Milena Agus - Die Flügel meines Vaters

  • Originaltitel: Ali di babbo


    Inhalt (von Amazon kopiert):
    Die schöne Hotelbesitzerin muss verrückt sein, davon sind die Bewohner des kleinen Ortes an der sardischen Küste überzeugt. Warum sonst weigert sie sich, durch den Verkauf ihres paradiesischen Stücks Land zur Millionärin zu werden? Warum liegt ihr das Glück der anderen mehr am Herzen als das eigene? Und warum lässt sie sich von ihren Liebhabern so furchtbar schlecht behandeln? Ihre Nachbarn nennen sie »Madame«, weil sie alles Französische so liebt. Man wundert sich, dass sie mit ihrem kleinen Hotel und dem Obst- und Gemüseanbau lieber arm bleibt, obwohl ihr die Bauherren der Touristendörfer lukrative Angebote für ihr traumhaftes Grundstück am Meer machen. Doch Madame ist zufrieden mit ihrem bescheidenen Leben in der sardischen Macchia, zufriedener jedenfalls als ihre Hotelgäste, denen sie mit etwas Magie das Leben zu verschönern versucht. Wenn nur der ständige Liebeskummer nicht wäre, unter dem sie leidet! Doch auch auf Madame wartet irgendwo das große Glück - davon ist ihre junge Freundin, die Erzählerin dieser Geschichte, überzeugt. Zur Not muss man der Glücksgöttin eben mit etwas Magie nachhelfen.


    Die Erzählerin der Geschichte ist ein Mädchen, das mit seiner Familie in der Nähe von Madame lebt. Es erzählt nicht nur von ihr, sondern auch von anderen Nachbarn und der eigenen Familie. In wunderschönen Farben malt es die bizarre, fruchtbare Landschaft der Macchia und deren Blütenpracht; man schmeckt das Gemüse und das Obst, das die Einheimischen anbauen, so dass man sich als Leser in einer urig-ursprünglichen mediterranen Urlaubslandschaft wieder findet. In diese Landschaft "tupft" die Autorin Episodengeschichten um ihre Bewohner.


    Klingt gut, doch wenn mir danach ist, Texte zu lesen, in denen Stimmung und Atmosphäre überwiegen, suche ich mir einen Lyrikband. Von Handlung ist, zumindest bis zur Hälfte, nicht viel zu entdecken. Chronologisch oft ungeordnet wird hier ein bißchen von Madame erzählt, dann wieder rückt der ironisch-humorvolle Großvater in den Mittelpunkt, dann gehts um Madames diverse Liebhaber, die sie nicht glücklich machen. Das einzige Thema, das mich anspricht, ist die Vorstellung der jungen Erzählerin, ihr Vater, der die Familie vor einigen Jahren verlassen hat, nähere sich ihr "auf Flügeln".
    Auch wenn das Buch nur 155 Seiten dick ist, hätte man eine Geschichte erzählen können. Und auch die Magie, die sowohl im Bild der väterlichen Flügel als auch in Madames Ritualen um das Glück ihrer Gäste beschworen wird, bleibt an der Oberfläche und beeindruckt nicht.


    Ein poetisches Buch mit einem schwachen Handlungsgefüge.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)