehbuchstil verfasst ist, war die Spannung greifbar. Die Dialoge bei der Prüfung sind von beiden Seiten nicht wertend. Man weiß also nicht genau, ob die Ereignisse, über die berichtet werden, nun gute oder schlechte Auswirkungen auf die Welt und die Menschheit hatten bzw. man weiß nicht wie diese in dieser Zukunftsvision gedeutet werden.
Am Beeindruckendsten waren die aufgezeichneten Gespräche von Forde und dem Roboter, die in der Prüfung übrigens als Hologramm dargestellt wurden. Die beiden liefern sich tolle Wortgefechte, in denen es darum geht, was denn ein Mensch eigentlich einer Künstlichen Intelligenz noch voraushat. Normalerweise sollte die Antwort ja klar sein, denn ein Mensch hat Empfindungen und Gefühle und aus Adam Fordes Wortwahl möchte ich dieses schöne Zitat wiedergeben:
ZitatIch bin keine Maschine. Denn was weiß eine Maschine schon von dem Geruch von nassem Gras oder dem Klang eines weinenden Babys? Ich bin das Gefühl der warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut. Ich bin das Gefühl einer kühlen Welle, die sich über mir bricht. Ich bin die Orte, die ich niemals gesehen habe, aber mir vorstelle, wenn ich die Augen schließe. Ich bin der Geschmack des Atems einer Frau, die Farbe ihres Haares.
Aber der Roboter schafft es trotzdem immer wieder, Adam in der Argumentation ein kleines Stückchen voraus zu sein, so dass man als Leser selbst ins Grübeln kommt.
Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Auf Grund der vielen Dialoge war das Buch leicht zu lesen und die Seiten flogen nur so vorbei, aber Wortschatz und Satzaufbau fand ich trotzdem absolut ansprechend.
Das Ende war dann ein richtiger Schock, da ich mit so etwas niemals gerechnet hätte und ich musste erst mal ein paar Minuten tief durchatmen. Noch jetzt, mehrere Stunden nach dem ich fertig war, prasseln die Ereginisse durch meinen Kopf. Das Buch lädt ein zum Nachdenken, zum Philosophieren, zum Diskutieren und "Das neue Buch Genesis" ist meiner Meinung nach prädestiniert für eine Leserunde.
Das Buch ist zwar im Loewe zugehörigen Script 5-Verlag erschienen und ist sicherlich auch für ältere Jugendliche geeignet, ich würde es aber ohne mit der Wimper zu zucken auch Erwachsenen empfehlen, die ansonsten einen Bogen um Jugendliteratur machen.
Der einzige Grund, warum ich diesem tollen Buch "nur" 
gebe und nicht die Höchstwertung, ist, dass es mit 170 Seiten einfach zu kurz war. Ich hätte so gerne noch mehr über die in einen Abgrund stürzende Menschheit, über Platons Republik und die nach Fortes Tod neu gebildete Staatsform erfahren. Denn auch wenn weitere Informationen für den Verlauf der Geschichte nicht notwendig gewesen wären, fühle ich eine gewisse Leere, da ich in dieser Kürze nicht so tief in diese Dystopie eintauchen konnte wie ich es mir gewünscht hätte.
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Verlag: Script5
