Almudena Grandes - Das gefrorene Herz (ab 26.04.2010)

  • So ich habe inzwischen das Buch fertig gelesen. Sorry, aber sonst hätte ich ein Zweitbuch anfangen müssen, mache ich selten und in diesem Falle wäre meine Konzentration im Eimer gewesen.
    Mir wurde gerade gesagt laut Leseprobe wäre das Buch einfach zu lesen. Stimmt, weil man da nur auf die Sprache achtet, doch die beiden Familien sind groß, die Zeitspanne des Romans ebenfalls, dazu kommt die spanische Mentalität, etwas schwermütig,die Ausführlichkeit, die dazu führt manches aus anderer Sicht zu wiederholen und die besonders in der ersten Hälfte häufig vorkommenden Rückblicke, die mal im Bürgerkrieg, mal im Zweiten Weltkrieg, mal in der Kindheit, mal im Erwachsenenalter der einzelnen Familienmitgliedern stattfinden. Die Wahrheit kommt häppchenweise zum Vorschein, gekonnt geheimnisvoll und meist spannend von Almudena Grandes inszeniert. Sehr intensiv drängt die damalige Angst der Menschen in mein Bewußtsein, die politschen Lager werden anhand der Handlung erklärt, müssen aber trotz Vorkenntnisse noch anderweitig ergänzt werden. Doch man lernt ja gerne dazu. Einige Liebeszenen wirken fast theatralisch, die Beziehung von Avalo und Raquel zum Schluß hin leicht schwülstig. Der Schluß befriedigt mich nicht, obwohl ich mich frage was ich erwartet hatte. Mord und Totschlag, überzogene Emotionen sicher nicht. Vielleicht Gerechtigkeit, Schuldbekenntnisse, Bedauern - das wahre Leben ist leider nicht immer so gradlinig. Somit läßt die Autorin das Ende offen und überläßt den Leser seinen eigenen Gedanken.
    Das nur mal als kleine Zusammenfassung des Buches ohne die Handlung zu verraten. Auf einzelne Personen gehe ich gerne noch ein, wenn Conor und cheriechen soweit sind, um eventuell darüber zu diskutieren. Über eine Bewertung des 956 Seiten starken Buches denke ich noch nach.


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Verdammter Mist! Beim Gewitter gestern ist unser Internet hops gegangen. Ich kann mich also hier nur kurz in der Pause melden, vom Schul-PC.
    Ich bin inzwischen dort angekommen, wo Raquel u Ignazio bei Casilda sind u war sehr ergriffen.
    Jetzt liest es sich wieder flüssig u ich denke man taucht doch sehr tief in Spaniens Seele ein.
    Pause rum ... schade!

    "Wie wenig du gelesen hast, wie wenig du kennst - aber vom Zufall des Gelesenen hängt es ab, was du bist." Elias Canetti

  • Hurra! Nur eine Viertelstunde in der Warteschleife der Telecom u schon hat der nette Mann mich wieder ins Netz gebracht! :cheers:
    Ich bin nun auf S. 675 angekommen. Ich bin immer noch am rätseln, was mit Raquel wohl los ist, sie scheint ja selbst sehr zu leiden. Nun "gesteht" sie Alvaro, dass sie nie mit seinem Vater
    geschlafen hat. :scratch:
    Sollte meine Vermutung von viel weiter vorne sich bestätigen, dass sie eine Art Rachefeldzug für ihre Familie inszenieren wollte, aber nicht damit gerechnet hat, sich tatsächlich in Alvaro zu verlieben?
    Jetzt ist es sehr spannend :bounce: , ich muss aber noch arbeiten u heute abend auf eine Geburtstagsfeier...
    Gut, dass die Durststrecke in der Mitte überwunden ist...


    :winken:

    "Wie wenig du gelesen hast, wie wenig du kennst - aber vom Zufall des Gelesenen hängt es ab, was du bist." Elias Canetti

  • Da bist du ja, cheriechen - ich hatte schon Sorgen, du hättest aufgegeben. :pale:


    Zitat

    Zitat cheriechen:
    Ich bin nun auf S. 675 angekommen. Ich bin immer noch am rätseln, was mit Raquel wohl los ist, sie scheint ja selbst sehr zu leiden. Nun "gesteht" sie Alvaro, dass sie nie mit seinem Vater
    geschlafen hat
    Sollte meine Vermutung von viel weiter vorne sich bestätigen, dass sie eine Art Rachefeldzug für ihre Familie inszenieren wollte, aber nicht damit gerechnet hat, sich tatsächlich in Alvaro zu verlieben?


