Informationen zur Autorin
(zusammengetragen von randomhouse.de und puhlfuerst.com):
Claudia Puhlfürst, geboren 1963, stammt aus Zwickau, wo sie nach wie vor lebt. Sie ist Organisatorin der Ostdeutschen Krimitage, Mitglied im Syndikat und bei den Mörderischen Schwestern, dem deutschen Ableger der amerikanischen Sisters in Crime. Krimis schreibt Claudia Puhlfürst seit 2002, eigentlich ist sie Lehrerin für Biologie und Chemie und arbeitet seit dem Jahr 2000 für den DUDEN Schulbuchverlag und für den Schulbuchverlag Schroedel. Ihr Spezialgebiet ist die Humanethologie (menschliches Verhalten), was man in „Ungeheuer“ auch deutlich merkt. Das Krimischreiben bezeichnete Puhlfürst Anfang des Jahres in einem Interview mit der Freien Presse als ihr „zweites Leben“, ein Leben, das wohl immer erfolgreicher wird, da Puhlfürsts Krimis nicht nur in der Presse sehr gute Kritiken bekommen, sondern auch, weil sie mit „Ungeheuer“ den Sprung zum Blanvalet-Verlag geschafft hat.
Kurzbeschreibung von amazon.de:
Er taucht in ihren schlimmsten Albträumen auf – und manchmal ist es sicherer, nicht zu erwachen …
Immer wieder quälen grausame Albträume die Journalistin Lara Birkenfeld. Bruchstückhafte Szenen, in denen sie von einem perversen Täter nachts durch den Wald gehetzt wird. Dann stößt sie in der Redaktion auf einen Fall, der ihre diffusen Ahnungen in ein völlig neues Licht rückt. Und es bleibt nicht der einzige Mord dieser Art – die Opfer sind alle weiblich, jung, blond. Gemeinsam mit dem Psychologen Mark Grünthal nimmt Lara die Spur des Serienmörders auf. Und ihre erschreckenden Visionen werden beinahe Realität …
Zum Inhalt:
Er nennt sich Doktor Nex (lateinisch: nex, necis = Tod, Mord), und seine Mission ist eine, die seinem Namen alle Ehre macht: er tötet Frauen und entnimmt ihnen Körperteile und Organe, die er zur Erstellung seiner eigenen, grauenhaften Kunst braucht. Doktor Nex ist in seinen eigenen Augen kein verrückter Serienkiller, oh nein, er ist ein Künstler, ein verkannter zwar, aber ein Künstler. Und eines Tages wird man dies auch sehen, und wie seinem großen Vorbild, dem amerikanischen Serienmörder Edward Theodore Gein wird man ihm Websites widmen und es wird Menschen geben, die von ihm fasziniert sind. Ganz bestimmt.
Seine Opfer sucht sich Doktor Nex an den unterschiedlichsten Orten Deutschlands. Er entführt und betäubt sie, setzt sie dann im Wald aus und verfolgt sie – die Jagd, bevor er sein „Wild“ erlegt, macht ihm am meisten Spaß. Doch weil es so eine große räumliche Distanz zwischen den Morden gibt, sieht die Polizei zunächst keinen Zusammenhang zwischen den Fällen.
Anders ist dies bei Lara Birkenfeld. Die junge Journalistin hält sich für krank und vermutet einen Gehirntumor, als sie beginnt, Visionen zu haben, in denen sie durch einen dunklen Wald gehetzt wird. Nur ihr Freund Mark Grünthal, der als Fallanalytiker für die Polizei arbeitet, merkt, was Lara da durchlebt, und er gibt ihr Insiderinformationen weiter, da er und sie nun beide davon ausgehen, dass ihre Träume mit den Morden zusammenhängen und immer dann auftreten, wenn der Täter wieder ein Opfer gefunden hat. Die Informationen sind unbestätigt und streng vertraulich, dürften also noch nicht an die Öffentlichkeit gelangen.
