Kurzbeschreibung: (perlentaucher.de)
Ein New Yorker TV-Journalist verliert während einer Reportage vor
laufender Kamera seine linke Hand - sie wird von einem hungrigen
Zirkuslöwen aufgefressen. Millionen Fernsehzuschauer sind Zeugen des
Unfalls. Nach dem Willen einer Zuschauerin soll der Journalist die Hand
ihres Gatten bekommen - falls dieser stirbt. Doch der Mann ist jung und
kerngesund...
Meine Meinung:
ZitatIch kenne niemanden, der durch "Die vierte Hand" zum Irving-Fan geworden wäre.
... so schrieb Marie im Rezensionsthread zu "Gottes Werk und Teufels Beitrag".
Auch ich würde sagen, dass "Fan werden" etwas zu viel des Guten ist. Aber definitiv bin ich neugierig geworden auf weitere Irving Bücher.
Anfangs tat ich mich etwas schwer mit dem allwissenden Erzähler, es scheint so, als ob er aus dem Off des Buches spricht, wodurch man eine recht große Distanz zum Erzählten bekommt. Es fängt an mit einem Kapitel über den Journalisten Wallingford, z.B. wie es dazu kam, dass seine Hand von einem Löwen abgebissen wurde.
Das zweite Kapitel handelt dann gleich mal von dem exzentrischen Handchirurgen Dr. Zajac, der Wallingford später die neue Hand annähen wird.
Dr. Zajac ist ein komischer Kauz, lebt alleinerziehend, hat einen Sohn, der genauso kauzig wirkt und den er alle drei Wochenenden bei sich haben darf. Zudem hat er noch eine Haushälterin. Zajac hat die Angewohnheit, Hundehaufen mit seinem Lacrosseschläger aufzuheben und sie zielgerichtet nach den Ruderern zu schleudern (was er aber bestreitet). Später kommt dann noch ein exzentrischer Hund dazu, der alles frisst, allem voran Hundehaufen, fremde wie eigene und somit ein praktischer Begleiter auf Zajacs Hundekotmission ist.
Wallingford trifft in Dr. Zajacs Büro auf Doris Clausen, der Witwe des Handspenders, der unter tragischen Umständen am Tag des SuperBowls ums Leben gekommen ist.
Ein seltsames Zusammentreffen, aus dem ein Kind entstehen wird, zusätzlich fordert sie ein Besuchsrecht bei der ehemaligen Hand ihres Mannes.
Im Laufe dieser Besuche merkt Wallingford, dass er sich in Doris verliebt hat.
Wallingford ist ein Schürzenjäger ohne eigenes Zutun, er zieht Frauen einfach magisch an. Zum Beispiel die Journalistenkollegin Mary, die für ihn keinen Nachnamen hat, aber ein Kind von ihm will.
Sein Job ist bei einem Sender, der als "Katastrophensender" verschrien ist, dort fühlt er sich aber mehr und mehr unwohl und prangert die Sensationsgeilheit der Medien an, obwohl er selbst Teil davon ist. Diese Kritik ist immer wieder eingestreut in diesem Buch.
Ab der Mitte des Buches ungefähr, vor allem zum Ende hin, scheint sich der allwissende Erzähler etwas zurückzuziehen, es mutet fast wie eine normale Erzählungen an, die aber durchaus nicht an Skurillität verliert und des öfteren auch größere Zeitsprünge hat.
Nach den ersten 20-30 Seiten, nachdem ich mich auf den Schreibstil eingelassen hatte, konnte ich das Buch fast nicht mehr aus der Hand legen. Ein bisschen wie bei einem Unfall, eigentlich möchte man wegsehen, aber man bleibt mit den Blicken doch immer wieder daran hängen, möchte wissen, wie es denn nun weitergeht.
Literarisch nicht außergewöhnlich, aber irgendwie doch außergewöhnlich aufgrund der Geschichte an sich und dem Erzählstil.
Alles in allem fand ich das Buch einfach klasse, es war mal etwas anderes.
Von mir gibt es Sterne.