Inhalt laut Amazon:
In den Schatten wirst du deine Seele verlieren!
Durzo Blint ist ein gefährlicher Mann, ein unübertroffener Meister in der Kunst des Tötens. Doch für den Gassenjungen Azoth ist der gefürchtete Meuchelmörder die einzige Chance, am Leben zu bleiben – denn der allgegenwärtige Hunger und die Schrecken der Straße würden für Azoth über kurz oder lang den sicheren Tod bedeuten. Doch Durzo Blint ist in der Auswahl seiner Lehrlinge äußerst wählerisch – und es ist gut möglich, dass der Weg in die Schatten einen weit höheren Preis fordert, als Azoth es sich je vorstellen konnte …
Meine Meinung:
In Brent Weeks erstem Roman [der Auftakt zu einer Trilogie!] spielt der anfänglich 11-jährige Gassenjunge Azoth die Hauptrolle, der einer der vielen Gilden in der Stadt Cenaria angehört. Azoth hat, wie auch die meisten anderen kleineren Jungen, sehr stark unter der Erniedrigung des Sadisten Ratte zu leiden, der von den anderen nur „Die Faust“ genannt wird. Er prügelt die Kleineren und - das wird nur am Rande erwähnt, also bitte nicht abschrecken lassen - er missbraucht sie auch. Ratte plant, später die Führung der Gilde zu übernehmen, was für Azoth den sicheren Tod bedeuten würde.
Azoth sieht seine einzige Chance, Ratte zu entkommen und damit sein Leben zu retten, darin, dass er bei dem meist gefürchteten Blutjungen in der Stadt in Lehre geht - Durzo Blint. [Blutjungen sind Auftragskiller, die zusätzlich über magische Fähigkeiten verfügen.]
Durzo Blint nimmt ihn jedoch nur unter zwei Voraussetzungen auf:
Er muss Ratte töten.
Und er darf nie wieder den Kontakt zu seinen alten Freunden aufnehmen.
Damit endet Azoths bisheriges Leben und er beginnt ein neues Leben unter Blints Aufsicht mit dem Namen "Kylar Stern".
Ich habe mich sehr auf den Roman gefreut, weil mich die Thematik angesprochen hat und das Cover auch noch sehr viel versprechend aussah. Und ich muss sagen: Ich wurde nicht enttäuscht.
Brent Weeks schafft es, eine sehr düstere Atmosphäre zu kreieren, die einen fühlen lässt, wie anstrengend, ungerecht und vor allem gefährlich das Leben für Azoth auf der Straße ist.
Auch während seiner Ausbildung unter der strengen Aufsicht von Durzo entwirft Weeks ein Leben, das zwar gewünscht, aber dennoch voller Sorgen und Nöte ist. Aber nicht nur in diesem Fall inszeniert er Zwiespältigkeiten, sondern auch in Bezug auf seine Charaktere.
Ganz besonders Durzo Blint ist ein sehr tiefgehender Charakter, den man nicht auf Anhieb durchschaut, sondern sich mit ihm befassen muss. Er hat seine ganz eigenen Beweggründe für sein Tun und Handeln, die ihn über die Jahre stark geprägt haben. Durzo ist ein sehr cleverer Mensch, der ansich genau das tut, was er von sich selbst erwartet, und dennoch unglücklich ist. Aber ich möchte an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Lest selbst und versucht, den Herrn Blint zu entschlüsseln ;)
Mit der Zeit klären sich die Fragen um seine Person immer mehr, bis man gegen Ende eine Art Aha-Effekt hat und sein eigenes Bild, das man von Durzo Blint hatte, wohl noch mal überdenken muss.
Es wird nicht nur aus Azoths Perspektive geschrieben, sondern teilweise auch aus der von Durzo, Logen Gyre – einem Lord, mit dem Azoth sich später anfreundet und der noch eine sehr wichtige Rolle spielt – sowie einigen anderen. Durch die verschiedenen Sichtweisen erhält man teilweise ganz besondere Einblicke, die einem verwehrt blieben, wenn man nur Azoths Gedanken kennen würde.
