Hommage an Agatha
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Ein zugeschneites Berghotel, ein mysteriöser Mord und ein aufgekratzter Doktor Langhammer - Kluftinger ermittelt wieder! Eigentlich sollte es für die Kluftingers ein erholsamer Kurzurlaub werden, auch wenn das Ehepaar Langhammer mit von der Partie ist: ein Winterwochenende in einem schönen Allgäuer Berghotel samt einem Live-Kriminalspiel. Doch aus dem Spiel wird blutiger Ernst, als ein Hotelgast unfreiwillig das Zeitliche segnet. Kluftinger steht vor einem Rätsel: Die Leiche befindet sich in einem von innen verschlossenen Raum. Und über Nacht löst ein Schneesturm höchste Lawinenwarnstufe aus und schneidet das Hotel von der Außenwelt ab. Kommissar Kluftinger ist ganz auf sich allein gestellt. Das heißt: fast. Denn Doktor Langhammer mischt bei den Ermittlungen kräftig mit. Und das alles während der berüchtigten Rauhnächte, über die man sich hier in den Bergen grausige Geschichten von bösen Mächten erzählt.
Hier haben die Autoren gleich zwei gängige und beliebte Krimimotive zusammengebastelt: Ein Mord passiert in einer Umgebung, die die Menschen nicht verlassen können, Telefonleitungen sind kaputt, Handys haben keinen Empfang, wegen des Schneesturms kann keiner von außen hereinkommen, also muss einer der Eingeschlossenen der Mörder sein. Und das Mysterium des "Closed Room": Der Tote liegt in einem von innen verschlossenen Zimmer, aus dem ein Mörder eigentlich nicht fliehen konnte.
Dass Agatha Christie Pate stand, legt das Autorengespann gleich zu Anfang offen: In dem Mörderspiel, zu dem die Hotelgäste eingeladen wurden, soll Kluftinger den Poirot geben; er wird mit passenden Kleidern und Schnurrbart ausstaffiert, und erinnert sich selbst beim Blick in den Spiegel an Peter Ustinov in dieser Rolle.
Dass jeder einzelne aus der Gästeschar in irgendeiner Beziehung zu dem Ermordeten stand, las man auch schon bei Christie: "Mord im Orient-Express", und am Schluss wundert man sich nicht, dass Kluftinger alle Anwesenden im Kaminzimmer versammelt und langsam und genüsslich seine Erkenntnisse offenbart.
Dass der Krimi trotz der altbekannten und mehrfach gelesenen Motive nicht verstaubt oder altbacken wirkt, liegt zum einen an der Person Kluftinger, zum andern an seinem "Zusammenspiel" mit Dr. Langhammer, der als ein voreiliger und stümperhafter Watson agiert, sich selbst aber gern als Sherlock sehen würde. Es geht selten gut, wenn zwei Protagonisten sich in ihren Haupteigenschaften so ähnlich sind, doch hier funktioniert es: Beide sind humorlos und frei von jeder Selbstkritik. Gleichzeitig glauben beide, dem anderen überlegen zu sein.
Weil er weder auf die Hilfe der Spurensicherung oder die seiner Kollegen zurückgreifen kann, hat Kluftinger nur eine Möglichkeit: Befragungen und nochmals Befragungen, einzelne Aussagen vergleichen, Widersprüche entdecken und ihnen auf den Grund gehen. Dass keine Langeweile aufkommt, dafür sorgen die kleinen Begebenheiten am Rande: Kluftingers Probleme mit den Tücken des Objekts (wie funktioniert ein Frühstücksbuffet?), Erikas Verstimmung, eine heilende Massage (dazu muss auch Kommissar Kluftinger seine Kleider ablegen!), ein Silvesterfeuerwerk und die unzähligen Reibereien mit Langhammer.
Nach zwei Romanen, in denen Kluftinger die richtig großen Bösen, Nazis und Terroristen, jagen musste (Seegrund und Laienspiel) nun wieder ein Krimi, der in der Art an die ersten beiden der Serie, Milchgeld und Erntedank, anknüpft. In diesem Ambiente der "bürgerlichen Mordmotive" wie Eifersucht, Betrug, Erpressung und verschmähte Liebe gefallen mir Kluftinger, seine Bodenständigkeit und sein Traditionsbewußtsein besser.
Marie