Vicki Baum - Rendezvous in Paris

  • Amazonbildchen gibt es nicht, weil das Buch schon länger vergriffen und keine Abbildung verfügbar ist.


    In den 30er Jahren treffen in Berlin der Amerikaner Frank und die Deutsche Evelyn bei einer Party zusammen. Frank fordert Evelyn, die gemeinsam mit ihrem Mann Kurt, einem aufstrebenden Richter, das Fest besucht, zum Tanz auf, später kommt es zu einem kleinen Techtelmechtel im Bootshaus. Als Frank aufbrechen muss, um seinen Zug zu erwischen, schlägt Evelyns forsche Freundin Marianne vor, ihn zum Bahnhof zu begleiten.


    Zwei Tage später erhält Evelyn einen Anruf aus Paris. Frank fragt, ob sie sich spontan dort mit ihm treffen möchte. Und da tut die schüchterne, entscheidungsschwache, kränkliche Evelyn etwas völlig Unerhörtes - sie lässt Mann und Kinder alleine, behauptet, ein paar Tage in Mariannes Landhaus verbringen zu wollen, und reist zu Frank nach Paris.


    Das Besondere an diesem Buch ist, dass jeder der fünf oder sechs Tage der Handlung dreimal erzählt wird, jeweils aus Franks, Evelyns und Kurts Perspektive, drei Menschen, die kaum verschiedener sein könnten. Frank ist ein geschäftlich erfolgreicher Lebemann, der sich mit zahlreichen Europäerinnen vergnügt, während seine Frau in ihrer Villa in den USA sitzt. Evelyn leidet immer noch an den Nachwirkungen einer schwierigen Geburt und ist ziemlich unfähig, ihren Alltag mit Kindern, Ehemann und Haushalt zu organisieren, von Haus- und Kindermädchen fühlt sie sich ständig verunsichert und hat dauernd Versagensängste. Kurt ist zielstrebig und rechtschaffen, ein guter Richter, der jedoch auch manchmal Angst vor seiner Verantwortung verspürt, und manchmal fragt er sich, warum er nicht die intelligente und belesene Marianne geheiratet hat ...


    Durch ihre Art, das Erlebte zu schildern, werden die drei Personen ziemlich gut charakterisiert - aber sie entpuppten sich als Menschen, die mich nicht wirklich berührt haben. Frank war mir zu oberflächlich, Kurt zu langweilig (aber neben Marianne noch am sympathischsten) und Evelyn, nun ja ... mit solch alltagsuntauglichen Jammerpflänzchen, deren hervorstechendste Fähigkeit darin besteht, alle naselang in Ohnmacht zu fallen, kann ich nun mal wenig anfangen. Statt die einzige spontane Entscheidung ihres Lebens dahingehend zu treffen, sich mit einem Windhund einzulassen, hätte sie sich lieber mal einen vernünftigen Arzt gesucht, ihre Schwäche überwunden und versucht, endlich ihr Leben in den Griff zu kriegen *grml*


    Hinzu kam noch eine doch oft ziemlich angestaubt wirkende Sprache und teils auch ebenso angestaubte Denkweise. Ehrlich gesagt war ich relativ froh, als ich mich dem Ende näherte, das dann sogar noch mal mit einer großen Überraschung aufwarten konnte (obwohl ich die Auflösung schon fast ein bisschen zu einfach fand).


    :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Danke für deine Rezi - ich habe vor einigen Monaten ein anderes Buch von Vicki Baum begonnen, "Menschen im Hotel". Eigentlich hatte ich mir von dem Buch schon einiges versprochen, schließlich hat Vicki Baum zu ihrer Zeit viele Bücher geschrieben und verkauft.
    Ich fand es allerdings recht langweilig und habe es schließlich abgebrochen.
    Und wenn ich deine Rezi so lese, dann werde ich wohl auch kein anderes Buch versuchen. 8-[


    Ich habe übrigens eine funktionierenden ISBN gefunden - das Bild ist nicht so wichtig. :wink: