Das zweite Schuljahr in Evernight beginnt für Bianca getrennt von Lucas, der Liebe ihres Lebens und ohne eine echte Aussicht darauf ihn je wiedersehen, oder gar ihre beiden Welten in Einklang bringen zu können. Und trotzdem schaffen es beide einander nahe zu kommen, aber nur um den Preis ständiger Unehrlichkeit gegenüber fast allen Personen um sie herum und nicht ohne Hilfe.
Merkwürdiges geht gleichzeitig in Ervernight vor und Biancas Welt beginnt sich beständig zu wandeln. Nicht nur wird der Vampir in ihr stärker, sondern auch die Welt des Übernatürlichen reicher und bedrohlicher. Das Geheimnis um die Zulassung menschlicher Schüler zur Evernight Academy wird zum Teil gelüftet, ebenso wie jenes um Biancas Existenz als von Vampiren gezeugte (nicht geschaffene) Person.
Tragödien reihen sich aneinander und letztlich scheint es, als würde Biancas Welt, gemeinsam mit dem brennenden Evernight in sich zusammenstürzen. Das Überleben vieler Protagonisten ist unsicher und auch die Ausgangsposition für die kommenden Bücher ist, gerade für Protagonistin Bianca, mehr als heikel.
Wie bereits in „Evernight“ ist lebenslange Veränderung und die Unfähigkeit von Vampiren, wie erwachsenen Menschen, diese zu vollziehen eines der Grundthemen des Buches. Bianca, leibliche Tochter zweier Vampire, muss sich ebenso mit der starren Weltsicht ihrer Eltern herumschlagen, wie ihre große Liebe Lucas es mit der Einstellung seiner Eltern muss. Unnötig zu erwähnen, dass dabei Welten aufeinander prallen, da es sich in einem Fall um Vampire, in dem anderen Fall um Vampirjäger handelt. In Claudia Grays Serie zeigt sich daher nur all zu schnell, dass es hundertprozentiges Vertrauen nur schwer geben kann, weil jeder von einer anderen Warte aus auf die Welt blickt, jeder andere Vorstellungen von „Gut“ und „Schlecht“ hat. Jeder kann, in den Augen eines anderen, zum Betrüger werden.
Die Handlung von „Stargazer“ kommt schnell in Gang und bleibt durchweg spannend. Dabei schafft es die Autorin trotzdem viele ihrer Figuren genauer zu zeichnen als im Vorgängerband und damit glaubhafter zu machen. Dies betrifft vor allem „Balthazar“, „Raquel“, „Vic“ und „Bianca“ selbst; Einzig der Charakter von Lucas bleibt für mich etwas unscharf. Ebenfalls die neuen Figuren überzeugen und machen die Handlung lebendig, wenn auch oft traurig und brutal. Zudem werden viele der bereits bestehenden Handlungsstränge mit neuen auf eine Weise zusammengeführt, dass man bei jeder Wendung erstaunt und über die ganze Zeit des Lesens hinweg mitgerissen ist.
Am Ende steht eine Katastrophe, die jene des ersten Bandes noch bei Weitem übertrifft und eine halbwegs verlässliche Voraussicht auf kommende Ereignisse annähernd unmöglich macht. Claudia Gray hat eine tolle Geschichte geschaffen, die es mir unmöglich gemacht hat „Stargazer“ für längere Zeit aus den Händen zu legen.
Sehr zu empfehlen!
Die Wartezeit auf den dritten Band der Reihe „Hourglass“, der im März erscheinen wird und auf den abschließenden Titel „Afterlife“ (Frühjahr 2011) ist für mich damit, vor lauter Vorfreude, wesentlich länger geworden.
Klappentext