Arnaldur Indriðason - Frevelopfer/Myrká

Cover zum Buch Frevelopfer

Titel: Frevelopfer

, (Übersetzer)

4,1 von 5 Sternen bei 37 Bewertungen

81,6% Zufriedenheit

Band 9 der

Verlag: Bastei-Lübbe

Format: Broschiert

Seitenzahl: 384

ISBN: 9783404189182

Termin: Dezember 2022

Aktion

  • Es war ein Leichtes für ihn, in der Menge unterzutauchen. Die
    meisten anderen Gäste waren in seinem Alter und saßen oder standen mit
    Freunden oder Arbeitskollegen zusammen. Der Lärm war ohrenbetäubend. Er
    blickte sich in aller Ruhe um und sah einige Cliquen von Freundinnen,
    aber auch Frauen, die mit ihren Partnern da zu sein schienen, doch
    keine Frau ohne Begleitung. Er verließ die Kneipe, noch bevor er das
    Glas ausgetrunken hatte. Im dritten Lokal entdeckte er eine Frau, die
    er kannte. Seiner Schätzung nach war sie um die dreißig, und sie schien
    allein zu sein …"

    Im angesagtesten Viertel von Reykjavík wird kurz darauf ein junger Mann
    mit durchtrennter Kehle aufgefunden. Er trägt das T-Shirt einer Frau.
    In seiner Wohnung wird ein Narkotikum entdeckt – eine
    Vergewaltigungsdroge. Kommissarin Elínborg übernimmt die Ermittlung
    und ist mit einem Mordfall konfrontiert, dem Taten vorausgingen, die
    nie gesühnt wurden.

    Soweit der Klappentext.

    Vorweg für alle Erlendur-Fans: Er taucht hier nicht auf, sondern weilt - keiner weiß wo, evtl. in Urlaub.
    So fehlt das teilweise selbstzerstörerische Granteln und Grummeln des Kommissars, was aber dem Buch keinen Abbruch tut.

    Elinborg übernimmt also den Fall und kommt nach und nach dahinter, wer die Frau sar, die der Ermordete vergewaltigt hatte. Als alle glauben, der Fall sei gelöst, wendet sich das Blatt.....

    Ein solider Krimi, der viel Wert auf die technische Ermittlungsarbeit legt, nicht unbedingt sehr spannend, was man vom Autor nicht unmittelbar erwarten darf. Also kein großer Show-Down am Schluss und dergl.

    Sehr ruhig angelegt, man lernt Elinborg näher kennen, trotzdem ist der Geist Erlendurs ab und an zu spüren.

    Spoiler anzeigen

    Am Schluss ein Cliff-Hanger, bei dem es um Erlendur geht, sicher wird dann im nächsten Buch darauf eingegangen

    Ich vergebe mal :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: bis :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Danke für die Rezi. Mich reizt dieses Buch sehr und ich habe es schon 2x ins Wunschbuch der Bücherei geschrieben. Hoffentlich schaffen sie es endlich an!
    Dass Erlendur nicht dabei ist, stört mich nicht weiter, denn dann kommt vermutlich auch seine beknackte Tochter Eva Lind nicht vor, die mir fürchterlich auf den Senkel geht.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Ich habe jetzt gut ein Viertel gelesen (die Bücherei hat es für mich angeschafft :thumleft: ) und bin bisher sehr angetan von diesem Buch: ich finde es sehr interessant, mehr über Elinborg und ihre Familie zu lesen. Wenn man sieht, was sie so über ihren ältesten Sohn aus dem Internet erfährt, hat man auch so manches déjà-vu. ;) Interessant ist auch die Familienkonstellation, dass Elinborg sich am meisten mit Theodóra, ihrem dritten Kind, beschäftigt und dass das Sandwichkind ein bisschen nebenherläuft, auch das ist (leider) ziemlich realitätsnah.
    Die Mordermittlungen sind noch nicht allzu weit gediehen, ich finde es eigentlich auch nicht weiter bedauerlich, dass man Runolfur die Kehle durchgeschnitten hat - schade nur um den schönen Teppich! Die relativ ausführliche Schilderung der Mutter des Mordopfers und ihrer Beziehung zueinander wird sicher noch von Bedeutung sein...

