Bis zur Verfilmung dieses Romans im Jahr 1982 hieß der deutsche Titel "Träumen Androide von elektrischen Schafen?"
Ein Beweis mehr dafür, wie Filme zu Büchern Selbstläufer werden können.
Film und Buch sollen sich wesentlich unterscheiden, da ich den Film bislang nicht gesehen habe, muss meine Rezension ohne Querverweise zu dem Ridley-Scott-Kult auskommen.
Inhalt:
Die Welt Anfang der 90er Jahre.
Eine radioaktive Wolke hat fast die gesamte Fauna der Erde aussterben lassen. Die Menschheit ist größtenteils auf den Mars übergesiedelt, wo sie von immer menschenähnlicheren Robotern (humane Androide) unterstützt wird.
Die auf der Erde zurück gebliebenen Menschen suchen ihr Seelenheil in einer neuen Religion, dem Mercerismus, und in der Aufzucht und Pflege der immer seltener gewordenen und dementsprechenden teuren Tiere.
Wer sich kein echtes Tier leisten kann, hält sich ein künstliches, zB ein elektrisches Schaf - so wie Rick Deckard.
Rick Deckard ist Prämienjäger für eine nordkalifornische Polizeiorgansiation. In deren Auftrag tötet er Androiden, die sich ohne Erlaubnis vom Mars zurück auf die Erde begeben haben. Pro Kopf erhält er eine Prämie, die er für sein erstes echtes Tier spart.
Der neue Androidentyp Nexus 6 bereitet aber große Probleme. Noch nie war ein künstlicher Mensch menschenähnlicher. Rick Deckard gerät immer mehr in die Welten zwischen Menschen und Androiden und merkt, dass die angeblichen Unterschiede (nur der Mensch ist mitfühlend) womöglich so gar nicht bestehen.
Ist es brutaler einer Spinne drei Beine abzuschneiden um zu sehen, was dann geschieht, wie es die Androidin Pris tut oder liegt die Saat des Bösen darin, ohne Gewissensbisse fast menschliche Wesen zu töten, die wie die Opernsängerin Luba Luft der Menschheit Gutes bringen? Und wenn er selbst letzteres so eiskalt tun kann, ist er dann selbst überhaupt ein Mensch? Oder macht ihn gerade diese Kälte erst zum Menschen?
Meine Meinung:
Trotz der eher gewaltsamen Grundstimmung hat das Buch durch seine philosophische Frage Platz für leise Töne. Diese Kombination aus beidem - die Suche nach dem nächsten zu tötenden Androiden und gleichzeitig die Frage nach dem Sinn des Ganzen- macht das Besondere des Romans aus. Unwillkürlich fragt man sich selbst ständig, wer ist hier nun der Böse und wer der Gute, wer verhält sich empathisch und wer geht brutal vor?
Das Vexierbild lässt auch für den Leser die Grenzen verschwimmen und macht es am Ende schwer zu unterscheiden, wer ist menschlich und wer künstlich und worin besteht überhaupt der wahre Unterschied?
Philip K. Dick lässt diese Welt der Zukunft durch viele Ideen (Geräte wie die Stimmungsorgel, die Einswerdungsbox des Mercerismus, seltsam anmutende Fernsehprogramme) sehr plastisch erscheinen. Die Sprache wirkt weder aufgesetzt noch platt.
Ein düsterer pessimistischer Science Fiction, doch gerade deshalb
Sehr empfehlenswert