Der fotografische Blick - Michael Freeman

  • Über das Buch
    Das Buch hat nicht wenig Seiten, bekommt aber mit der nicht üblichen Buchform von 25,8 x 22,6cm ein tolles Format, das für Bilder und Text viel Platz bietet. Auf jeder Seite befinden sich viele Fotos verschiedener Anwendungsbeispiele und Wirkungen, die auch in kleinen Textpassagen erklärt werden, meistens muss sich aber der Leser den Eindruck machen, was ihm denn nun gefällt, welcher Bildbeschnitt z.B. der Richtige ist - es gibt keine ultimative Lösung, sondern nur immer verschiedene Wirkungen.


    Das Buch ist in 6 Kapitel gegliedert: Der Rahmen, Design-Grundlagen, Grafische und fotografische Elemente, Komposition mit Licht und Farbe, die Intention und der Entstehungsprozess. Der Autor lässt uns zu Anfang wissen, wo das Problem bei der Fotografie liegt: Die Kamera nimmt auf, was sie sieht, das Auge blendet beispielsweise Elemente aus die nicht in unser Kontext passen, was wir gerade sehen - Beispiel: Wir sehen einen tollen Sonnenuntergang und die Spiegelung im Fluss, ignorieren dabei aber der darin stellenweise schwimmenden Müll. Ein Foto nimmt so etwas schonungslos auf, unser Gehirn nicht. Dazu kommen die verschiedenen Sinne, die ein Foto nicht transportieren kann - trotz allem aber ist nun das Ziel des Buches zu versuchen den Blick zu lenken, verschiedene Gefühle durch 'Bildbeschnitte' oder Gestaltung entstehen zu lassen - kurzum: Die Psychologie eines guten Bildes. Es steckt viel mehr dahinter als man am Anfang denkt, man setzt sich nach dem lesen des Buches genauer mit seinem Objekt auseinander (sofern die Zeit dazu da ist) und der Auswurf der Fotos wird nicht mehr so hoch - vorausgesetzt man bleibt dran und liest immer mal wieder die Kapitel des Buches durch. Denn die Infos, die uns der allbekannte (und wirklich gute!) Fotobuchautor Michael Freeman bietet sind enorm und müssen erstmal während des Fotografierens umgesetzt und gesehen werden. Viele Infos gehen leider schnell verloren, man muss studieren, ausprobieren und so lange machen, bis es "unterbewusst" geschieht.


    Wie ich schon in einem anderen Forum gelesen habe sollte man das Geld auch in gute Literatur verwenden und nicht nur in Objektive und neue Kamerabodys, da die ja lange nicht das gute Foto machen, sondern der Fotograf dahinter. Ich bin von dem Buch überzeugt, auch wenn ich bisher keinen großen Erfolg hatte, weiß ich nun, was ein Foto ausmacht. Man knipst eben nicht nur durch die Gegend sondern kann von sich behaupten, was man durch verschiedene Bildgestaltungsmittel erreichen wollte und muss sein Gegenüber auf Nachfrage keine billigen Ausreden entgegnen - meistens sind die guten Fotos doch eher Schnappschüsse, das soll dieses Buch aber schnellstmöglich ändern. Das Auge wird geschult, neue kreative Ideen die man bisher nie so erkannt/umgesetzt hat werden wachgerüttelt.


    Vorsicht: Wer hier aber nach speziellen technischen Tipps sucht (wie man etwas mit welcher Blende, ISO, Verschlusszeit... fotografiert), ist hier falsch. Der Autor setzt das fotografische Können in vielen verschiedenen Situationen voraus und der Wille das Bild am Computer ggf nachzubearbeiten. Geeignet ist das Buch eigentlich für alle Kamerabesitzer (also nicht nur für Spiegelreflexkameraanwender), jedoch lässt sich auch hier nicht bestreiten, dass die im Buch angesprochenen Wirkungen besser mit einer (D)SLR umgesetzt werden können. Auf der Rückseite des Pappumschlags wird dieses Buch bis zum Anfang des Expertenniveaus empfohlen.



    Meine Meinung
    Super Buch muss ich sagen. Ich habe mir viele Fotobücher im Handel angeschaut, die aber nie wirklich Beispiele allgemein hielten oder eben das Auge schulten. Wer wirklich Interesse hat sein fotografisches Niveau auf kreativer Weise zu verbessern, sollte hier wirklich zulegen. Viele Bilder sind leider dokumentarischer Natur, die Anwendungsbeispiele können aber auch gut auf andere Bereiche übertragen werden. Ich habe auch schon das Buch "Michael Freemans Kunst der perfekten Belichtung: Der Schlüssel zu brillanten Bildern" gekauft. :)


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    ( Es fehlt ein halber Stern für die Bewertung :D )

  • Ich habe mir vor kurzem die englische Originalausgabe geholt, bin aber aus Zeitmangel noch nicht wirklich dazu gekommen, mehr als zu blättern. Die Rezensionen, die man überall liest, sind jedenfalls allesamt sehr gut und mein erster Eindruck war auch durchaus positiv. Ich habe vor allem ein Buch gesucht, das nicht hauptsächlich die Technik erklärt sondern auf den kreativen Aspekt eingeht, und da ist "Der fotografische Blick" wirklich ganz vorne dabei. Absolut zu empfehlen!