Zusätzlich zu der Ausbildung zum Blutjungen geht es in diesem Roman auch um Intrigen, um Macht und Machtergreifung, von der Azoth als Gassenjunge noch nichts mitbekommen hat, in seinem „nächsten“ Leben als Kylar jedoch viel mehr. Dieser Konflikt, in dem Blint natürlich eine wichtige Rolle spielt, erhält mit fortschreitenden Seiten zunehmend an Bedeutung. Der Leser erfährt immer mehr über die einzelnen Gesellschaftsschichten, den König und auch von der nahenden Bedrohung durch das Reich Khalidor von außen.
Das Ganze wird allerdings mit zunehmenden Informationen immer verwirrender und ich kann jedem nur empfehlen, genauer mitzulesen, wenn es um interne gesellschaftliche Konflikte geht sowie die zusätzliche Bedrohung, die von außerhalb kommt. Mir ist das alles etwas über den Kopf gewachsen, da ich sehr actionlüstern bin und teilweise einfach weniger mitdenke, als es angebrächt wäre wodurch ich später doch meine Schwierigkeiten hatte, dem Ganzen zu folgen. Sprich... wer greift hier eigentlich genau wen an und wer ist wessen Verbündeter?
Was ich sehr gelungen finde, ist die Tatsache, dass es nicht erst kurz vor Ende zu einem riesigen Gemetzel oder einer Kollision von zwei Parteien kommt, sondern schon wesentlich eher so richtig, richtig spannend wird. Ich weiß noch genau, dass ich über 200 Seiten noch vor mir hatte und mich erschrocken gefragt habe, was Herr Weeks denn noch alles geschrieben hat, da ich mich doch schon mitten im finalen, alles entscheidenden Geschehen befand. Aber das zog sich wunderbar spannend in die Länge, sodass es endlich mal nicht erst kurz vor Schluss einen lauten Knall gab und dann war’s schon wieder vorbei, sondern der Autor hat sich die Mühe gemacht, das Finale ausgiebig zu gestalten - und zwar mit vielen einzelnen Kämpfen, Schauplätzen, neuen Erkenntnissen, einer Reihe Toter und einer riesigen Portion Spannung. Daumen hoch!
Nun noch ein paar Details zum Buch selbst:
Vorne ist eine Karte enthalten, der ich persönlich aber nicht allzu viele Blicke geschenkt habe, weil sie mir zu viele Ortsnamen enthält und mich nur durcheinander bringt.
Das Cover finde ich persönlich total hübsch, der Assassine auf dem Cover hat eine glatte Schicht, weshalb er noch mehr hervorsticht als ohnehin schon, hat aber den Nachteil, dass man bei dem richtigen Lichteinfall die Fingerabdrücke sieht, allerdings nicht allzu auffällig.
Die Kapitel haben sehr angenehme Längen, sie umfassen so um die acht bis zehn Seiten. Ungefähr.
Da ich seit einiger Zeit auch Danksagungen lese, möchte ich diese hier auch erwähnt haben, weil ich sie sehr auffallend fand im Gegensatz zu einigen anderen. Brent Weeks macht sich die Mühe, so ziemlich jeden zu nennen, der in irgendeiner Weise etwas zu dem Roman beigetragen hat, wodurch einem erst mal bewusst wird, wie viel Arbeit da eigentlich drin steckt und dass so ein Buch herauszubringen wesentlich mehr benötigt als nur einen Freiwilligen, der die Geschichte schreibt. Die Danksagung ist 5 Seiten lang
In meiner Ausgabe ist zudem noch ein Interview enthalten, was ich sehr interessant und auch amüsant finde. Es hat mir den Herrn Weeks auf jeden Fall sausympathisch gemacht!
Als Schlusswort möchte ich eine ganz klare Empfehlung aussprechen. Dieser Roman ist unglaublich vielschichtig. Er ist spannend, hat super Charaktere mit Tiefe und enthält viele Informationen, die der Leser erst nach und nach zugesteckt bekommt, sodass man immer wieder neue Erkenntnisse erhält.
Meine Bewertung: