Andrei Makine - Tochter eines Helden

Cover zum Buch Tochter eines Helden

Titel: Tochter eines Helden

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4,5 von 5 Sternen bei 2 Bewertungen

Verlag: btb Verlag

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 188

ISBN: 9783442725175

Termin: Januar 2004

Aktion

  • Andrei Makine - Tochter eines Helden

    Original: La fille d'un héros de l'Union soviétique (Französisch, übersetzt aus dem Russischen?; 1990)

    ZUM BUCH: 1941 ist Iwan im westlichen Russland ohnmächtiger Zeuge des Massakers seiner Mutter, seines kleinen Bruders durch die heranstürmenden Deutschen. Er kann fliehen und engagiert sich in der Armee. Für seine tapferen Beteiligungen ua an der Schlacht um Stalingrad erhält er die höchste Auszeichnung und wird so langezeit als „Held“ wahrgenommen, der später in Schulen immer und immer wieder die selben Geschichten erzählen wird bis er nicht mehr weiß, was denn nun eigentlich wirklich passiert war. Nach einer Schlacht wird ihn auf dem Felde Tatiana, eine Krankenschwester, retten, die er später heiraten wird; obwohl diese inzwischen selber verschiedene Verletzungen erhalten hatte. Zusammen durchleben sie die Eckdaten der sowjetischen Geschichte. Ihre Tochter Olia hat als Dolmetscherin der Olympischen Spiele 1980 eine Affäre mit einem Sportler. Sie prostituiert sich, angetrieben vom KGB, zur Bespitzelung von ausländischen Geschäftsleuten

    EINIGE GEDANKEN: Wie viele Mythen werden hier zerstört? Wie verbunden sind persönliches Schicksal und große Geschichte? Ist Liebe und Selbsthingabe möglich?

    In diesem ersten Roman Makines finden wir schon ihm liebe Themen. Sie sind fest verbunden und verwickelt mit der russischen/sowjetischen Geschichte: Wir befinden uns in den schrecklichen Kriegsjahren, begleiten Iwan und Tatiana durch Hungersnot und Vertreibung, stille Arbeit und kleines Glück. Es werden uns einige Grundzüge des Lebens unter Stalin, Chruschtschjew, Breschnjew, Andropov, Tschernenko bis Gorbatchev sehr gut angedeutet. Eine sehr realistische, geschichtliche Schau paart sich mit poetischen Elementen.

    Einerseits schafft die Auszeichnung als Held der Familie kleine Vorteile, andererseits kommen manchmal leichte Zweifel auf, was es denn mit der Wahrheit auf sich hatte, die auf dem Schlachtfeld noch anders aussah als auf schönen Bildchen und Vorstellungen. Der Held, und später seine Tochter, werden vom System instrumentalisiert und man mag bitter feststellen, wie sehr die Akteure Illusionen erlegen sind. Wunderbar arbeitet Makine heraus, wie hier der Mythos des Helden geboren wird, um einer Propaganda zu dienen. Sie konstruieren sich die Realität nach der Vorgabe. Doch die Zweifel, die Selbstinfragestellung und der Wunsch der Hauptfiguren nach dem persönlichen Glück hinter aller Verzweckung machen diesen Roman so menschlich und das Lesen zu einer Freude inmitten der harten Ereignisse.

    ZUM AUTOR:
    Andreï Makine (* 10.09.1957 in Krasnojarsk, Sibirien) ist ein französischer Schriftsteller. Makine studierte in Twer und Moskau Philologie und lehrte kurze Zeit Philosophie in Novgorod. Nach einer Frankreichreise erhält er hier 1987 politisches Asyl und lebt seitdem in Paris. Er beginnt sehr bald damit auf Französisch zu schreiben, eine Sprache die er aufgrund seiner französischen Großmutter seit seiner Kindheit beherrscht. Berühmt wurde er 1995 mit seinem Roman „Das französische Testament“, für den er den Prix Goncourt und den Prix Médicis erhielt.