Aber ein übereifriger Kollege Laras wittert, als er durch Zufall mitbekommt, was für Daten Lara auf ihrem USB-Stick hat, eine einmalige Chance – und damit bringt er seine Kollegin ohne es zu wissen in Lebensgefahr.
Meine Meinung:
Mit „Ungeheuer“ ist Claudia Puhlfürst ein sehr spannender Thriller gelungen. Die 37 Kapitel (und der Epilog) auf 352 Seiten sind schnell gelesen, und am Ende kann man das Buch nur schwer aus der Hand legen, weil es immer spannender wird.
Was mir sehr gut gefallen hat, sind der Aufbau und die Erzählweise des Buches. Der Erzähler kommentiert selten, dann aber gut gesetzt, die Handlung, meistens ist die Erzählweise aber personal und begleitet dann die unterschiedlichsten Figuren des Romans. Es gibt sehr häufige Wechsel, nicht nur zwischen Doktor Nex und Lara Birkenfeld; sondern es stehen auch andere Figuren im Vordergrund. Zum Beispiel wird das Schicksal jedes Opfers ab dem Zeitpunkt, ab dem es von Doktor Nex ausspioniert und verfolgt wird, dargelegt: aus der Perspektive des Opfers oder der von Freunden (und das fand ich besonders spannend!) wird gezeigt, wie das ungute Gefühl, beobachtet zu werden, immer weiter weggeschoben wird, bis Doktor Nex schließlich zuschlägt. Man hat aber trotzdem nicht das Gefühl, es gehe hier um Effekthascherei, die Erzählweise ist einfach stimmig und sorgt für Spannung. Man möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht, und oftmals hatte ich die Hoffnung, dass es für das Opfer doch noch eine Chance gibt…
Doktor Nex ist eine Figur, die mir beim Lesen wirklich Angst gemacht hat. Hier zeigt Claudia Puhlfürst, dass sie sich im Bereich der Humanethologie wirklich auskennt und dass sie viel über das Verhalten von solchen Tätern gelesen hat. Immer wieder ist man schockiert über das, was der Täter alles bedenkt und welche Sicherheitsvorkehrungen er trifft. (An dieser Stelle fand ich es zum Beispiel schon „lustig“, dass er „CSI“ schaut, um herauszubekommen, welche Ermittlungsmethoden die Polizei heutzutage schon hat!) Einen Einblick in die Täterperspektive bekommt man in vielen Thrillern, aber hier fand ich ihn besonders gelungen.
Dennoch gibt es bei all dem, was ich positiv fand, auch zwei Kritikpunkte. Am Anfang des Thrillers spielen Laras Visionen eine große Rolle und sind ja zum Beispiel auch entscheidend dafür, dass sie sich auf den Fall einlässt. Im weiteren Verlauf gerät das aber immer mehr in den Hintergrund, und auch, wenn die Visionen am Ende noch einmal erwähnt werden, bleiben sie einfach ungeklärt im Raum stehen. Dabei hätte mich interessiert, warum Lara diese Visionen hatte. Das Buch gibt zwar eine Erklärung, woher das kommen kann, und zwar auch schon ziemlich am Anfang, aber warum Lara nun gerade bei diesem Fall
dieses „zweite Gesicht“ hat, hätte mich schon interessiert, zumal sie ursprünglich nicht im Visier des Täters ist, man also keine persönliche Verbindung zu Doktor Nex sehen kann.
Ein zweiter Aspekt ist für mich, dass es kein Ende der Geschichte mit dem Kollegen gibt, der durch den Versuch, seine Karriere anzukurbeln, Lara in Lebensgefahr bringt. Das hat mir, zumindest irgendwie in kurzer Form gefehlt.
Insgesamt führt das aber nur dazu, dass ich dem Thriller vier statt fünf Sternen gebe, denn meiner Meinung nach ist Claudia Puhlfürst mit „Ungeheuer“ ein extrem spannender, gut erzählter Thriller gelungen!