Kurzbeschreibung von Amazon.de:
Jäh verwandelt sich Christine Scavellos Leben in einen schrecklichen Alptraum. Eine Gruppe religiöser Fanatiker hat ihren Sohn Joey zum Antichrist erklärt, und die »Kirche des Zwielichts« ist entschlossen, das unschuldige Kind in den Tod zu hetzen.
Inhalt:
Christine Scavello hat nach dem Einkauf in einem Supermarkt eine schreckliche Begegnung auf dem Parkplatz: Eine ältere Frau, Mutter Grace nennt sie sich, wie sich später herausstellt, bedroht ihren sechsjährigen Jungen Joey. Sie will ihn töten, da er der wiedergeborene Antichrist sei. Mutter Grace ist aber keine etwas verrückte, lustige alte Dame, sonderen eine gefährliche Sektenführerin, die schon eine Menge gewaltbereite Jünger um sich geschart hat, die für die Erreichung dieses Ziels ihr Leben geben würden. Bereits nach wenigen Stunden beginnt der Terror und Christine und Joey sind auf der Flucht, da die Polizei keine große Hilfe zu sein scheint. In ihrer Verzweiflung wendet sie sich an Charlie Harrison, den Chef einer Privatdetektei und bittet ihn um Hilfe. Schon bald sind die 3 ihres Lebens nicht mehr sicher...
Meine Meinung:
"...aber nichts ist so wie es scheint." Diesen Slogan findet man des Öfteren auf Büchern, um den Leser neugierig zu machen. Hier müsste es eher heißen: "Alles ist so wie es scheint." Lest die Kurzbeschreibung oder den Klappentext und Ihr kennt das ganze Buch in Kurzform. Und glaubt mir, es genügt! Keine Überraschungen, keine Wendungen, keine Verstrickungen...nichts!
Gut gefallen an dem Roman hat mir zum einen wie immer der Schreibstil von Dean Koontz, dessen lange, etwas verschachtelte Sätze ich schon immer geschätzt habe und zum anderen die Schießereien, bei denen sich der Autor sehr bemüht hat, zumindest etwas Spannung aufzubauen. Das war es aber auch dann schon.
Die Geschichte ist ein Psychothriller mit viel Action und geringem Mystery-Einschlag und erschien erstmal 1984. Vielleicht konnte man damals noch jemanden mit einer fanatischen Sekte das Fürchten lehren. In Zeiten großer Religionskriege erschreckt man damit nicht mal mehr ein kleines Kind. Der Spannungsaufbau lässt sehr zu wünschen übrig und ist nur geringfügig vorhanden, was an der viel zu einfach gestrickten Story liegt. Man wartet die ganze Zeit darauf, dass es eine Art Wendung in der Geschichte oder neue Erkenntnisse für die Protagonisten gibt. Leider vergeblich.
Die Handlung verläuft ohne Ausnahme nach dem Prinzip: Angriff der Sekte, Flucht der Protagonisten, Versteck suchen, wieder Angriff der Sekte, wieder Flucht, wieder Versteck usw. und mit der Zeit hatte ich diese Vorhersehbarkeit richtig satt und war ganz nahe daran, das Buch abzubrechen. Dieses ist im Übrigen mit 500 Seiten und dazu noch klein gedruckten Buchstaben viel zu lange geworden, Koontz hätte locker mit 300 Seiten auskommen können.
Unrealistische Vorkommnisse und Handlungen der Personen sind an der Tagesordnung, so dass ich mir manchmal am Liebsten die Haare gerauft hätte, z.B. als sich 2 perfekt ausgebildetet Kleiderschrank-Bodyguards trotz höchster Alarmbereitschaft von 2 Sektentölpeln erledigen haben lassen.
Mit den Personen konnte ich mich überhaupt nicht identifizieren. Die "Guten" waren aalglatt, unsympathisch und mit sehr wenig Ausdruck und Charakter, so dass auch das große Mitfiebern ausblieb und es mir egal gewesen wäre ob die Sekte dieses altkluge Balg geschnappt hätte. Die "Bösen", allen voran die alte Sektenführerin und ein frankensteinähnlicher Riese, erschienen mir zu keinem Zeitpunkt angsteinflößend. Den Jungen fand ich völlig unrealistisch, er hat sich überhaupt nicht wie ein 6-jähriger benommen und auch nicht so gesprochen. Aber anscheinend hat sich der Autor verpflichtet gefühlt, ihn zwischendurch immer etwas "Kindliches" sagen zu lassen, damit er zumindest ein bisschen wie in der richtigen Alterklasse wirkt. Dass Charlie Harrison und Christine Scavello zusammenkommen, weiß man bei der ersten Begegnung und natürlich verlieben sie sich nach wenigen Tagen und natürlich haben sie auch den besten Sex ihres Lebens miteinander.
Ein unbefriedigendes Ende in bester James-Bond-Manier durfte natürlich auch nicht fehlen, bei dem die Bösewichte den in der Falle sitzenden erst mal noch ihre Taten erklären und rechtfertigen.
Mit Mühe und Not kann ich hier auf Grund des Schreibstils und der annehmbaren Actionsequenzen noch ganze vergeben, allerdings mit klarer Tendenz nach unten.
Wieder mal ein Buch, das mir zeigt, wie wenig ich mich auf die Amazon-Bewertungen verlassen kann. Dort bekam das Buch fast ausschließlich 4- und 5-Sternchen-Rezensionen.