    Taschenbuch: 188 Seiten
    Verlag: btb Verlag (2004)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3442725178
    ISBN-13: 978-3442725175

  • Was mir an diesem Buch besonders gut gefallen hat, ist die Herausarbeitung der Idealisierung und Verherrlichung des Heldentums. Der Orden des "Helden der Sowjetunion" ebnet Wege, verhilft zur einen oder anderen Erleichterung im Alltag, schafft Privilegien. Alle sind gleich, aber manche sind halt ein bisschen "gleicher". Weiters verschafft es einen Einblick in das Leben der Sowjetunion im 20. Jh. und einen (kurzen) Abriss der politischen Mächte.
    Zugegeben fehlen mir persönliche Erfahrungen oder Berührungspunkte, ich weiß das, was man im Geschichtsunterricht und in den Medien erfährt. Und das entspricht so in etwa dem, was ich hier zu lesen bekam. Es bleibt bei mir ein etwas fahler Beigeschmack, bedient sich Makine nicht jeden Klischees und zeigt es nicht genau das Bild, das der Westen vom damaligen Russland hat (Korruption, Spionage, Praktiken des KGB, dessen Klauen man kaum entkommt, Sehnsucht nach allem Westlichen,....)


    Original: La fille d'un héros de l'Union soviétique (Französisch, übersetzt aus dem Russischen?; 1990)


    Dazu fand ich in meiner Ausgabe (1. Auflage 2002, Hofmann&Campe) folgende Anmerkung des dt. Übersetzers: "Andre Makine hat diesen Roman tatsächlich auf Französisch geschrieben. Er wurde jedoch erst von einem französischen Verlag angenommen, nachdem er vorgab, der Roman sei aus dem Russischen ins Französische übersetzt worden. Dazu hat er eine Übersetzerin namens Francoise Bour erfunden"

    Herzliche Grüße
    Rosalita

    :study:  
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle

    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Was mir an diesem Buch besonders gut gefallen hat, ist die Herausarbeitung der Idealisierung und Verherrlichung des Heldentums. Der Orden des "Helden der Sowjetunion" ebnet Wege, verhilft zur einen oder anderen Erleichterung im Alltag, schafft Privilegien. Alle sind gleich, aber manche sind halt ein bisschen "gleicher".

    Idealisierung, Verherrlichung..., aber auch Instrumentalisierung, nicht wahr? Am Ende weiss unser Held gar nicht mehr, wie es denn wirklich war, dermassen hat er sich eine Story geschaffen, schaffen müssen. Dann wird der "Held" quasi ein Opfer...


    Weiters verschafft es einen Einblick in das Leben der Sowjetunion im 20. Jh. und einen (kurzen) Abriss der politischen Mächte.
    (...) Es bleibt bei mir ein etwas fahler Beigeschmack, bedient sich Makine nicht jeden Klischees und zeigt es nicht genau das Bild, das der Westen vom damaligen Russland hat (Korruption, Spionage, Praktiken des KGB, dessen Klauen man kaum entkommt, Sehnsucht nach allem Westlichen,....)

    Hier spricht ja nicht nur ein Westler mit Klischees, sondern mit Makine jemand, der kurz vorher aus der UdSSR nach Frankreich gekommen war (was natürlich nicht in sich bedeutet, dass das Buch nunmehr vorurteilsfrei ist). Leider glaube ich, nach eigenem Wissen und Kontakten mit Russen, dass viel an diesen Klischees wahr ist/war...
    Was Makine aber hinter einer Bloßstellung des Systems nicht vergißt ist wohl der einzelne Mensch, in seinem Suchen und Leiden.


    Dazu fand ich in meiner Ausgabe (1. Auflage 2002, Hofmann&Campe) folgende Anmerkung des dt. Übersetzers: "Andre Makine hat diesen Roman tatsächlich auf Französisch geschrieben. Er wurde jedoch erst von einem französischen Verlag angenommen, nachdem er vorgab, der Roman sei aus dem Russischen ins Französische übersetzt worden. Dazu hat er eine Übersetzerin namens Francoise Bour erfunden"

    Ja, ich fand dazu widersprüchliche Angaben, je nach Quelle, daher mein Fragezeichen hinter der Bemerkung. Danke für die Präzisierung!

  • Klappentext dieser Ausgabe:

    «Il semblait que le monde allait tressaillir et qu'une fête sans fin allait commencer ici et sur la terre entière.»Olia est née, un jour de novembre, dans cette atmosphère de liesse de l'après-guerre où tout paraît possible.Mais les rêves que construit Ivan, le héros décoré de l'Étoile d'or de l'Union soviétique, à la naissance de sa fille ne sont qu'illusions.
    Dans ce premier roman, Andreï Makine brosse le portrait d'une génération perdue, dans une langue superbe de vérité.

    Hier noch mit kleiner Verspätung ein Link zu einer der mehreren französischen Ausgaben:

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