Der Klappentext:
Zwei Tote in einer Woche. Einer mit durchtrennter Kehle, ein anderer von einem Fabrikregal erschlagen. Beide waren im beschaulichen Maschen bei Hamburg zu Hause, und beide wurden nach Eintritt des Todes grausam verstümmelt. Kommissarin Greve ist ratlos. Bis auf eine ominöse, unauffindbare Frau gibt es keine Spur. Doch dann ereignet sich ein dritter Mord, und mit ihm findet sich der erste Hinweis: Die Opfer gingen alle in dieselbe Schulklasse. Was haben sie sich nur einst zuschulden kommen lassen, dass nach so langer Zeit derart grausam Rache geübt wird?
(blanvalet)
Die Autorin:
Christine Westendorf wurde 1960 in Hamburg geboren, wo sie nach einem Lehramtsstudium und einer Ausbildung zur Goldschmiedin auch langjährig freiberuflich tätig war. Heute lebt sie im Landkreis Harburg, wo sie an einem privaten Bildungsinstitut für Orthographie und Schreibtechnik arbeitet. Dabei kümmert sie sich vor allem gezielt um die Förderung und Motivierung von Menschen mit einer Lese- und Rechtschreibschwäche.
(blanvalet)
Meine Meinung:
Binnen kurzer Zeit ereignen sich in dem kleinen hamburger Vorort Maschen zwei recht ähnliche Morde: beide Männer wurden nach der Tat verstümmelt. Bis auf den Umstand, dass es sich bei dem Täter um eine Frau handeln muss gibt es keinerlei Hinweise. Erst als ein drittes Opfer auftaucht, scheint sich das Umkreis auf die ehemalige Schulklasse der drei einzuengen. Doch während Kommissarin Anna Greve weiterhin im Unklaren tappt und sich mit interenen Querelen herumärgern muss, verdichten sich erste Verdachtsmomente im direkten Umfeld des Mörders. Rache für längst vergangene Taten scheinen das Motiv zu sein...
Kommissarin Anna Greve ermittelt ihren zweiten Fall. Doch kommt sie über weite Strecken nicht wirklich zum Ermitteln. Private Sorgen und Probleme im Büro überschatten ihren Beruf und führen sie und den Leser zu immer neuen Nebenschauplätzen, die letztlich zwar das Bild einer menschlichen und lebendigen Kommissarin zeichnen, allerdings nicht wesentlich Einfluss auf die eigentliche Kriminalgeschichte haben. Vielmehr wird der Leser dadurch immer wieder in seinem Lesefluss ausgebremst. Viele Themen wie Untreue in der Ehe, Drogen und Gewalt auf dem Schulhof oder die Polizeipolitik der ehemaligen Schill-Partei in Hamburg verdienen sicherlich Beachtung und können so manchen Roman inhaltlich bereichern. Doch dieses zuviel lenkt den Leser leider oft vom eigentlichen Plot und den liebevoll gezeichneten Charakteren ab.
Der Dreh- und Angelpunkt von Christine Westendorfs Krimi ist jedoch eine unverarbeitete Kindheit mit traumatischen Erlebnissen und die daraus resultierende Rache. Eine Geschichte, welche viel Potential beinhaltet und sicherlich auch für genügend Spannung gesorgt hätte. Leider offenbart die Autorin bereits in den ersten Seiten die Identität des Mörders. Der Leser kann jetzt nur noch mit den anderen potentiellen Opfern mitfiebern und sich die für einen Krimi gewünschte Spannung aus der Mutmaßung der Motive und der früheren Ereignisse ziehen. Diese werden glücklicherweise nur häppchenweise in den vielen kleinen Einschüben und auf den letzten Seiten offenbar. Hat man den Umstand, den Mörder bereits früh zu kennen erst einmal verdaut, steigt die Spannung zwar langsam, aber doch bis zum Schluss an.
Schade, die auf den Kopf gestellte Handlung wäre bestimmt reizvoll gewesen, die bisweilen stockende Spannung ernüchtert jedoch das eine ums andere Mal.