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Fertig! :thumleft: Auch der Rest dieses Romans hat mich begeistert. Natürlich ist auch "Frevelopfer" wie die übrigen Bände der Serie nicht von bluttriefender Spannung, dafür überzeugt das Buch durch Glaubwürdigkeit und grundsolide Ermittlungsarbeit. Mir persönlich hat auch der Perspektivwechsel sehr zugesagt, da ich die diversen Dramen um Erlendurs Kinder durchaus nicht vermisst habe. Stattdessen fand ich die Einblicke in das doch recht normale Familienleben von Elinborg interessant, zumal diese Figur in den Vorgängerbänden ziemlich stiefmütterlich behandelt wurde. Von Sigurður Oli hätte hier etwas mehr berichtet werden können.

    Von mir gibt es :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: ,5 Sterne. Ein halber Stern Abzug für die Mini-Rolle von Sigurður und für die etwas zu langgezogenen Ermittlungen um die beiden Untersuchungshäftlinge.

    @ morse

    Spoiler anzeigen

    Glaubst Du, dass es Folgebände geben wird? Ich hoffe, Erlendur hat sich nicht ins Meer gestürzt, um auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden. So allmählich müsste er die Geschichte mit seinem Bruder auch mal hinter sich lassen...

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • @ enigma

    Spoiler anzeigen

    Es gibt laut wikipedia einen in Island bereits 2009 erschienenen Band der Erlendur-Serie, namens Svörtuloft. Mal sehen, wann und ob überhaupt er auf Deutsch erscheint

  • @ morse

    Spoiler anzeigen

    Das gibt ja noch Anlass zur Hoffnung. Leider kann ich diese Bücher im Gegensatz zu englischen nicht im Original lesen und ärgere mich immer, dass es so lange mit der Übersetzung dauert. Indriðason scheint auch keine Homepage zu haben, jedenfalls habe ich keine gefunden.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Welche Freude, einen Krimi zu lesen, in dem der / die Protagonist/in ein ganz normales Familienleben führt mit all den Freuden und Problemen, die drei Kinder mit sich bringen. Mal kein einsamer Wolf, keine Tochter, die im Drogenmilieu versackt oder die Eltern ablehnt (die pubertäre Revolution kann man außen vor lassen).

    Auch die Ermittlungen sind in der typisch ruhigen, aber logisch und nachvollziehbaren Art wie man sie aus vorherigen Bänden des Autors kennt, geschildert.

    Spoiler anzeigen

    Was auch nicht jeder Krimiautor schafft: Das Interesse hoch zu halten, auch wenn der Fall gelöst scheint. Dennoch wirkt die endgültige Lösung nicht gewollt mit Überraschungseffekten zu spielen, wie es z.B. Deaver in seinen Krimis macht.

    Ich bin sehr gespannt, wie und ob Erlendur wieder auftaucht.

    Ohne Bücher auf der Welt wäre ich längst verzweifelt. (Arthur Schopenhauer)

  • Welche Freude, einen Krimi zu lesen, in dem der / die Protagonist/in ein ganz normales Familienleben führt


    Das Buch muss ich haben! Mir gehen diese Heerscharen von tristen Ermittlertypen, die noch kaputter wirken als die Täter, nach denen sie fahnden, mittlerweile so auf die Nerven, dass ich immer weniger Krimis lese. Mit dem Fernsehen steht es auch nicht besser. Die neueste Mankell-Verfilmung, in der ein graugesichtiger Wallander permanent nur elend und hoffnungslos in die Gegend starrt, macht einen selber ganz depressiv. Dank Euch für den Tipp!

