Renate Wirth, Thomas Hesse - Das Dorf

  • In Bislich-Büschken am Niederrhein scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. Und so bereitet sich die Nachbarschaft am kleinen Wäldchen auf den Wettbewerb zum "Golddorf" vor, wozu die verschiedenen Verbände und Vereine beitragen sollen. Idylle pur.


    Doch hinter den verschlossenen Haustüren und Vorhängen lauern dunkle Geheimnisse, des Nachts treiben sich seltsame Gestalten mit ungewöhnlichem Werkzeug im Wäldchen herum und schließlich wird eines Morgens - nach einem lebhaften Dorffest - die Leiche eines Nachbarn von einer Briefträgerin in seinem Vorgarten gefunden.


    Kommissarin Karin Krafft kehrt im Laufe der Ermittlungen in das Dorf ihrer Kindheit zurück und ermittelt unter den Menschen, die sie bis dahin gut zu kennen glaubte - was sich als Irrtum heraus stellt. Behindert durch Befangenheit, Politik und einige falsche - wenn auch plausible - Fährten ermittelt sie. Schließlich findet sie viel mehr, als sie je erwartet hatte.


    Viel Lokalkolorit, aber trotzdem auch für Nicht-Niederrheiner sicherlich eine interessante Geschichte. Mir hat´s gefallen. :thumleft:

  • Ein mehr als erbaulicher Niederrheinkrimi


    Buchmeinung zu Thomas Hesse & Renate Wirth – Das Dorf


    Das Dorf ist ein Kriminalroman von Thomas Hesse & Renate Wirth, der 2021 bei emons erschienen ist.


    Zum Autor:
    Thomas Hesse, Jahrgang 1953, lebt in Wesel, ist gelernter Germanist, Kommunikationswissenschaftler und Journalist. Er war bis Ende 2014 in leitender Position bei der »Rheinischen Post« am Niederrhein tätig. Heute ist er freier Autor, Journalist und Publizist.
    Renate Wirth, Jahrgang 1957, ist Gestalttherapeutin, Künstlerin und Autorin.


    Zum Inhalt:
    Die Weseler Kommissarin Karin Kraft wird zu einer Leiche in Bislich-Büschken gerufen. Hier ist sie aufgewachsen, doch sie trifft auf eine Mauer des Schweigens.


    Meine Meinung:
    Der Schreibstil dieses Buches gefällt durch seine ruhige Art, die mit feinem Humor durchsetzt ist. Jederzeit ist die Liebe der Autoren zur Region und den Figuren zu spüren, auch wenn fast alle mehr oder weniger Dreck am Stecken haben. Thematisch stehen häusliche Gewalt und Schatzraub im Blickpunkt. Der Fall ist intelligent konstruiert und bietet einige Überraschungen. Regionale Sehenswürdigkeiten wie der Archäologische Park Xanten sind sinnvoll in die Handlung integriert. Auch für eine Romanze der allein erziehenden Kommissarin findet sich Raum und Zeit. Das Tempoist zu Beginn sehr gemächlich, zieht aber zunehmend an. Die Kommissarin als Hauptfigur wirkt kompetent und sympathisch. Immer wieder bewertet sie die vorliegenden Fakten neu. Unterstützt wird die Kommissarin von ihren Kollegen vom K1. Der neue Kollege Burmeester zeigt besonderen Einsatz, weil er sich beweisen will, da er sich noch nicht voll akzeptiert fühlt.
    Es sind die kleinen Schwächen der Figuren und der jederzeit spürbare Lokalkolorit, die das Buch hervorheben. Am Ende steht ein überzeugend geklärter Mordfall. Eine letzte Wendung, basierend auf einem unglaublichen Zufall, hätte es wirklich nicht gebraucht.


    Fazit:
    Ein überaus angenehm zu lesender Kriminalroman mit viel Lokalkolorit, einem intelligenten Plot und einer taffen und sympathischen Kommissarin hat mich ausgezeichnet unterhalten. Die aus einem Zufall geborene Schlusswendung gefiel mir überhaupt nicht. Insgesamt bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung für die Freunde eher ruhiger und atmosphärischer Krimis aus.

    :study: James Lee Burke - Die Tote im Eisblock


    :musik: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln