Eileen Chang: Das Reispflanzerlied

  • Sie hatten sich so viel von ihrem Leben erhofft - doch alle gesellschaftlichen Veränderungen haben Jin'gen und seiner Familie nur Unglück gebracht. Obwohl die Reisernte so gut gewesen ist wie schon lange nicht mehr, haben die Bauern fast nichts mehr zu essen - Jin'gen und seine Familie hungern ebenso wie der Rest des Dorfes. Außer einer dünnen Reissuppe gibt es kaum Nahrungsmittel.
    Wie gut muss es doch den Menschen in der Stadt gehen, denken die Dorfbewohner, doch Jin'gens Frau Yuexiang, die in Shanghai arbeitet, damit ihre Familie wenigstens ein wenig finanzielle Unterstützung hat, sehnt sich nach der Heimat. Dort geht es den Menschen gut, erzählt man sich in der Stadt. Auf dem Land werden alle dick vom guten Essen.
    Im China der fünfziger Jahre scheint es keine Gewinner im Volk zu geben. Die Not sorgt dafür, dass Nachbarn und sogar Familienmitglieder einander misstrauisch beäugen um festzustellen, ob vielleicht einer mehr hat als der andere.
    Gu, ein Filmproduzent, der aufs Land geschickt wird um das Leben dort kennenzulernen und einen Film daraus zu machen, ist entsetzt über die Armut der Menschen, und trotz seines permanent schlechten Gewissens beginnt er, sich heimlich Lebensmittel zu kaufen und diese in seinem Zimmer zu essen. Leben wie die Bauern - er bringt es einfach nicht über sich.
    Zu den Festtagen zwingt man die Bauern, eine Tanzgruppe zu bilden und das Reispflanzerlied aufzuführen - eine Bekundung der Dankbarkeit für das, was man hat. Eine Farce und Demütigung für die Bauern, die eigentlich nichts mehr haben.
    Als dann immer höhere Abgaben von den Dorfbewohnern zu Ehren der Soldaten gefordert werden, kommt es zu einem Aufstand - denn niemand kann mehr etwas geben, jeder muss ums eigene Überleben kämpfen. Und so nimmt eine tragische Geschichte ihren Lauf...


    Erst hatte ich einige Bedenken, denn China ist für mich zum Einen eine Kultur, über die ich wahrscheinlich recht wenig weiß, und ob ich das mit den Namen hinbekommen würde, war mir auch nicht klar. Doch Eileen Changs Geschichte nimmt einen auch so gefangen und man tritt die Reise mit ihr an, erlebt Hoffnung und Verzweiflung in Jin'gens Familie und führt sich die Lebensumstände dort stark vor Augen.
    Mir hat diese Erzählung sehr gut gefallen, ich finde sie mutig und lesenswert.
    Auf dem Buchrücken steht ein Zitat aus dem "Spiegel": Unerhört drastisch und fabelhaft unsentimental. Das beschreibt Changs Erzählung eigentlich ziemlich gut. Es lässt mich als Leserin auf jeden Fall nachdenklich zurück und ich denke, bestimmte Bilder und Eindrücke werden noch lange bleiben.
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  • Danke für Deine Rezension Strandläuferin!
    Das Buch hört sich interessant an, aber auch sehr bedrückend.

    "Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont."
    Konrad Adenauer


    :study: Ashley Audrain - Der Verdacht