Wladimir Kaminer - Meine russischen Nachbarn

  • Kurzmeinung

    fluchtwagenfahrer
    mein zweiter Kaminer, leider gar nicht mein Humor, fand es nicht mal annährend witzig
  • Kurzbeschreibung Amazon:
    Der neue Bestseller ist wie eine Russen-WG: man kommt sehr leicht rein, aber kaum wieder raus


    Männer sind bekanntlich vom Mars, Frauen von der Venus. Aber woher kommen Russen? Sie kommen aus Berlin. Sie spielen morgens Trompete und freuen sich, wenn ihre Nachbarn mit dem Besen an die Decke klopfen, um sie anzufeuern. Sie lieben Besuch, kapern aber notfalls auch ein paar Zeugen Jehovas, um sie in ihrer Wohnung festzuhalten, bis alle Fragen zu Gott und der Welt beantwortet sind. Wladimir Kaminer ist überzeugt, dass seine beiden Nachbarn Andrej und Sergej auf diese Weise der deutschen Gesellschaft ein ganzes Trio dauerhaft entzogen haben. Möglicherweise helfen sie Andrej auch beim Erlernen der deutschen Sprache. Denn sein Wortschatz ist auf den rätselhaften Satz begrenzt »Tschüss, bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heißt: Popkonzert!« Der Versuch, mittels einer Hypnose-Kassette Deutsch zu lernen, scheiterte. Zwar beherrscht man anschließend jede gewünschte Sprache fließend, sie wird allerdings von der Umwelt oft nicht erkannt. Glücklicherweise gibt es aber auch andere Wege, einander zu verstehen. Zum Beispiel durch die Lektüre der so komischen wie völkerverbindenden Geschichten von Wladimir Kaminer!


    Russisch - Deutsch / Deutsch - Russisch: Neue Geschichten zur Völkerverständigung à la Kaminer.


    Aus der Amazon-Redaktion
    Es ist fast schon ein Reflex, wenn man einen neuen Kaminer in die Hand bekommt. Man betrachtet den Titel, liest den Klappentext und kann sich einfach nicht wehren gegen den Gedanken: „Also schon wieder ein Buch mit Kurztexten über Russen in Deutschland. Na ja. Der reitet sein Pferd auch, bis es tot umfällt.“ Und mit einem leisen Seufzen fängt man an zu lesen.


    Doch dann ist man nach wenigen Zeilen wieder drin in der ganz eigenen Welt und der ganz eigenen Sprachmelodie des Wladimir Kaminer. Und schämt sich sofort seiner ketzerischen Gedanken. Denn es ist nun einmal Kaminers Lebensthema: Russen, die sich in Deutschland zurechtfinden müssen und deren Lebensart oft so gar nicht zu den deutschen Wohn-, Arbeits- und Seins-Gepflogenheiten passt. Woraus Kaminer immer und immer wieder hochkomische Funken zu schlagen und zugleich die Melancholie der fern der Heimat Lebenden durchschimmern zu lassen weiß. Das ist richtig gut, und das ist richtig lustig. Warum also sollte er über etwas anderes schreiben?


    Ein Abriss des Inhalts ist hier so müßig wie in allen Kaminer-Büchern, daher nur kurz: Roter Faden sind die Erlebnisse des Erzählers mit zwei jungen Russen, die in seinem Haus eine WG aufmachen. Von Trompetenspiel am frühesten Morgen, vom Selbstversuch des Deutschlernens per Hypnose oder von einer im Wodkarausch falsch herum gestochenen Tätowierung ist da die Rede, und von vielem mehr. Wenn man das hier so hinschreibt, klingt es ein wenig lahm, abgedroschen, auf eine Pointe hin konstruiert. Doch wer schon einmal einen Kaminer gelesen hat, der weiß, dass seine Miniaturen genau das nun eben nicht sind. Sie sprühen vor Esprit und Witz, und auch wenn man beim nächsten Buch vielleicht erneut denken wird: „Ach, es geht wieder um Russen in Deutschland...“ – wenn man ehrlich ist, kann man gar nicht genug davon bekommen.


