Die Seele des Wolfes hat mich, als ich das Cover sah, sofort angesprochen (der Titel ist einfach ein super "Aufreißer" wie es so schön heißt). Der Klappentext verriet dann einen wunderbar spannenden Roman über die Geschichte einer realen Person, was mein Interesse endgültig weckte.
Inhaltsangabe (laut Verlags-Webseite):
Eine Serie grausamer Morde erschüttert in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Umgebung von Köln. Als ein Opfer mit herausgerissener Kehle gefunden wird und wenig später weitere Menschen auf ähnliche Weise ermordet werden, macht bald das Gerücht von einem Werwolf die Runde.
Bei einer Wolfsjagd im Wald wird der angesehene Protestant Peter Stubbe gefasst – ein Glücksfall für den katholischen Grafen Reifferscheidt, der nun seine gerade unter Mühen errungene Macht durch einen Schauprozess festigen kann …
Über den Autor (laut Verlags-Webseite):
Dr. Ruben Philipp Wickenhäuser, geboren 1973, absolvierte ein interdisziplinäres Studium der Biologie, Geschichte und physischen Anthropologie und lebt heute als freiberuflicher Schriftsteller in Berlin. Er ist Mitbegründer des Autorenkreises Historischer Roman QUO VADIS, ebenso des Instituts für Gewaltprävention und angewandte Kriminologie und Kapitän einer Jugger-Sportmannschaft. Neben zahlreichen historischen Romanen für Jugendliche gab er unter anderem drei historische Gemeinschaftsromane im Aufbau-Verlag heraus und machte sich durch pädagogische Sachbücher einen Namen. Der historische Thriller „Die Seele des Wolfes“ über den wohl ersten deutschen Serienmordfall, der bis ins Ausland Widerhall in Flugschriften und Berichten fand, ist sein Debüt im Bereich Erwachsenenroman.
Noch bevor ich das Buch in die Hände nahm, hab ich mal nachgeschaut, was man heutzutage im Internet alles gezeigt bekommen, wenn man "Peter Stubbe" eingibt. Herausgekommen ist dieser Artikel bei Wikipedia *klick mich*.
Als ich das gelesen hatte, brannte ich darauf, das Buch endlich zu beginnen (besonders, weil dieser Fall ja sogar im Ausland für Aufsehen gesorgt hat)!
Aufbau des Buches:
Es handelt sich hierbei um einen 412 Seiten langen historischen Roman, der in 19, nicht nummerierte (nur mit Überschriften versehene) Kapitel plus Prolog und Nachwort gegliedert ist. Als Besonderheit sind die vorne und hinten abgedruckten Holzschnitte und das kostenlose Lesezeichen, das sich im Buch befand, zu nennen (es zeigt das Cover des Buches).
Meine Meinung:
Gleich zu Anfang ist zu sagen, dass es sich bei Peter Stubbe (der eigentlich Peter Stump hieß) um eine reale Person handelt, die im Mittelalter als Serienmörder durch Räderung und Enthauptung gefoltert und hingerichtet und anschließend verbrannt wurde. Über diesen Fall wurde u.a. durch Flugblätter sogar im Ausland berichtet!
Ich sage das jetzt schon, da einen dies ahnen lässt, dass es sich hierbei um keine banale Thematik handelt. Und so ist auch das Buch aufgebaut: Es ist zwar ein Roman, dennoch merkt man deutlich, dass der Autor nicht einfach nur sehr gut die historischen Fakten recherchiert, sondern auch Ahnung im Bereich der Kriminologie hat. Deshalb ist die Schreibweise durchaus als anspruchsvoll, allerdings keineswegs als langweilig zu bezeichnen. Ich gebe zu, anfangs brauchte ich eine gewisse Eingewöhnungsphase, aber die war relativ schnell überwunden und dann konnte ich mich kaum zurückhalten (mir persönlich macht es ohnehin viel mehr Spaß, anspruchsvollere Bücher zu lesen, für die ich dann gerne auch mal länger brauche).
Mit dem Wissen der heutigen Zeit, kann ich mit ruhigem Gewissen und einer 99%igen Überzeugung sagen, dass ich NICHT an die Existenz von Werwölfen im mythologischen bzw. fantastischen Sinn glaube. Aber ich finde es sehr interessant, wie Kriminologen die einem Werwolf nachgesagten Eigenschaften zu einem Täterprofil umgewandelt haben. Ich meine, es gibt auch heute so abartige Arten, Menschen zu töten, die auch tatsächlich Anwendung finden, dass es kein Wunder ist, wenn die Täter als "Bestien" bezeichnet werden. Damals nannte man sie eben u.a. Werwölfe und hatte - wohl auch durch den Einfluss der Kirche - eine besondere Angst im mystischen Sinne.
In diesem Roman ist es nun so, dass ein Bauer, der der protestantischen Gemeinde angehört, gefasst wird und ihm die Morde an mehreren Menschen "bewiesen" werden. Ob man an seine Schuld oder Unschuld glaubt, ist jedem selbst überlassen. Allerdings bin ich mit der Art von "Prozess", die er erhalten hat, absolut nicht einverstanden. Zu der Zeit, in der der Roman spielt, gibt es aber große Konflikte zwischen der katholischen Kirche und den Protestanten und jede Seite nutzt jede Gelegenheit, um ihre jeweilige Position zu festigen. So ist ein Schauprozess natürlich genau das, was der katholische Machthabende der Gegend braucht, denn besonders im Katholizismus ist der Aberglaube (wie ich von meiner doch relativ religiösen katholischen Oma weiß) stark. Es wurden abscheuliche Dinge mit Menschen getan, so dass diese nach einem durch Folter erzwungenen Geständnis (oftmals bestimmt unschuldig) verurteilt und auf grausame Art und Weise hingerichtet wurden. Letztendlich war diese Hexenverfolgung meiner Meinung nach aber nur die Ausmerzung von Menschen, die anders waren oder anders aussahen, die sich bei Nachbarn unbeliebt gemacht hatten oder anderweitig (beosnders bei der Kirche) negativ aufgefallen waren.
Somit könnte man fast glauben, dass die Geschichte schneller als auf 412 Seiten erzählt sei. Dem ist aber nicht so, denn wie ich weiter oben schon sagte, kennt sich der Autor bestens in dem Bereich der Kriminologie aus und verbindet die Geschichte über die geistlichen und politischen Auseinandersetzungen auf wunderbare Art und Weise mit brandaktuellen Erkenntnissen der kriminologischen Forschung über das Profil eines Serienmörders. Deshalb bin ich froh, dass ich auf dieses Buch aufmerksam geworden und so auf diesen wirklich interessanten Fall deutscher Geschichte gestoßen bin.
Von mir bekommt das Buch deshalb .