Bartholomäus Grill / Stefan Hippler - Gott. Aids. Afrika

  • Kurzbeschreibung (von Amazon kopiert):
    Alle sechs Sekunden eine Ansteckung. Fünf Millionen Neuinfektionen im Jahr. Jeden Tag 8.000 Aids-Tote. Und trotzdem bleibt die katholische Kirche bei ihrer Haltung: Kondome sind Teufelszeug, die Krankheit ist eine Strafe Gottes. Dabei könnte sie als größte globale Organisation wie keine andere gegen die HIV/Aids-Pandemie kämpfen - wenn sie nur wollte. Die Autoren appellieren für eine Wende in der katholischen Aids-Politik, die nur vom Papst ausgehen kann, und sie berichten aus der ersten Reihe vom Kampf gegen die Katastrophe.


    Das Buch ist eine Gemeinschaftsarbeit des Journalisten und Afrika-Experten Batholomäus Grill und des katholischen Priesters Stefan Hippler.


    Aids - das ist DIE Pandemie. In Afrika wurden und werden ganze Familien ausgelöscht, Ortschaften entvölkert, und die Seuche grassiert weiter und weiter. Ihre Verbreitung unterstützen bornierte einheimische Politiker, die aus falscher Scham das Problem unter den Teppich kehren, Pharmafirmen, die auf ihren Patenten sitzen und ihren Reibach bei HIV-Patienten in den reichen Ländern machen, Regierungen in aller Welt, die auf nationale Verantwortungen hinweisen. Und nicht zuletzt oder an erster Stelle die katholische Kirche, die, immer noch verhaftet in der Moraltheologie und der Ethik von Augustinus und Thomas von Aquin, nur eine Antwort kennt: Sexuelle Enthaltsamkeit.
    "Globale Apartheid" ist eins der Schlüsselwörter: Bei Infizierten, die mit antiretroviralen Medikamenten behandelt werden, kann die Vemehrung des Virus verlangsamt und der Ausbruch von Aids hinausgezögert werden. Doch die Medikamente sind teuer, Behandlung und Einnahme sind kompliziert und verlangen einen disziplinierten Umgang. Außerdem: Je stabiler Gesundheitszustand, Ernährung und Lebensumstände des Kranken sind, desto besser kann der Körper mit dem Virus umgehen. Für einen Südafrikaner also fast unmöglich.
    Bleibt demnach nur die Vorbeugung.


    Hippler als katholischer Priester steht im Zwiespalt zwischen dem, was unbedingt notwendig ist, und den Lehren seiner Kirche. Mit seinem Projekt HOPE Cape town steht er an vorderster Front im Kampf gegen Aids in Afrika: David gegen Goliath, gegen eine zweitausend Jahre alte Machtstruktur, die sich der Nächstenliebe und dem christlich-sozialen Miteinander verschrieben hat, aber immer dann, wenn Sexualität ins Spiel kommt, mit ihren jahrhundertalten Kirchenlehrern und Moralkodex argumentiert. Hippler, schon zu seinen Anfängen in Deutschland als streitbarer und "unbequemer" Priester bekannt, folgt seinem Gewissen, er verteilt Kondome und steht offiziell dazu. Nach Veröffentlichung des Buches schickte er Papst Ratzinger ein Exemplar und hoffte. Die Antwort war ein Maulkorb, d.h. Hippler darf keine Lesereisen unternehmen, keine öffentlichen Aussagen zum Problem machen, keine Vorträge halten. Er hält sich daran. Zunächst sah es so aus, als würde er aus Afrika in seine Heimat zurückbeordert, aber der neue Trierer Bischof hat ihn für weitere fünf Jahre nach Südafrika überstellt, hier nachzulesen.
    Lesereisen macht Bartholomäus Grill nach eigenen Angaben nun allein. Er stellt an seinen Lesetisch immer einen zweiten Stuhl, der leer bleibt.


    Das Buch macht wütend. Sowohl die Fakten, die ich oben aufgeführt habe, als auch die Folgen. Eine Bewertung des Buches mit Sternchen ist mir nicht möglich.
    (Ich möchte an dieser Stelle nicht verschweigen, dass ich Hippler persönlich kenne, so dass mir eine objektive Rezension nicht möglich ist.)


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



    Einmal editiert, zuletzt von Marie ()

  • Hippler, schon zu seinen Anfängen in Deutschland als streitbarer und "unbequemer" Priester bekannt, folgt seinem Gewissen, er verteilt Kondome und steht offiziell dazu.


    Bewundernswert und mutig! Da darf man gespannt sein, wann sich die Kirche seiner ganz entledigt.
    Wenn ich solche Dinge (Einstellung der Kirche zu AIDS, Kondomen etc.) lese, freue ich mich jedes Mal auf´s Neue, dass ich mich von diesem Verein vor 26 Jahren für immer verabschiedet habe!

    (Ich möchte an dieser Stelle nicht verschweigen, dass ich Hippler persönlich kenne, so dass mir eine objektive Rezension nicht möglich ist.)

    So eine Persönlichkeit würde ich auch gern zu meinem Bekanntenkreis zählen. Richte ihm bitte unbekannterweise meine respektvollen Grüße aus. :thumleft:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Da darf man gespannt sein, wann sich die Kirche seiner ganz entledigt.


    Zwischen Rom und den niederen Angestellten steht in Fragen der Personalpolitik glücklicherweise der Diözesanbischof. Glücklicherweise in diesem Fall, weil der neue Trierer Bischof Stephan Ackermann ein junger, aufgeschlossener Mann ist.
    Bei seinem Vorgänger hätte ich dieselbe Befürchtung gehabt, doch den hat man nach München die Karriereleiter hoch- und abgeschoben.


    Ich habe Hippler vor x Jahren zum letzten Mal gesehen, als er - vor dem Maulkorb - in seiner Geburtsstadt einen Vortrag hielt.

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  • Bei seinem Vorgänger hätte ich dieselbe Befürchtung gehabt, doch den hat man nach München die Karriereleiter hoch- und abgeschoben.


    :mrgreen: Gut für Herrn Hippler!

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    (Francis Bacon)
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