    Soll ich es dir verraten? :mrgreen::wink::-#


    Mittlerweile habe ich allerdings auch das Buch beendet -mein Kommentar folgt noch.


    Liebe Grüße

  • Mittlerweile habe ich allerdings auch das Buch beendet -mein Kommentar folgt noch.

    Uih, ich gebe mal Gas! Ich darf nur nicht im Liegen lesen... :study: :sleep:

    "Wie wenig du gelesen hast, wie wenig du kennst - aber vom Zufall des Gelesenen hängt es ab, was du bist." Elias Canetti

  • Hallo cheriechen schön, dass du wieder an Bord bist, wir hatten dich schon vermißt. Lesen im Liegen würde ich auch nicht als Empfehlung rausgeben. :lol:
    Auf deinen Kommenmtar Conor bin ich gespannt! Was hälst du von Julio? Man kann zwar nicht hundertprozentig sicher sein, dass er den Infarkt vor Aufregung bekommen hat, doch es wäre mir nicht unlieb. :mrgreen:
    Ach ja meine Bewertung muß ich noch nachreichen. Ich habe mich für :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: entschieden.
    Liebe Grüsse
    Wirbelwind


    :study: Michael Tietz, Rattentanz

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Dann schreibe ich meinen Kommentar auch schon mal - aber Wirbelwind hat ja schon das Meiste gesagt:


    Der Roman bietet einen guten Einblick in die spanische Geschichte, dies war interessant zu lesen - die vielen Rückblicke und die vielen Personen (zum Teil mit gleichen Vornamen) erfordern aber ein wenig Konzentration.
    Zum Glück gibt es aber zwei Familien-Stammbäume und ein Personenverzeichnis - ohne das wäre ich vielleicht durcheinandergekommen.
    Sprachlich ist das Buch gut zu lesen.
    Stellenweise war mir der Roman aber zu ausführlich, zu ausschweifend. Vor allem die Beschreibungen der Liebesgeschichten (z.B. Ignacio-Anita) waren mir zu ausgedehnt - da hätte eine Kürzung sicher gut getan. Auch waren diese mir ein wenig zu kitschig/schwülstig.
    Den Plan von Raquel fand ich etwas unglaubwürdig.
    Im Gegensatz zu Wirbelwind fand ich das Ende recht passend. Weiterleben trotz dieser Widrigkeiten, dieser Ungeheuerlichkeiten - so scheint es doch im Leben zu sein. Und leider gibt es auch Menschen, die die Augen zudrücken oder nicht drüber reden wollen.
    Wie schon Wirbelwind schreibt: Das Leben ist nicht immer geradlinig.


    Alles in allem aber ein interessanter und lesenswerter Roman, der mich auch zum googeln über die spanische Geschichte verführt hat.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Zitat

    Zitat Wirbelwind:
    Was hältst du von Julio? Man kann zwar nicht hundertprozentig sicher sein, dass er den Infarkt vor Aufregung bekommen hat, doch es wäre mir nicht unlieb. :mrgreen:


    Dito - dem schließe ich mich an. :mrgreen::wink:

  • Der hat unmittelbar von der Aufregung einen Infarkt bekommen, die Symptome waren eindeutig! Ich gönne es ihm auch, war aber ein wenig erstaunt, dass es so einfach geht.
    Nachdem er als junger Mann so umsichtig und gewieft war...


    Das Buch liegt in den letzten Zügen, heute mittag noch bin ich durch. Tut mir Leid, es war ein wenig anstrengend in den letzten Tagen u ich war nicht die ideale Lesepartnerin für Schnellleserinnen! :uups:


    :winken:

    "Wie wenig du gelesen hast, wie wenig du kennst - aber vom Zufall des Gelesenen hängt es ab, was du bist." Elias Canetti

  • Geschafft!
    Das relativ offene Ende hat mir gut gefallen. So kann ich mir vorstellen - ganz vage - wie es vielleicht weitergehen könnte. Etwas anderes hätte meiner Meinung nach zu diesem Buch nicht gepasst.
    Alvaros Mutter - das "Krötenkind" übertrifft in ihrer berechnenden Kaltherzigkeit alles, sie erscheint mir monströs, eigentlich noch schlimmer als ihr verstorbener Mann.
    Ich denke Alvaros müsste sich von diesem Clan total entfernen (das hat er wohl auch getan, als er mit dem Auto losfuhr?), wenn er sich selbst (und dem moralischen Vermächtnis seiner Großmutter väterlicherseits) treu bleiben wollte.
    Ob er einen gangbaren Weg mit Raquel fände wäre fraglich. Beide haben auf bestimmte Art u Weise Größe bewiesen, aber schwierig wäre es auf alle Fälle.