    Meine Meinung zum Hörbuch
    Was habe ich wieder gelacht ... eine klasse Hörbuch, eine kurzweilige Unterhaltung. Mit dem bekannt charmanten Akzent von Wladimir Kaminer selbst gelesen. Eigentlich mag ich seine Bücher nur so. Manche Geschichte ist sehr profan, bekommt aber durch die gelesene Stimme seinen eigenen Witz.
    Wladimir findet in jeder Ecke seines Hauses, seines Lebens eine Geschichte. Er erzählt von seinen Kindern, von seinem Vater, von seinen Freunden, Nachbarn und Verwandten. Hauptsächlich dreht es sich dieses Mal um die Geschichten von Andrej und Sergej aus der über ihm wohnenden Russen-WG, die ihn morgens um acht mit Trompetenspiel weckt. Einfach so, aus dem Leben gegriffen. Und gibt - wie immer - einen Einblick in das russische Leben in Berlin. Es ist interessant, wie wir Deutschen von anderen Kulturen gesehen werden ;-)
    Ganz besonders lachen musste ich über das Kapitel von Wladimirs Freund und russischem Nachbarn, der sich in St. Petersburg hat tätowieren lassen. Ich bin nur knapp einem Autounfall entkommen, weil ich während der Fahrt so herzhaft lachen musste.
    Wer Kaminers sowieso mag, wird auch dieses Buch mögen. Man sollte es sich allerdings von ihm vorlesen lassen :-)
    Ein Punkt Abzug, weil manche Geschichte nicht hängen blieb, sondern zu schnell wieder verloren ging. Somit :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    "Ein Leben ohne Hund ist möglich, aber sinnlos ..."

    (nach Loriot)

  • Mir haben die kleinen Geschichten von Kaminer ebenfalls gut gefallen, aber vielleicht muss man sich das Buch tatsächlich vorlesen lassen, um laut darüber lachen zu können. Aber vielleicht habe ich auch einfach nur einen anderen Sinn für Humor :wink: Versteht mich nicht falsch, das Buch war durchaus amüsant, aber zum Lachen brachten mich die Geschichten nicht. Zumal die Pointen oft durch Zeichnungen am Kapitelanfang vorweg genommen wurden, was mich ziemlich ärgerte.


    Trotzdem fand ich es interessant, in die Lebens- und Gedankenwelt einer anderen Kulturen einzutauchen und zu lesen, was ein von außen Kommender zu unserer eigenen Kultur sagt. Dass es dabei zu allerlei köstlichen Situationen kommt, ist klar. So wie ich staunend verfolgte, wie man die Dinge in Russland handhabt, so staunt Kaminer über so manches hier in Deutschland, was wiederum mir die Augen für die Absurdität des Geschilderten öffnete. Das hat durchaus seinen Reiz und brachte mich immer wieder zum Schmunzeln (nicht zum Lachen, wohlgemerkt).


    Alles in allem eine kurzweilige Lektüre, die Lust auf mehr macht.

    Verführung Volljähriger zum Bücherkauf sollte nicht unter 5 Jahren Stadtbibliotheksmitgliedschaft bestraft werden!

  • Irgendwie hatte ich mir mehr versprochen von dieser Russen-WG, von der Kaminer berichten wollte. Doch praktisch handelt nicht einmal die Hälfte der 34 recht kurzen Geschichten von seinen beiden russischen Hausmitbewohnern.
    Stattdessen beschäftigt sich ein Großteil mit Besonderheiten aus Russland (warum es in Russland Eisfisch gibt; wie im Osten 'Das Kapital' genutzt wurde';...), die sich aber durchaus amüsant lesen. Dafür sind jedoch gerade die Geschichten über seine Nachbarn häufig von Belanglosigkeiten geprägt (Pilze sammeln in Potsdam; Dichtung...), so dass man sich nach dem Lesen fragt: 'Und was war nun der Sinn?' Weder informativ noch besonders witzig - man hätte sie auch einfach weglassen können, was aber das eh schon recht dünne Büchlein, das auch noch ziemlich großzügig gesetzt ist, noch dünner hätte werden lassen. So muten einige der Stories eher als Füllmaterial an, die man auch ohne Verlust überblättern kann. Schade, Kaminer kann es doch besser.

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling