Wolfgang Büscher – Deutschland, eine Reise

  • ZUM BUCH:
    Da war er also wieder unterwegs, Wolfgang Büscher, und eigentlich ist es schon wieder ein paar Jahre her (2005). Doch ich denke, dass man dieses Buch, das zur Zeit der Herausgabe auf den Bestsellerlisten stand, auch noch mit Abstand zu genießen und zu schätzen ist. Zu Fuss, per Bus, Zug und Schiff, selten per Auto als Tramper, umrundete Büscher Deutschland, in der Nähe des Rheineinflusses in die Niederlande bei Emmerich im Uhrzeigersinn startend, und sich stets ziemlich an der Grenze oder dem Grenzgebiet haltend, bis er wieder am Ausgangspunkt landet. Ab und zu wird er auch kleine Abstecher in die benachbarten Länder vollziehen. Er wird einige allgemein bekannte Orte durchziehen (Bremen, Helgoland, Hiddensee, Görlitz, Dresden etc.) als auch eher vergessene Streifen und Ortschaften. Sie alle zeigen auf ihre Weise verschiedene Facetten Deutschlands.


    Aber es genügt ja noch nicht, einfach unterwegs zu sein: Büscher hat auch die innere Verfügbarkeit, um sich oft auf Begegnungen einzulassen, die Ohren zu spitzen und die Augen offenzuhalten, um dann auch die Dinge wahrzunehmen. Einiges grenzt da fast schon ans Phantastische, so wenn er sich heimlich, vom Hunger getrieben, in ein Schloß schleicht, oder alle möglichen Originale kennenlernt.


    Sicherlich geht es hier nicht um einen Touristenführer, doch eine Entdeckungsreise durch ein teils unbekanntes Deutschland ist dieses Buch allzumal. Dabei kommt etwas von den verschiedenen Temperamenten, verschiedenen Atmosphären im Lande auf poetische Weise vor Augen.Beim Lesen sollte man sich, meines Erachtens, Zeit lassen, um manche Eindrücke und Gedankengänge des Autors auf sich wirken zu lassen.
    Eine echte Empfehlung und nach „Berlin-Moskau“ (hier besprochen: Wolfgang Büscher - Berlin - Moskau. Eine Reise zu Fuß. ) für mich eine Bestätigung, dass dieser Autor ein guter Reisender und Erzähler ist!


    ZUM AUTOR:
    Wolfgang Büscher (* 20. Mai 1951 in Volkmarsen bei Kassel) ist ein deutscher Journalist und Autor und schrieb lange Jahre für die Zeit, die Süddeutsche Zeitung, die Frankfurter Allgemeine Zeitung und für die Zeitschrift Geo und leitete bis März 2005 das Ressort Reportage bei der Die Welt. 1998 erschien sein Buch Drei Stunden Null. Deutsche Abenteuer. Erhielt 2002 den Theodor-Wolff-Preis für seine Reportagen, 2003 den Kurt-Tucholsky-Preis und 2006 den Ludwig-Börne-Preis für hervorragende Leistungen in der Sparte Reportagen.


    ZUR BIBLIOGRAPHIE:
    1998 - Drei Stunden Null. Deutsche Abenteuer. Rowohlt Berlin 2003, ISBN 3-499-23634-6.
    2003 - Berlin - Moskau Eine Reise zu Fuß. Rowohlt Berlin 2005, ISBN 3-499-24166-8.
    2005 - Deutschland, eine Reise. Rowohlt Berlin 2005, ISBN 3-87134-529-6.
    2008 - Asiatische Absencen. Rowohlt Berlin 2008, ISBN 978-3-87134-616-3.


    Broschiert: 256 Seiten
    Verlag: Rowohlt Tb.; Auflage: 2 (2. Januar 2007)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3499240505
    ISBN-13: 978-3499240508

  • Dieses Buch ist mir gleich nach Erscheinen mal in der Bibliothek in die Hände gekommen. Ich weiß noch, damals hatte ich so gar keine richtige Vorstellung was mich erwarten würden. Aber es war eine sehr interessante Lektüre, diese Grenzsicht auf Deutschland und besonders seine Grenzgebiete. Ich kann mich tom fleo's Meinung nur anschließen und dieses Buch empfehlen.

  • Danke für diese Rezension! das Buch hört sich wirklich interessant an.
    Eines ist mri jetzt aber noch nicht so ganz klar: es geht primär um die Reise durch Deutschland und nicht den Blick auf die Nachbarländer, oder?

    "Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont."
    Konrad Adenauer


    :study: Ashley Audrain - Der Verdacht











  • Eines ist mir jetzt aber noch nicht so ganz klar: es geht primär um die Reise durch Deutschland und nicht den Blick auf die Nachbarländer, oder?


    Meines Erachtens geht es primaer um Deutschland, doch die Exkursionen ins Nachbarland, das Gehen an der Grenze, lassen doch auch entdecken, inwieweit viele dieser Grenzgebiete gerade auch durch ihre Lage, ihre Geschichte, ihren Bezug zum Nachbarland gepraegt worden sind.


    Was ist die Oder/Neiße ohne Polen? Was die Eifel ohne Schmugglergeschichten? Etc...


    Eine Identitaet schreibt sich ja oft im Leben mit/neben den anderen.