    Die verschiedenen Arten der Auseinandersetzung mit der Wahrheit unter den Geschwistern der Familie, bzw. die Art und Weise, wie sie die Augen verschließen u sich mit den Realitäten abfinden - ich musste schon schlucken. Aber so ist das wohl nicht nur in Spanien oft gewesen.
    Die Angst, das Grauen, der Irrsinn und die Unberechenbarkeit der historischen Abläufe das ist eine der Stärken dieses Buches!


    Eine sehr traurige Nebenrolle hat Alvaros Ehefrau Mai in dieser Geschichte. Sie ist freundlich, geduldig u vor allem unschuldig und bekommt doch die harte Packung.
    Abgesehen von den unglaublichen Schicksalen in Raquels Familie hat sie mir am meisten Leid getan.


    Ich muss es noch ein wenig sacken lassen - mir fällt sicher noch einiges ein!
    Wäre schön noch ein paar Gedanken auszutauschen, falls es für euch noch nicht zu weit weg ist!


    :winken:

    "Wie wenig du gelesen hast, wie wenig du kennst - aber vom Zufall des Gelesenen hängt es ab, was du bist." Elias Canetti

  • Zitat

    Zitat Cheriechen:
    Ich denke Alvaros müsste sich von diesem Clan total entfernen (das hat er wohl auch getan, als er mit dem Auto losfuhr?), wenn er sich selbst (und dem moralischen Vermächtnis seiner Großmutter väterlicherseits) treu bleiben wollte.
    Ob er einen gangbaren Weg mit Raquel fände wäre fraglich. Beide haben auf bestimmte Art u Weise Größe bewiesen, aber schwierig wäre es auf alle Fälle.


    So habe ich das auch verstanden -Abstand zur Familie gewinnen und nachdenken können.


    Zitat

    Zitat Cheriechen:
    Eine sehr traurige Nebenrolle hat Alvaros Ehefrau Mai in dieser Geschichte. Sie ist freundlich, geduldig u vor allem unschuldig und bekommt doch die harte Packung.
    Abgesehen von den unglaublichen Schicksalen in Raquels Familie hat sie mir am meisten Leid getan.


    Mai hat mir auch leid getan -für sie kam es ja auch recht plötzlich, schließlich waren sie lange Jahre glücklich miteinander.


    und natürlich können wir noch Gedanken austauschen! :wink:


    Liebe Grüße :winken:

  • Hallo cheriechen!
    Ja Alvaros Mutter Angelika war schon ein Biest. Sie kämpfte mit den gleichen Waffen wie Julio und daher pasten sie sehr gut zusammen. Sie trieb ihn so lange in die Enge bis er sie heiratete. :wink:
    Und Mai war ein unglückliches Opfer. Alles richtig gemacht und doch die Verliererin. Mir tat sie auch leid. Doch Alvro war ja so verschossen in Raquel, sie hatte keine Chance. Traurig auch der Sohn, der zurückblieb.


    Sorry, wenn wir dir ein wenig vorausgeeilt sind, aber ich bin sicher wir finden irgendwann ein LR-Buch, bei dem wir wieder im Gleichklang lesen. :)
    Liebe Grüsse
    Wirbelwind


    :study: Alex Capus, Himmelsstürmer

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









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  • Sorry, wenn wir dir ein wenig vorausgeeilt sind, aber ich bin sicher wir finden irgendwann ein LR-Buch, bei dem wir wieder im Gleichklang lesen. :)


    Es gibt nichts zu entschuldigen! Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich genau so flott lesen! :study: :study: :study:

    "Wie wenig du gelesen hast, wie wenig du kennst - aber vom Zufall des Gelesenen hängt es ab, was du bist." Elias Canetti