Jürgen Petschull, Der letzte Tanz im Paradies

  • Seitenzahl: 503



    Inhalt: (Klappentext)


    Hamburg, Januar 1899. In einer Sammlung von Eingeborenenschädeln aus Ozeanien wir der Totenkopf eines jungen deutschen Forschers entdeckt.....


    Ein Jahr zuvor legt der Frachtsegler "Emily Godeffroy" von den Landungsbrücken ab. Sein Ziel: die Insel Neu-Pommern im Bismarck-Archipel. An Bord sind der Generalbevollmächtigte des Handelshauses Godeffroy, Theobald Kolber, der junge Naturforscher Sebastiaqn Kleine und die Hebamme Anna Scharnhorst. Kolber und Kleine reisen im besonderen Auftrag des finanziell angeschlagenen "Deutschen Südseekönigs" Johan Cesar Godeffroy: Sie sollen herausfinden, ob in einem unzugänglichen Vulkangebiet tatsächlich eine Diamantenmine entdeckt worden ist. Kolber verliebt sich dabei in die faszinierende "Queen Emma", die reichste Frau des Pazifiks. Forscher Kleine gerät in ein Massaker, als aufständische Kannibalen ein deutsches Missionsdorf überfallen.



    Autor:


    Jürgen Petschull, Jahrgang 1942, bereiste als Reporter von STERN und GEO Schauplätze auf der ganzen Welt. Seine Romane "Der Märtyrer" und "Der Herbst der Amateure" waren Bestseller. Er ist Autor mehrerer Sachbücher, darunter eines über die Geschichte der deutschen Kolonien (Der Wahn vom Weltreich). Er lebt in Bremen.



    Meine Meinung:


    Von der ersten Seite an spürt man, dass Jürgen Petschull sich intensiv mit der Geschichte der deutschen Kolonien beschäftigt hat. Bildhaft beschreibt er die "Bemühungen" der deutschen Siedler in der Südsee ihre deutsche Kultur an die "Wilden" weiterzugeben, sie unterzuordnen,sie dem wahren Glauben, wenn es sein muß mit Gewalt und Druck, zuzuführen. Im Auftrag und zu Ehren des deutschen Kaisers versuchen sie bei drückender tropischer Hitze "Klein Deutschland" zu gestalten. Dabei entstehen groteske Bilder von einheimischen Soldaten mit Helm und Uniform, barfuß und blecherne Orchester, die krampfhaft versuchen deutsches Liedgut mit für sie so ungewöhnten Tönen, wiederzugeben. Ungeachtet alter Kultstellen entstehn auf deren Erde Felder und Kokosplantagen. Diebstahl wird hart bestraft, unverständlich in den Augen der Einheimischen, die nicht einmal das Wort Besitz bisher kannten.


    Ein Paradies nach Aussen hin, denn nicht jeder deutsche Bürger verträgt das Klima, viele leiden unter der Malaria.


    Die abenteuerliche und spannungsgeladene Schicksale der Protagonisten fügen sich wunderbar in diese Umgebung. Man fiebert mit ihnen. Unerforschter Urwald, feindliche Stämme, heimtückische Verbrechen, aber auch dramatische Liebe prägen diesen historischen Krimi. Vieler Leben ist ungefähr so verlaufen wie hier beschrieben und die Persönlichkeiten real wie z.B. Johan Cesar Godeffroy und sein Handelshaus. Auch der Überfall der Missionsstation ist Tatsache. Fiktive Personen sorgen dafür das Gesamtbild zu vervollständigen.


    Absichtlich benutze ich das Wort Krimi und nicht Thriller wie die Bezeichnung auf dem Cover lautet. Die Handlung ist spannend, läuft aber nicht Schlag auf Schlag ab wie beim Thriller, sondern baut sich allmählich auf. Ich persönlich empfinde das als angenehm, da allzu reißerisches oft auch künstlich und übertrieben wirkt, was hier nicht der Fall ist. Dieses Buch könnte ich mir auch sehr gut als Verfilmung vorstellen. Ein fesselndes Leseabenteuer, das ich sehr empfehlen kann. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: / :bewertung1von5:



    Liebe Grüsse


    Wirbelwind



    :study: Ella Theiss, Die Spucke des Teufels

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Ja Conor, wer Abenteuer und Geschichte mag kommt hier voll auf seine Kosten.



    Liebe Grüsse


    Wirbelwind



    :study: Norbert Zähringer, Einer von vielen

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Ich bin jetzt auch durch und eigentlich zufrieden. Mir hat besonders am Anfang, also noch in Deutschland die Art des Erzählens gefallen. Er sprach dort z. B. völlig ungeniert von Geestrücken usw., ohne dies näher zu erklären und dabei wieder einen oberlehrerhaften Klang in die Geschichte zu bringen. Das Leben in der Kolonie fand ich dann manchmal etwas verschwommen und zu einseitig auf die wenigen Handelnden ausgerichtet erzählt. Mir hätte es gefallen, wenn ich noch einiges über andere Bewohner der Kolonie, ausser Beamten, Wissenschaftlern und Missionaren erfahren hätte. Ausserdem fand ich die Geschichte der Beziehungen ziemlich am Rande des Kitsches, allerdings eben immer noch auf der guten Seite und sie wurden ja auch nicht ausgewalzt. Ansonsten, und diese "Mängel" stellen einen sehr kleinen Teil dar, ist es ein gut lesbares Buch über ein Stück deutscher Geschichte, das auch recht kritisch zu Werke geht. Ich habe mich toll unterhalten und auch wieder Anregungen erhalten, mehr über diese Weltgegend zu lesen.