    Gruß
    mofre

    :study: Gustave Flaubert - Madame Bovary

    :study: Ulla Hahn - Aufbruch

    :montag: Sarah Pearse - Das Sanatorium

    :study: Regina Dieterle - Theodor Fontane

    :study: Stefan Aust - Der Baader Meinhof Komplex

    :study: Ella Berthoud, Susan Elderkin, Traudl Bürger - Die Romantherapie. 253 Bücher für ein besseres Leben

  • Hallo an alle
    Arnaldur Indridason ist einer meiner Lieblingsautoren, daher möchte ich euch gerne einen Krimi aus der Reihe um Kommissar Erlendur Sveinsson vorstellen.


    Zum Inhalt

    Nachdem der letzte Fall Kommissar Erlendur doch sehr zugesetzt hat, vor allem, da er ihn wieder an ein tragisches Geschehen aus seiner Kindheit – das Verschwinden seines Bruders in einem Schneesturm – erinnert hat, hat sich Erlendur erst mal ziemlich abschiedslos in Urlaub begeben.
    Als ein Mord gemeldet wird, ist es daher Elínborg, die als leitende Ermittlerin die Aufklärung angeht. Das Opfer stellt sich schnell als Runólfur heraus; Telefontechniker, von allen Befragten als eher unauffällig, angenehm, höflich, hilfsbereit, einfach nett beschrieben. Na, so nett kann er auch nicht gewesen sein, sonst hätte man ihn wohl nicht ermordet, ihm die Kehle durchgeschnitten.
    Und wie passt das Rohynol dazu, das bei ihm gefunden wurde? War Runólfur ein Vergewaltiger, der sich mit Hilfe dieser Droge die Frauen gefügig machte? Und ist eins seiner Opfer die Täterin? Oder gehörte das Rohypnol gar nicht ihm, hat er es vielleicht jemandem abgenommen, und der will sich nun rächen?

    Elínborg und ihr Kollege Sigidur Óli stehen vor einem Haufen Fragen und haben nur sehr wenig Anhaltspunkte: das T-Shirt, das Runólfur trug, gehört augenscheinlich einer Frau, außerdem findet sich in der Wohnung noch ein Schal, dem ein seltsamer Geruch anhaftet. Hier beweist Elínborg im wahrsten Sinne des Wortes Spürsinn, denn den Geruch kennt sie, und er bringt sie auch ein Stück weiter.
    Dennoch verlaufen die Ermittlungen mühsam: Bröckchen für Bröckchen, Puzzleteil für Puzzleteil muß zusammengetragen werden, um – hoffentlich – ein Bild zu ergeben, das zum Täter führt. Akribisch und akurat wie Elínborg nun mal ist, geht sie auch noch der kleinsten Spur nach, egal, ob es die Zeugenaussage einer alten Frau, die in der Mordnacht einen Mann mit einer Antenne am Bein gesehen haben will ist oder dem Verkauf eines Tandoori- Topfes.
    Dann können auch tatsächlich zwei Tatverdächtige verhaftet werden! Doch schnell ist Elínborg klar: von den beiden passt so recht keiner. Irgendwie steckt mehr dahinter, irgendwas stimmt da einfach nicht.So ermittelt sie weiter, bis ihr noch einmal ihre Nase zu Hilfe kommt.

    Auf der richtigen Spur macht sie den Täter ausfindig; richtig glücklich wird sie das aber kaum machen.
    Auch dieser Fall wird nicht einfach so an ihr vorübergehen, auch in diesem Fall wird sich mal wieder zeigen, dass die Zeit keinesfalls alle Wunden heilt.


    Meine Meinung:

    Arnaldur Indridason hat es mit "Frevelopfer" mal wieder geschafft: 380 Seiten voller Spannung, obwohl nicht wirklich viel passiert, 380 Seiten, auf denen der Leser Menschen und ihre Schicksale kennenlernt, Lebensfreude ebenso wie Trostlosigkeit.
    Arnaldurs Figuren sind ganz normale Menschen, weder besonders hübsch noch hässlich, weder mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet noch Superhelden. Sie stehen im Leben und versuchen, irgendwie zurechtzukommen, das, was ihnen widerfährt, zu bewältigen, weiterzumachen. Das macht sie so normal und sympathisch oder eben auch nicht.

