"Der Kinderdieb" war ein tolles Buch, das ich jedem empfehlen kann, der sich auf Fantasy einlassen kann, die von der Norm abweicht und der etwas abgehärtet gegenüber brutalen Szenen ist. Was hier an Folterungen und Gewalttätigkeiten in allen Formen stattfindet, ist nicht zu vergleichen mit einem Tolkien oder Hennen und man sollte dem gegenüber schon ein dickes Fell mitbringen.
Broms bildhaften Schreibstil möchte ich besonders hervorheben. Desöfteren begegnen wir in dem Buch die Gegenüberstellung von wunderschönen Landschaften und zauberhaften Märchenwesen mit einer sterbenden Welt, sowie Tod und Krankheit. Dieser Übergang, sozusagen von "Grün" in "Grau", ist mir mehrmals positiv aufgefallen.
Eine genaue Klassifizierung von Gut und Böse gibt es hier nicht. Der Übergang ist fließend und richtige Sympathieträger sind rar gesät. Die Figur des Peter fand ich hervorragend und gerade bei ihm war ich hin- und hergerissen zwischen Sympathie, Mitleid und Abneigung.
In der Handlung tauchen immer wieder neue, interessante Wesen auf, bei denen ich mich oft gefragt habe, ob sich diese vielleicht J.R.R. Tolkien auf einem LSD-Trip ausgedacht hat. Manchmal wird das rasante Fortschreiten der Geschichte diesen Figuren auch nicht gerecht. Egal ob es sich um den Troll Tanngnost oder um die geheimisvolle Elfenfrau Modron, die "die Dame" genannt wird, handelt, ich hätte liebend gerne etwas mehr von ihrer Vergangenheit und ihrem Charakter erfahren. Ich hatte den Eindruck, als ob Brom versucht hätte, eine mehrteilige Reihe in einen einzigen Band zu pressen.
Der Aspekt, dass manchmal einfach zu viele Eindrücke auf den Leser hereinprasseln, sowie einige wenige Längen im Mittelteil des Buches, lassen "Der Kinderdieb" knapp an der Höchtwertung vorbeirauschen. Ich gebe für einen besonderes, sich vom inhaltlich oft ähnelndem Fantasy-Genre absetzendes, Buch.