  • Inhalt:
    Im Jahre 1898 steht es finanziell nicht gut um das traditionsreiche Hamburger Familienunternehmen Godeffroy & Sohn. Als Firmenchef und so genanntem Deutschen Südseekönig Johann Cesar Godeffroy eine angebliche Diamantenmiene in Deutsch-Neuguinea zum Kauf angeboten wird, will er diese Chance ergreifen. Daher schickt er seinen Partner, Freund und Generalbevollmächtigten für die Südsee, Theobald Kolber um der Sache auf den Grund zu gehen. Mit an Bord des Seglers ist der junge Naturforscher Sebastian Kleine, der früher auch bei der Criminalpolizei tätig war, er soll mithelfen die Sache aufzuklären und gleichzeitig für das Firmeneigene Tropenmuseum neue Arten bestimmen und Präperate finden. An Bord des Seglers lernen die beiden Männer die junge Missionsschwester und Auswanderin Anna Scharnhorst kennen. Die 3 werden schnell Freunde.


    Angekommen in Deutsch-Neuguinea, einer völlig anderen Welt, gehen sie zunächst alle Ihrer Wege doch die Schicksale der 3 sind miteinander verknüpft. Sie treffen auf den jungen bremer Tropenarzt Dr. Werner Jungblut, die berühmte Queen Emma, die größte Plantagenbesitzerin der Südsee und den ungeliebten Polizeikommandanten Gustav Schmeile. Während Kolber sich um die angebliche Diamantenmiene kümmert, geht Sebastian Kleine seiner Passion als Forscher nach, und Anna trifft ihren Verlobten, den Missionar Heinrich Althoff. Bald jedoch wird es rasant. Kolber und Kleine werden zur Diamantenmiene geführt und gleichzeitig bricht ein Aufstand der einheimischen Kannibalenvölker aus welche die Protagonisten in Gefahr bringt.


    Nicht alle werden dieses Abenteuer überleben...



    Meinung:
    Vorneweg, es ist ein richtiges Gutes Buch. Die Einleitung beginnt gleich so dass man weiß welcher der Freunde später sterben wird. Das nimmt zwar etwas Spannung aus der Sache aber das spürt man nicht wenn das Buch den Zeitsprung zurück macht. Man will wissen wie es soweit kam und vor allem will man dann wissen was mit den anderen Hauptdarstellern geschieht. Das Buch ist eine Mischung aus Wirtschaftskrimi, Abenteuergeschichte und Familiensaga. Vor allem genial finde ich die Schilderung der damaligen Zeit. Man fühlt sich schon nach wenigen Seiten in die alte Kaiserzeit zurück versetzt und Deutsch-Neuguinea wird wirklich zum Leben erweckt. Man denkt man besucht wirklich diese versunkene Kolonie.


    Schön ist auch das alle Plots ein Ende finden und nichts offen bleibt und auch der Epilog am Ende der einige Jahre in der Zukunft spielt ist schön und zeigt einem was aus den überlebenden Charakteren geworden ist.


    Eingie der im Buch vorkommenden Personen, Queen Emma oder Johann Cesar Godeffroy sind historisch verbürgte Personen die genau das erlebt haben was hier geschildert wird, wenn auch zu anderen Epochen. Johann Cesar Godeffroy und seine finanziellen Probleme z.b. geschahen 2 Jahrzehnte vor der Handlung des Buches. Auch der Kannbalenaufstand und die Kämpfe haben wirklich so stattgefunden und viele Firmen und Personen aus der Kolonie gab es wirklich. Der Autor hat sozusagen die Geschichte der deutschen Kolonie einfach in ein Jahr gepackt und Personen sich treffen lassen die zu unterschiedlichen Zeiten dort wirklich wirkten. Sebastian Kleine ist dagegen eine erfundene Figur, und Theobald Kolber eine Erstellung aus 2 realen Personen. Auch die Geschichte mit der Diamanentenmiene ist wirklich passiert. Im Nachwort des Buches geht der Autor ausführlich darauf ein und erklärt dies, zudem gibt es eine Karte hinten im Buch über die Kolonie.


    Da es so gut wie keine Bücher über diese Epoche gibt, vor allem wenn es in Deutschland oder einer deutschen Kolonie spielt - und die wenigen die es gibt vor allem Liebesschnulzen sind, hat dieser Roman schon ein Alleinstellungsmerkmal. Wirklich empfehlenswert. Mich hat vor allem die Handlung in dieser deutschen Kolonie interessiert und ich wurde nicht enttäuscht.


    Gerne mehr davon!