    In „Frevelopfer“ lernt der Leser Elínborg besser kennen, ihre Familie, ihre Probleme; bisher stand ja eher Erlendur im Mittelpunkt. Sehr angenehm finde ich, dass die Ermittler nie so in den Vordergrund treten, dass dabei der eigentliche Fall verschwindet.
    Bei Arnaldur Indridason kommt man mit meist nur einer Leiche aus, auch besonders blutrünstig muß es nicht sein, dafür wird solide Polizeiarbeit präsentiert: die ist nun mal meist nicht verfolgungsjagdgeladen, sondern öde; Hinweis für Hinweis, Befragung für Befragung muß nachgegangen werden. Hierbei pure Spannung aufzubauen, ist etwas, das nur wenigen Autoren gelingt: Arnaldur ist einer davon.

    Was allen Krimis von Arnaldur eigen ist: sie haben etwas sehr Tragisches. Die wirkliche Tragweite der Tat, die Auswirkungen auf die Opfer wie die Täter zeigt sich meist erst zum Schluß, wenn man sozusagen das Gesamtbild betrachtet und man den Fall nochmals reflektiert. Dann muß man erst mal Luft holen, erst mal verdauen, in welche menschlichen Abgründe Arnaldur einen da wieder geführt hat.

    Ebenfalls ein wichtiges Thema der Krimis von Arnaldur Indridason ist das Opfer- Täter- Gefüge: wer ist eigentlich Täter und wer Opfer? Bei „Frevelopfer“ klingt dieser Aspekt meines Erachtens schon auf dem Cover an: „Opfer“ ist in Kursivschrift und etwas nach unten versetzt zu „Frevel“ – findet sich hier ein Wort oder sollen es zwei sein? Der Leser darf grübeln und für sich die Lösung finden.
    Das Cover zeigt eine weite Graslandschaft, einen blauen Himmel, in dem viele Vögel fliegen. Sicher eine typische Landschaft für Island, in dem es viele quasi menschenleere Gebiete gibt, aber auch eine sehr passende Kulisse für diesen Krimi: Weite, Menschenleere, Verlassenheit, Einsamkeit.
    Zurück bleibt nach dem Lesen eines Arnaldur- Krimis für mich immer ein Gefühl der Schwermut, Geschehnisse, die lange nachwirken und mich gedanklich noch oft beschäftigen. Und immer kann ich es kaum abwarten, bis es wieder einen neuen Krimi gibt.


    Viel Spaß beim Lesen und viele Grüße

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Sylvia, Brownie, Pearly und Gimli
    :study::study::study:

    :study:P.D. James: Tod im weißen Häubchen



  • Hallo an alle

    @€nigma

    Es gibt hier auch schon einen Rezensionsthread zu diesem Buch.

    Wo ist der denn? Habe doch geguckt....

    @Jessy1963

    Vielen Dank für diese tolle Rezi !

    Vielen Dank, ich freue mich, wenn ich durch meine Rezi dein Interesse wecken konnte.


    Viele Grüße


    Sylvia, Brownie, Pearly und Gimli
    :study::study::study:

    :study:P.D. James: Tod im weißen Häubchen



  • Wo ist der denn? Habe doch geguckt....

    Folge mal dem Link in meinem obigen Beitrag, dann kommst Du direkt dorthin. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Buch von Indriðason hier noch nicht rezensiert wurde, ist verschwindend gering. :wink:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Hallo €nigma

    Folge mal dem Link in meinem obigen Beitrag, dann kommst Du direkt dorthin.

    Den habe ich gestern völlig übersehen, bei Licht ist die Farbe der links nicht auffällig genug für mich.

    Ich hatte mich auch gewundert, habe hier aber nur Hinweise auf die anderen (Nicht- Erlendur-Krimis) gefunden.

    Dann kann man die beiden threads doch sicher zusammenführen, oder?

    Liebe Grüße


    Sylvia, Brownie, Pearly und Gimli
    :study::study::study:

    :study:P.D. James: Tod im weißen Häubchen



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