Mit dem Buch "Einhorncodex" liegt der zweite Band der Gretchen-Grau
Geschichten von Elizabeth Ann Scarborough vor, in der die
Fantasy-Geschichte um die Haus-und Herdhexe und ihren Freund und
Begleiter Colin Liedschmied weitergeführt wird. Colin ist nun der
Hofbarde von König Brüllo Eberesch und dessen Gattin Bernsteinwein, die
Gretchen und er selbst im hochschwangeren Zustand vor dem ausgefuchsten
Zauberer Furchtbart gerettet haben.
Man feiert gerade die Taufe ihrer Tochter Bronwyn, die nach alter
Tradition mit Schlamm statt mit Wasser durchgeführt wird. Und Brüllo
adoptiert Gretchen zum Dank und Lohn für die Rettung seiner Tochter und
erhebt sie damit in den Rang einer Prinzessin. Damit tritt Brüllo
allerdings eine wahre Flut von Freiern los, die unser Gretchen
umschwärmen und heiraten wollen, natürlich nicht um ihrer Selbst willen
sondern um selbst Macht und Einfluß zu bekommen. Zu allem Überfluß
zieht sich Colin vor ihr zurück, weil er - der sie wirklich lieb hat -
irrtümlicherweise meint, als einfacher fahrender Sänger nicht gut genug
für sie zu sein.
Um die Verwicklungen in diesem Roman vollends komplett zu machen, wird
die kleine Bronwyn auch noch mit dem Fluch belegt, niemals die Wahrheit
sprechen zu können. Urheber ist natürlich wieder der böse Zauberer
Furchtbart auf seinem entlegenen Eisschloß, der es noch keinesfalls
aufgegeben hat, die Herrschaft über Argonia an sich zu reissen.
Zu diesem Zweck hat er eine recht naive Nymphe mit Namen Sally
überredet, für ihn ein Heer von Briganten auszuheben, um seinem
Erzfeind Brüllo zu schaden. Zusammen mit ihrem Partner Wulfric, einem
Werwolf, der es absolut verabscheut, tagsüber als Mensch herum zu
laufen, jagt sie die letzten Einhörner, um aus deren Hörnern ein
Elixier zu gewinnen, das ihre Truppen unbesiegbar machen soll.
Gretchen erfährt von dieser Verschwörung durch Mondschein, ihrem
treuen, aber etwas allzu sittenstrengen Einhorn und begibt sich mit
Colin zusammen auf die Reise, um die letzten Einhörner zu retten.
Außerdem paßt ihr das auch ganz gut in den Kram, weil sie das
Prinzessinnen-Dasein schon gründlich satt hat und vor allem die ewigen
Nachstellungen von Prinz Leofwin, der durch eine Heirat mit ihr darauf
hofft, als ihr Ehemann endlich zum Erbe und Nachfolger seines Vaters
erhoben zu werden. Das Buch strotzt - ebenso wie der schon der erste
Band - vor humorvollen und skurrilen Verwicklungen und fantasiereichen
Ideen.
Ein magisches Lesevergnügen, dessen Charme man sich kaum entziehen kann.